Der vor Kurzem veröffentlichte Morbiditäts- und Sozialatlas des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung sorgt in Straubing für Rätselraten: Laut dem Atlas ist der Anteil der Menschen mit einem diagnostizierten Alkohol- oder Drogenproblem dort im bundesweiten Vergleich am höchsten.
JVA-Insassen ohne "aktive" Krankenversicherung
Während es vom Gesundheitsamt der Stadt Straubing heißt, dass ein möglicher Grund für das Studienergebnis unter anderem die Justizvollzugsanstalt (JVA) sein könnte, in der "zahlreiche Personen mit den genannten Diagnosen untergebracht" sind, widerspricht der Leiter der Straubinger JVA. Wie Hans Amannsberger gegenüber BR24 sagte, ruhen bei Gefangenen während der Inhaftierung die Leistungen der Krankenversicherungen. "Ärztliche Versorgung in Haft wird aus Staatsmitteln gezahlt und kann von daher wohl nicht in Auswertungen von Krankenkassen/-versicherungen einfließen und erscheinen."
Gefängnisse beeinflussen Wert nicht
Laut Barmer-Atlas waren im Jahr 2020 in Straubing auf 1.000 Einwohner gerechnet rund 36 Menschen drogen- oder alkoholabhängig. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 18,4 Fällen pro 1.000 Einwohner – Straubing liegt somit 95 Prozent über dem Durchschnitt.
Wie Anstaltsleiter Amannsberger weiter ausführt, zeige der Atlas des Barmer-Instituts bei der Krankheitskategorie "Drogen- und Alkoholmissbrauch" zudem, dass andere Regionen mit vergleichbar großen Gefängnissen keine hohen Zahlen aufwiesen. Beispielsweise die Stadt Amberg mit 19,24 Fällen pro 1.000 Einwohner oder der Landkreis Donau-Ries mit 11,92 Fällen.
Der Straubinger JVA-Leiter bezweifelt daher, dass das Gefängnis ein Grund für die hohen Zahlen an alkohol- und drogenabhängigen Menschen in der Stadt sei.
Die Frage nach dem "Warum" bleibt ungelöst
Bei der Barmer sind laut Sprecherin Meyer-Maricevic rund 8,7 Millionen Menschen in ganz Deutschland versichert, eine Million davon in Bayern. Der Morbiditäts- und Sozialatlas des Barmer-Instituts nennt keine Gründe für die Ergebnisse. Die Suche nach dem "Warum" geht in Straubing deswegen wohl weiter.
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