Es sollte ein Protest gegen einen Sponsor sein - doch damit brachte ein 40-jähriger Aktivist aus Baden-Württemberg zuerst sich und andere in Gefahr und zwei Jahre später sich selbst vor das Amtsgericht München. Das verurteilte den Aktivisten am Dienstag zu einer Geldstrafe von 7.200 Euro. Die Strafe setzt sich demnach aus 120 Tagessätzen zu 60 Euro zusammen.
Richterin: Tausende Zuschauer in Gefahr
Richterin Verena Kikut sagte in ihrer Urteilsbegründung, das Strafmaß wegen vorsätzlicher Gefährdung des Luftverkehrs und fahrlässiger Körperverletzung stütze sich insbesondere auf die Gefahr, die für die Zuschauer im vollbesetzten Stadion bestanden habe. Der Mann war im Juni 2021 während der Fußball-Europameisterschaft der Männer mit einem Gleitschirm in der Allianz Arena gelandet.
Protest gegen EM-Sponsoring
Der als Chirurg tätige Angeklagte aus Baden-Württemberg, der zuletzt in Pforzheim wohnte, hatte sich zu Prozessbeginn für seine Tat entschuldigt. Er gab zu, kurz vor dem Anpfiff des EM-Spiels Deutschland gegen Frankreich mit dem motorbetriebenen Gleitschirm über das Stadion geflogen zu sein, wo er einen großen Ball auf das Feld warf. Der Greenpeace-Klimaaktivist wollte gegen VW als Sponsor der Europameisterschaften protestieren, weil der Konzern Autos mit Verbrennermotor herstellt. Auf dem großen, gelben, mit Luft aufgepumpten Ball und dem Gleitschirm waren Protestbotschaften gedruckt.
Absturz forderte zwei Verletzte
Der Schirm verfing sich dann im Stahlseil eines Blitzableiters, wodurch der 40-Jährige die Kontrolle verlor. Beim Sinkflug über die Zuschauerränge wurden zwei Menschen verletzt: Ein Mitarbeiter des französischen Fernsehens erlitt Prellungen. Ein ukrainischer Dopingkontrolleur der UEFA wurde von einem abspringenden Teil des Fliegers im Gesicht getroffen. Beide Männer mussten im Krankenhaus behandelt werden. Der Gleitschirmflieger landete auf dem Spielfeld und verletzte sich am Knöchel.
Angeklagter entschuldigt sich und erklärt Unfall
Vor dem Amtsgericht München entschuldigte sich der 40-jährige Chirurg und versprach, eine derartige Aktion nicht zu wiederholen. Der Gleitschirm habe sich in einem Stahlseil verfangen, weil er durch Beobachtung des Spielfelds und Beschäftigung mit dem Ball abgelenkt gewesen sei, sagte er. Sein Plan sei gewesen, nach Abwurf des Balls zurückzufliegen. Er teilte mit, kurz nach der Aktion habe er sich telefonisch bei den Opfern entschuldigt. Dem Ukrainer zahlte er demnach ein Schmerzensgeld in Höhe von 3.500 Euro.
Mittäter bekommt ebenfalls Geldstrafe
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Verurteilung zu 150 Tagessätzen gefordert, die Verteidigung auf ein Höchstmaß von 90 Tagessätzen plädiert. Zu einer Strafe von 3.000 Euro wurde zudem ein 36-Jähriger verurteilt, der nach Überzeugung des Gerichts bei den Vorbereitungen geholfen hatte. Er hatte zugegeben, kurz vor dem Überflug aus Sicherheitsgründen die Polizei informiert zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es noch weitere Helfer gab, die beim Start des Fliegers nordöstlich der Allianz-Arena halfen.
- Zum Artikel: Klima-Proteste: Darf man Aktivisten von der Straße entfernen?
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