Es ist ein Bild der Verwüstung: Der Fußballplatz des TSV Goßmannsdorf im Landkreis Würzburg gleicht aktuell einer Buckelpiste. Auf der einen Spielhälfte findet sich statt Gras vor allem weiche, aufgewühlte Erde. "Da wird noch ein saftiger Betrag auf uns zukommen, um den Platz wieder herzurichten", so Mark Seyrich, Vorsitzender des Vereins. Trotzdem sei er froh, dass der Platz bald endlich wieder normal bespielbar sein könnte. Denn daran war bis vor Kurzem kaum zu denken.
Verletzungsgefahr durch Maulwurfsgänge: "Das kann richtig wehtun"
Das Problem: Der Maulwurf hat sich auf dem Gelände breitgemacht. Bereits 2019 ist er eingewandert. Richtig schlimm sei das Problem aber erst im vergangenen Jahr geworden, so Seyrich. Teilweise 160 Hügel hatten die Goßmannsdorfer auf dem Platz. Die seien aber gar nicht das Hauptproblem, so der Vorsitzende. Gefährlich wurde das Spiel vor allem durch die unterirdisch verlaufenden Gänge. Mehrere Spieler seien schon eingebrochen, wären umgeknickt und hätten sich verletzt. "Das kann richtig wehtun", so Seyrich. Regelmäßig hat der Verein daher auf sein Heimrecht verzichtet, nur auf einer Platzhälfte trainiert.
Ausbreitung dank Corona? Mehrere Vereine im Landkreis Würzburg betroffen
Für gewöhnlich sind Maulwürfe auf Fußballplätzen eher selten. Die nahezu blinden Tiere sind unter der Erde auf ihren Tastsinn angewiesen und meiden daher Lärm und Erschütterung. Dass das Problem derzeit gehäuft auftritt, könnte mit der Corona-Pandemie zusammenhängen, so Steffen Jodl, Leiter der BUND Naturschutz-Kreisgruppe Würzburg. Durch die Einstellung des Spielbetriebs hätten die Tiere sich auf den Plätzen plötzlich wohlgefühlt.
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Aktuell hat sich der Wühler im Landkreis Würzburg vor allem in Mainnähe breitgemacht. Zuletzt waren unter anderem Fußballplätze der TSG Sommerhausen, des SV Kleinochsenfurt sowie der Trainingsplatz des Ochsenfurter FV betroffen. Auch andere Vereine am Main wie der FC Fahr (Lkr. Kitzingen) meldeten schon Probleme.
Geschützte Art: So könn(t)en Maulwürfe vergrämt werden
Die kleinen Tiere loszuwerden ist jedoch alles andere als einfach, da der Maulwurf in Deutschland zu den nach dem Bundesnaturschutzgesetz geschützten Arten gehört und nicht getötet werden darf. Stattdessen kann versucht werden, das Tier zu vergrämen, beispielsweise durch Erschütterung, akustische Signale oder unangenehme Gerüchen, wie von Knoblauch, Essigessenz oder Buttersäure. Hilft das nichts, kann er mit Ausnahmegenehmigung der Höheren Naturschutzbehörden abgefangen werden. Dafür muss jedoch zunächst eine sogenannte Vertikalsperre rund um den Fußballplatz in die Erde eingelassen werden, um zu verhindern, dass der Maulwurf erneut zuwandern kann.
Kostspielig und mühsam: Arbeitsaufwand in Goßmannsdorf beträchtlich
Der TSV Goßmannsdorf hat das bereits hinter sich. In einer kostspieligen und mühsamen Aktion haben die Fußballer die Sperre eingezogen und sind prompt auf neue Probleme gestoßen: Ausversehen wird eine Wasserleitung angegraben und muss neu verlegt werden, im Erdreich stößt man auf riesige Steinbrocken, die händisch beiseitegeschafft werden müssen. "Wir haben teilweise überlegt: Lassen wir’s ganz? Ist’s das überhaupt wert?", so Mark Seyrich. Aber ein Fußballverein braucht eben auch einen Fußballplatz.
Bis zu 50.000 Euro Strafe bei Verstoß gegen Artenschutzrecht
Auf andere Vereine könnte nun dasselbe Prozedere zukommen. "Denn eins kann gesagt sein: Der Maulwurf geht nicht von allein weg", stellt Mark Seyrich klar. Trotzdem hat die Höhere Naturschutzbehörde Unterfranken laut Pressesprecher Johannes Hardenacke jedoch seit vergangenem Herbst keine neuen Anfragen bezüglich Maulwürfen vorliegen. Natürlich könne es sein, dass Vereine das Problem auch unter der Hand lösen, so Steffen Jodl vom BUND Naturschutz. Davon sei jedoch dringend abzuraten. Bei Verstößen gegen das Artenschutzrecht müssen Vereine mit Bußgeldern von bis zu 50.000 Euro zu rechnen.
Schonzeit ab 31. März
In Goßmannsdorf ist man das Wühltier vor knapp zwei Monaten endlich losgeworden. Der malträtierte Platz muss nun aufwändig wieder auf Vordermann gebracht werden, für den Verein eine erneute finanzielle Belastung. Trotzdem hoffen die Fußballer, dass das erste Heimspiel der Herren am 26. März endlich wieder vor Ort stattfinden kann.
Alle anderen Vereine müssen nun schnell aktiv werden, um das Problem loszuwerden. Denn ab dem 31. März müssen die Wühler bis Mitte August in Frieden gelassen werden, da sie Jungtiere zur Welt bringen könnten.
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