Miltenbergs Grünen-Landrat Jens Marco Scherf
Bildrechte: Bündnis 90/Die Grünen
Audiobeitrag

Miltenbergs Landrat Jens Marco Scherf (Bündnis 90/Die Grünen)

Audiobeitrag
>

Miltenbergs Landrat Jens Marco Scherf tritt nicht mehr an

Miltenbergs Landrat Jens Marco Scherf tritt nicht mehr an

Er war einst der erste Grünen-Landrat in Bayern: Miltenbergs Landrat Jens Marco Scherf. Durch seine Kritik an der Bundespolitik erlangte er deutschlandweit Bekanntheit. Nun will er aber nicht mehr kandidieren. Welche Rolle seine Migräne spielt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Er war der erste Grünen-Landrat in Bayern: Jens Marco Scherf. Mit seinen Aussagen, unter anderem zu dem bundesweiten Umgang mit Geflüchteten, stieß er deutschlandweit Debatten an. Der Landrat von Miltenberg wird bei den Kommunalwahlen im Jahr 2026 nicht mehr für sein Amt kandidieren. Das hat der 50-Jährige heute in einem offenen Brief an die Bevölkerung sowie an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Landratsamt bekannt gegeben. Die Entscheidung sei ihm "sehr schwer gefallen", so Scherf.

Gesundheitliche Gründe und Migräne

Er begründet den Schritt mit gesundheitlichen Problemen aufgrund seiner Migräne-Erkrankung. "Seit über einem Jahr ist es mir nicht mehr gelungen, die immer deutlicheren gesundheitlichen Einschränkungen wirkungsvoll zu reduzieren, trotz vielfältiger Versuche und Behandlungsansätze. Ich stelle selbstkritisch fest, dass mein eigener Anspruch, wie ich dieses Amt des Landrats ausführen und leben will, und die Möglichkeiten meiner Gesundheit immer weiter auseinandergehen", so Scherf in dem offenen Brief.

Im Sommer sei er sogar mehrere Wochen in stationärer Behandlung in einer Migräne-Klinik gewesen. Dort sei ihm auch klargeworden, dass er nicht "guten Gewissens" eine weitere sechsjährige Amtszeit als Landrat anstreben könne. Der Bevölkerung habe er seine Entscheidung so früh wie möglich mitteilen wollen, so der Landrat. Er bittet um Verständnis. Nach seiner Amtszeit plant Scherf mehrere Monate Auszeit. Danach will er sich beruflich neu orientieren.

Erster Grüner Landrat – noch bis Ende April 2026

Bis zum Ende seiner Amtszeit am 30. April will er "die bestmögliche Arbeit für den Landkreis Miltenberg" leisten, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Auf seinem Plan stehen zum Beispiel noch die Energie- und Gesundheitsversorgung, die Sanierung von Schulturnhallen oder die Sanierung der Berufsschule in Miltenberg.

Jens Marco Scherf ist seit dem 1. Mai 2014 Landrat in seinem Heimat-Landkreis Miltenberg. Für ihn sei es die "Aufgabe seines Lebens" gewesen.

Damals war er der erste Grünen-Landrat in ganz Bayern. In seine Amtszeit fielen gleich mehrere Krisen in Deutschland: erst die "Flüchtlingskrise" in den Jahren 2015 und 2016, die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg.

Bundesweite Bekanntheit durch kritische Haltung

Scherf hatte immer wieder Schlagzeilen gemacht, weil er mit Brandbriefen an die Bundesrepublik um Hilfe für die Kommunen gebeten hat. Städte und Kreise seien mit der Betreuung und Integration der geflüchteten Menschen überfordert, so seine Kritik.

In Fernseh-Talkshows wie "hart aber fair" oder "Markus Lanz" oft zu Gast. Dort hatte er auch deutschlandweit für Aufsehen gesorgt – weil er als Grünen-Politiker eine Wende in der Flüchtlingspolitik gefordert hatte. Die Parteispitze der Grünen hat diesen Kurs inzwischen übernommen.

In Unterfranken hat Scherf ebenfalls mit besonderen Aktionen für Aufsehen gesorgt: In seinem Urlaub hat er beispielsweise einen Tag bei der Müllabfuhr gearbeitet, um sich ein Bild von dem körperlich anstrengenden Job zu machen.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.