Ein Plakat mit der Aufschrift "*Innen" ist an der Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF) zu sehen.
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Minister Blume lobt Genderverbot: Hat für "Befriedung" gesorgt

Minister Blume lobt Genderverbot: Hat für "Befriedung" gesorgt

Zehn Monate nach Einführung des Genderverbots für Bayerns Verwaltung, Schulen und Hochschulen wertet Wissenschaftsminister Blume es als Erfolg: Der "Trubel um das Thema" habe sich so komplett gelegt, sagt er dem BR. Die Gewerkschaft GEW widerspricht.

Die Forderung nach einem Verbot von Gendergap, Genderstern und Co. hat es sogar ins Bundestagswahlprogramm von CDU und CSU geschafft. Unter der Überschrift "Deutsch ohne Beipackzettel und Bevormundung" schreibt die Union: "Wir setzen uns dafür ein, dass im öffentlichen Raum – an Schulen und Universitäten, im Rundfunk und der Verwaltung – auf die Gendersprache verzichtet wird."

Bereits in Kraft ist ein solches Genderverbot für staatliche Verwaltungen, Schulen und Hochschulen in mehreren Bundesländern – in Bayern seit zehn Monaten. Seit 1. April legt die Allgemeine Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaats Bayern fest: "Mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt, Gender-Gap oder Mediopunkt sind unzulässig." Der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) zeigt sich mit den Auswirkungen zufrieden: "Ich habe das Gefühl, dass sich in Bayern der ganze Trubel um das Thema komplett gelegt hat mit den klaren Beschlüssen der Staatsregierung", sagt der Minister im BR-Interview.

Blume kündigt gesetzliche Regelung an

"Wir wollten sicherstellen, dass niemand das Gefühl hat, dass er zu einem Sprachgebrauch gezwungen ist oder sich gezwungen fühlt, der nicht der amtlichen deutschen Rechtschreibung entspricht", erläutert der Minister. Das habe die Staatsregierung veranlasst.

Seit der Klarstellung seien ihm im Verwaltungsvollzug an den Hochschulen keine "Einzelfälle" mehr begegnet. "Das heißt: Man kann sagen, es ist tatsächlich Befriedung eingetreten. Und das ist das, was wir erreichen wollten." Blume kündigt an, dies bei der Neufassung des bayerischen Hochschulinnovationsgesetzes zusammen mit weiteren Neuerungen "auch gesetzlich" nochmal zu regeln. Geplant ist demnach eine Bestimmung, dass Studierende in Bayern nicht gezwungen werden dürfen, Gendergap, Gendersterne oder Ähnliches zu verwenden – und schon gar nicht deswegen schlechtere Noten bekommen dürfen. Der Gesetzentwurf soll noch im ersten Quartal im Kabinett beraten werden.

Gewerkschaft GEW: Studierende und Lehrende verunsichert

Bei der Bildungsgewerkschaft GEW fällt die Bewertung des bayerischen Genderverbots deutlich kritischer aus. "Das Verbot geschlechtergerechter Sprache hat an Bayerns Hochschulen für ziemliche Unruhe gesorgt", beklagt Christiane Fuchs von der GEW Bayern. Viele Studierende und Lehrende seien verunsichert, in welcher Form sie überhaupt noch sanktionsfrei gendern dürfen. "Für nichtbinäre Hochschulmitglieder ist das Verbot besonders verletzend, da es sie sprachlich wieder in die Unsichtbarkeit drängt."

Kritik des Landesstudierendenrats

Der Bayerische Landesstudierendenrat teilt auf BR-Anfrage mit, dass der Trubel über dieses Thema tatsächlich deutlich abgeklungen sei. "Wir erleben, dass es im Alltag nicht weiter diskutiert wird."

Bis heute sei allerdings nicht geklärt, "wie Personen, die sich weder als Mann noch als Frau identifizieren, angesprochen werden sollen". Darin sieht der Landesstudierendenrat eine Diskriminierung. Dem Wissenschaftsministerium wirft das Gremium vor, nicht klar kommuniziert zu haben, "was maßgebliche Verunsicherung unter Lehrenden und Studierenden ausgelöst hat".

Im Video (aus dem Archiv): Genderverbot in Bayern - Was halten Sie davon?

(Symbolbild) Tagesgespräch vom 20.04.2024: Gender-Verbot in Bayern - Was halten Sie davon?
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(Symbolbild) Tagesgespräch vom 20.04.2024: Gender-Verbot in Bayern - Was halten Sie davon?

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