Zwei Frauen sitzen zum Beratungsgespräch an einem Tisch.
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Mit ersten Gesprächen fängt die Arbeit des "Refugee Mental Care"-Netzwerks an. Das Netzwerk will traumatisierten Flüchtlingen helfen.

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Millionenförderung: Diakonie hilft traumatisierten Flüchtlingen

Millionenförderung: Diakonie hilft traumatisierten Flüchtlingen

Ein Projekt der Diakonie Bayern will Geflüchteten helfen, wenn sie unter psychischen Erkrankungen leiden. Im "Refugee Mental Care"-Netzwerk haben sich mehrere Initiativen zusammengeschlossen. Sie erhalten Geld von der EU und Bayerns Innenministerium.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Sie fliehen vor Krieg, politischer Verfolgung oder Unterdrückung und erleben auf ihrem Weg in den Westen weitere Schrecken: Zahlreiche Geflüchtete in Deutschland leiden unter traumatischen Erlebnissen und müssen sich zudem in einem völlig neuen Umfeld zurechtfinden – zum Teil in einer schwierigen Wohnsituation ohne viel Privatsphäre. Diesen Menschen will das "Refugee Mental Care" Network (RMC) unter Leitung der Diakonie Bayern Hilfe bieten und erhält dafür Fördergelder der EU in Höhe von beinahe 16 Millionen Euro.

Es sei einer der höchsten Beträge, den die Union aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds in diesem Jahr bewilligt hat, sagte die Präsidentin der Diakonie Bayern, Sabine Weingärtner. Zusätzlich wird das Projekt vom Bayerischen Innenministerium mit weiteren 750.000 Euro unterstützt.

Aus drei Projekten wird ein Netzwerk für Geflüchtete

Das Refugee Mental Care Network für Geflüchtete baut auf drei Säulen auf: Die bereits bestehenden 15 sogenannten TAFF-Standorte (Therapeutische Angebote für Flüchtlinge) der Diakonie bilden das Rückgrat des neuen Netzwerks und sollen erste Anlaufstellen in ganz Bayern sein. Die Stiftung "Wings of Hope" qualifiziert Fachkräfte im Bereich Traumaberatung und bietet unter anderem sogenannte Stabilisierungswochen für geflüchtete Frauen mit Kindern an. Hinzu kommen noch die psychosozialen Zentren in Nürnberg und Neu-Ulm, in denen besonders schwer belastete Flüchtlinge behandelt werden können.

Entlastung für Gesundheitssystem

Durch ein mehrstufiges System, das von einfachen Gesprächen über das Erlebte sowie Gruppenstunden bis hin zu Einzeltherapien in den psychologischen Zentren reicht, soll auch das deutsche Gesundheitssystem entlastet werden, sagte Stefan Schmid, einer der fachlichen Leiter des RMC. Bei schwerwiegenden psychischen Erkrankungen ist aber auch ein Übergang in die Regelversorgung und etwa ein Aufenthalt in einer Klinik denkbar. Außerdem will das Netzwerk Ansprechpartner für Ehrenamtliche, Behörden und etwa auch Erzieherinnen und Erzieher vor Ort sein.

Hilfe für Integration und Prävention

Wer wirklich Schutz brauche, bekomme vom RMC Unterstützung und Hilfe für einen bestmöglichen Start in Bayern, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) beim gemeinsamen Pressetermin mit der Diakonie. Diese Hilfe sei die Grundlage für eine gelingende Integration.

Das RMC verfolgt auch das Ziel der Prävention, also Menschen mit psychischen Erkrankungen davor zu bewahren, sich selbst oder andere zu verletzen. Allerdings sei "nicht jeder, der psychische Probleme hat, gleich eine Gefahr für andere", sagte Innenminister Herrmann.

Die aktuelle Förderung durch die EU sieht allerdings nur Hilfe für Geflüchtete mit Aufenthaltsstatus vor, also etwa Menschen, denen in Deutschland Asyl gewährt wird. Geflohene, die in Deutschland lediglich geduldet werden, werden zwar auch vom RMC betreut. Diese Arbeit wird allerdings aus Bundemitteln bezahlt.

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Innenminister Joachim Herrmann (CSU), Sabine Weingärtner, Präsidentin der Diakonie Bayern und Stefan Schmid, fachlicher Leiter des RMC (v.l.n.r.)

Ausländer kennen oft keine Psychotherapie

Eine der größten Schwierigkeiten des Netzwerks sei es, die Menschen zu erreichen, die Hilfe brauchen. Damit Geflüchtete sich selbst Hilfe suchten, müssten sie bereits sehr lange in Deutschland leben, sagte der fachliche Leiter Stefan Schmid. Meist würden die Menschen von ehrenamtlichen Helfern, Betreuern, Beratungsstellen oder auch den Mitarbeitern des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf das Angebot des RMC aufmerksam gemacht. Dies liege zum einen daran, dass das Konzept einer Psychotherapie in vielen Ländern komplett unbekannt ist, so Schmid. Manche Geflüchtete würden zudem versuchen, mit ihren Problemen allein klarzukommen, was oft zu Drogenkonsum führt oder dass sie sich komplett zurückziehen.

Ob Trauma oder psychische Erkrankung spielt keine Rolle

Ob Flüchtlinge etwa durch Krieg in ihrer Heimat oder durch schreckliche Geschehnisse während ihrer Flucht ein Trauma erlitten haben oder ob bereits zuvor eine psychische Erkrankung vorlag, sei oft schwer zu erkennen, sagte Schmid. Das spiele für die Arbeit des RMC aber auch keine Rolle. Die Betroffenen würden in jedem Fall bestmöglich unterstützt, um sich in Deutschland zurechtzufinden. Aktuell arbeiten rund 50 Menschen unter dem Dach des RMC. Diese sollen sich in den nächsten drei Jahren voraussichtlich um rund 3.000 Betroffene kümmern.

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