Stanislaw Arcisziewski in polnischer Uniform.
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Stanislaw Arcisziewski in polnischer Uniform. Weil er eine Liebesbeziehung mit einer deutschen Frau gehabt haben soll, wurde er hingerichtet.

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Marterl erinnert in Furth im Wald an Hinrichtung vor 80 Jahren

Marterl erinnert in Furth im Wald an Hinrichtung vor 80 Jahren

Es ist ein spezielles Kapitel in der Geschichte von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern in Nazi-Deutschland. Männer, die wegen verbotener Beziehungen zu deutschen Frauen hingerichtet wurden. Einer von ihnen war Stanislaw Arcisziewski.

Am Schafberg in der Nähe der Stadt Furth im Wald im Landkreis Cham erinnert der Historische Verein Furth im Wald mit einem Marterl an die Hinrichtung des polnischen Zwangsarbeiters Stanislaw Arcisziewski vor 80 Jahren.

Das Kunstwerk, das an die traditionelle Form eines Marterls erinnert, hat der Architekt Siegi Wild, der Vorsitzende des Historischen Vereins, entworfen. Bürgermeister Sandro Bauer, der die Gäste begrüßte, sieht in dem Denkmal auch eine Mahnung für unsere Zeit. Nach Furth gekommen war auch der polnische Generalkonsul Jan M. Malkiewcz. Er dankte den Initiatoren für dieses Zeichen der Erinnerung und dafür, dass sein Landsmann nicht vergessen wurde.

BR-Reporter Thomas Muggenthaler erinnert sich an die Geschichte, die hinter dem Marterl steckt:

Wegen Liebe zu einer deutschen Frau hingerichtet

"Wie haben ihn sehr vermisst", sagte die jüngste Schwester von Stanislaw Arciscewski, als ich mit ihr für die Recherchen Kontakt aufnehme. Sie konnte sich noch gut an ihren Bruder erinnern, wusste bis dahin aber nicht, warum er sterben musste.

Stanislaw Arciszewski wurde vorgeworfen, ein Liebensverhältnis mit einer deutschen Frau unterhalten zu haben und Vater eines Kindes zu sein, das sie bekommen hat. Solche Beziehungen waren in der Zeit des Nationalsozialismus streng verboten. Das NS-Regime reagierte mit demonstrativen Hinrichtungen auf Verstöße gegen das Verbot des Geschlechtsverkehrs mit deutschen Frauen.

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v.l. BR-Reporter Thomas Muggenthaler, Bürgermeister Sandro Bauer, der polnische Generalkonsul Jan M. Malkiewcz und Architekt Siegi Wild

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Arbeitsausweis von Zwangsarbeiter Stanislaw Arciscewski

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Den Mann aufgehängt, die Frau ins KZ verschleppt

Organisiert von der Geheimen Staatspolizeistelle Regensburg wurde Stanislaw Arciszewski am 3. September 1942 am Schafberg in der Nähe seines früheren Arbeitsplatzes erhängt. Zur Abschreckung wurden die polnischen Zwangsarbeiter aus der Umgebung am Hinrichtungsort versammelt. Die Frau, die mit dem Polen ein Verhältnis gehabt haben soll, wurde einige Monate nach der Geburt ihres Kindes verhaftet und ohne Prozess und Urteil auf Anweisung der Gestapo in das Frauen-KZ Ravensbrück bei Berlin eingewiesen und von dort in das Außenlager Neurohlau verlegt, das zuletzt unter der Verwaltung des KZ Flossenbürg stand.

Über 20 Hinrichtungen wegen verbotener Liebe in Ostbayern

Die Hinrichtung von Stanislaw Arciszewski ist eine von über 20 Hinrichtungen dieser Art in Niederbayern und der Oberpfalz. Die erste Hinrichtung fand am18. April 1941 in Michelsneukirchen im damaligen Landkreis Roding, heute ebenfalls Landkreis Cham, statt. Dort wurde der Pole Julian Majka hingerichtet. Bedrückende Fotos, die in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zu sehen sind, dokumentieren diese Hinrichtung und zeigen, wie die Gestapo solche Hinrichtungen durchgeführt hat.

Für die Schwester von Stanislaw Arciszewski blieb der Tod des Bruders sehr schmerzhaft. Als ich sie besuche, schüttelt sie in einem Beitrag, der in dem BR-Politikmagazin "Kontrovers" zu sehen war, einfach den Kopf. Wegen so etwas sterben zu müssen, blieb für die unfassbar.