Der Greenpeace-Aktivist segelt über dem Münchner Stadion und verheddert sich
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Der Greenpeace-Aktivist segelt über dem Münchner Stadion und verheddert sich

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Greenpeace-Protest bei EM: Gleitschirmpilot droht Prozess

Bei einem missglückten Protest vor Anpfiff des EM-Spiels Deutschland gegen Frankreich im Juni 2021 stürzte ein Gleitschirmsegler über dem Münchner Fußballstadion ab. Nun will die Staatsanwaltschaft Anklage erheben – wegen mehrerer Gesetzesbrüche.

Die Staatsanwaltschaft München I wird voraussichtlich Anfang November Anklage gegen den 39-jährigen Gleitschirmflieger erheben, der im Juni 2021 vor Anpfiff eines EM-Spiels mit seinem Fluggerät über dem Münchner Fußballstadion abgestürzt ist. Bei der umstrittenen Greenpeace-Aktion, die sich gegen VW als Sponsor der Europameisterschaften richtete, wurden zwei Männer verletzt.

Wie die Staatsanwaltschaft München I auf Nachfrage des BR mitteilt, wird sie voraussichtlich Anfang November das Ermittlungsverfahren in dem Fall abschließen und Anklage gegen den mittlerweile 39-jährigen Pforzheimer erheben. Für den Beschuldigten gelte weiter die Unschuldsvermutung, betont die Behörde.

Greenpeace-Aktion richtete sich gegen EM-Sponsor VW

Vor Anpfiff des EM-Spiels Deutschland gegen Frankreich am 15. Juni 2021 war ein Gleitschirmflieger über dem Spielfeld abgestürzt, weil er sich in Stahldrahtseilen über dem Münchner Stadion verheddert hatte. Zwei Arbeiter, ein 36-jähriger Franzose und ein 42-jähriger Ukrainer, wurden am Kopf verletzt und mussten ins Krankenhaus gebracht werden.

Laut Greenpeace war der Plan, dass der Pilot mit dem Ultraleichtflugzeug über der Arena kreist und einen gelben Latex-Ballon mit der Aufschrift "Kick out oil!" (Schmeißt das Öl raus) abwirft. VW als Sponsor der Fußball-Europameisterschaften sollte damit aufgefordert werden, den Verkauf von Verbrennungsmotoren einzustellen.

Greenpeace entschuldigte sich via Twitter

Die missglückte Aktion sorgte für heftige Kritik, die Umweltschutzorganisation reagierte via Twitter. "Wir entschuldigen uns dafür, dass bei der heutigen #Greenpeace Aktion aufgrund einer technischen Störung erzwungenen Notlandung Menschen gefährdet wurden und dadurch offenbar eine Person verletzt wurde. Wir hoffen, dass es allen gut geht", schrieb Greenpeace in einem Tweet.

Doch keine Durchsuchung in der Hamburger Zentrale

Gegen den 39-jährigen Gleitschirmflieger wird laut aktueller Mitteilung der Staatsanwaltschaft München I wegen Hausfriedensbruchs, Körperverletzung, der Gefährdung des Luftverkehrs und wegen Vergehen nach dem Luftverkehrsgesetz ermittelt.

Nach aktuellem Kenntnisstand ist der Pilot nicht vom Fröttmaninger Berg gestartet, sondern vermutlich in der Nähe auf oder in der Nähe der Freisinger Landstraße im Münchner Norden. Damit widerspricht die Behörde der Darstellung in der Bild-Zeitung heute.

Falsch ist demnach auch die Behauptung, es habe eine Durchsuchung in der Greenpeace-Zentrale in Hamburg gegeben. Vielmehr wurden Durchsuchungen bei den Beschuldigten durchgeführt und dabei Kommunikationsgeräte sichergestellt.

Scharfschützen hielten sich wegen "Greenpeace"-Schriftzug zurück

Zu der von der Bild-Zeitung zitierten Äußerung eines nicht genannten Insiders, der Pilot sei am Tattag nicht im Visier von Scharfschützen gewesen, nimmt die Staatsanwaltschaft inhaltlich keine Stellung. Die Frage sei für die "Strafbarkeit nicht relevant" schreibt die Staatsanwaltschaft und könne zudem aus "polizeitaktischen/sicherheitsrechtlichen Gründen" nicht beantwortet werden.

Innenminister Joachim Herrmann und das Polizeipräsidium München hatten nach dem Vorfall mehrfach erklärt, dass Scharfschützen kurz davor waren, wegen eines möglichen Terroranschlags einzugreifen. Nur der Schriftzug "Greenpeace" auf dem Gleitschirm habe den Piloten davor bewahrt, abgeschossen zu werden.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte Konsequenzen für den Aktivisten angekündigt. "Das wird genau behandelt, das sind klare Verstöße", sagte der CSU-Chef dem Bayerischen Rundfunk: "Sowas ist kein Kavaliersdelikt."

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