Einem katholischen Priester aus dem Landkreis Kronach wird sexueller Missbrauch von Gemeindemitgliedern in seiner Zeit als Pfarrer in Wallenfels vorgeworfen. Es geht um einen Zeitraum von 25 Jahren zwischen 1970 und 1995. Das geht aus einer Mitteilung des Erzbistums Bamberg vom Mittwoch hervor.
Schon nach Tod des Pfarrers wurden Vorwürfe bekannt
Der betroffene Priester ist im Jahr 2005 gestorben. Bereits im Jahr 2006 sollen die ersten Missbrauchsfälle bekannt geworden sein. Seitdem haben sich insgesamt fünf Betroffene gemeldet. Ihre Identität wird vom Erzbistum geschützt. Es seien bereits damals Anerkennungszahlungen geleistet und Therapiekosten übernommen worden, heißt es in der Mitteilung weiter. Das habe den bischöflichen Richtlinien entsprochen.
"Es sind Verbrechen geschehen." Pfarrer Detlef Pötzl
Betroffene sollen sich beim Erzbistum melden
Generalvikar Georg Kestel vom Erzbistum betonte in der Mitteilung, die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle werde mit aller Kraft betrieben. Betroffene werden nun aufgefordert, sich beim Erzbistum Bamberg zu melden, beispielsweise bei dessen Missbrauchsbeauftragten. Der Leitende Pfarrer der benachbarten Stadt Teuschnitz, Detlef Pötzl, sagte wörtlich: "Die Aufarbeitung und die Auseinandersetzung mit den Verbrechen, die geschehen sind, stellen uns vor große Herausforderungen. Gleichzeitig wollen wir den Opfern und Betroffenen gerecht werden."
- Zum Artikel: Chronologie: Missbrauch in der katholischen Kirche
Bürgermeister von Wallenfels "erschüttert"
Nach dem Bekanntwerden der Missbrauchsfälle zeigt sich Wallenfels Bürgermeister Jens Korn (CSU) tief betroffen. Als er vor einigen Wochen von einem Betroffenen von den Missbrauchsfällen des 2005 verstorbenen Pfarrers gehört habe, sei für ihn eine Welt zusammengebrochen, sagte er am Mittwoch dem BR. Der Pfarrer habe ein Vierteljahrhundert in Wallenfels gewirkt und sei für viele gläubige Menschen eine prägende Figur gewesen. Dass dieser seine charismatische Art vordergründig zum Guten und gleichzeitig zum Bösen eingesetzt habe, erschüttere ihn "bis ins Mark".
Eine Last für den weiteren Lebensweg
Der Pfarrer habe den Betroffenen durch seine Taten eine unglaubliche Last für den weiteren Lebensweg aufgebürdet. Durch den am Mittwoch vom Erzbistum Bamberg veröffentlichten Aufruf an weitere Betroffene, sich bei der Missbrauchsstelle zu melden, sei der Prozess noch lange nicht abgeschlossen. Man wisse noch nicht, was noch bekannt werde und dieser Prozess brauche Begleitung, so Korn.
Wie viele Menschen hat der Pfarrer missbraucht?
Auf BR-Nachfrage heißt es aus der Pressestelle des Erzbistums Bamberg, man habe sich zum jetzigen Zeitpunkt zu diesem Aufruf entschlossen, nachdem durch Äußerungen von Betroffenen die Vermutung naheliege, dass es noch weitere Missbrauchsopfer geben könnte. Fünf Opfer haben sich laut Bistum seit dem Jahr 2006 gemeldet. Über den beschuldigten Pfarrer sei in Wallenfels in jüngster Zeit wieder vermehrt gesprochen worden, so ein Sprecher. Die Tatvorwürfe würden sich auf die 1970er und -80er Jahre beziehen. Es habe in der Vergangenheit mehrfach bistumsweit Aufrufe an Missbrauchsopfer gegeben, sich zu melden, nicht konkret in Wallenfels.
Dieser Artikel wurde aktualisiert.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!