Im Mordfall Sonja Engelbrecht kursiert offenbar ein Gerücht, wonach es zu einer Festnahme gekommen sei. Auf BR-Anfrage dementierte am Freitagabend ein Münchner Polizeisprecher nach Rücksprache mit der Münchner Mordkommission: Eine Festnahme habe es bis jetzt nicht gegeben.
Fortschritt durch Hinweis aus der Bevölkerung
Erst am Freitagvormittag hatte die Polizei mitgeteilt, dass sie seit der Veröffentlichung neuer Details 280 Hinweise bearbeite. Der Polizeisprecher sagte jedoch, es sei noch unklar, ob sich eine heiße Spur darunter befinde. Die Auswertung dauere an.
Am 2. März waren in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY… Cold Cases" unter anderem Fetzen einer Decke präsentiert worden, die im Zusammenhang stehen mit dem Fund der sterblichen Überreste von Sonja Engelbrecht in einem Waldstück bei Kipfenberg im Landkreis Eichstätt. Durch einen Hinweis aus der Bevölkerung konnte die Polizei jetzt über ein Vergleichsstück das Motiv der ehemals vollständigen Stoffdecke identifizieren. Die mit Blau und Schwarz gefärbte Decke zeigte ein Pärchen auf einer Parkbank, umrahmt von Pflanzen.
Forstarbeiter fand bei Kipfenberg Oberschenkelknochen
Die damals 19-jährige Sonja Engelbrecht war im April 1995 spurlos aus München verschwunden. Im Sommer 2020 fand ein Forstarbeiter bei Kipfenberg einen Oberschenkelknochen, es folgten weitere Knochenfunde. An derselben Stelle wurden auch die Reste der Decke entdeckt, mit der der Leichnam eingewickelt gewesen sein dürfte. Die Knochenteile konnten vom rechtsmedizinischen Institut in München durch einen DNA-Vergleich bereits Sonja Engelbrecht zugeordnet werden.
Dass der Mordfall Sonja Engelbrecht die Menschen auch 28 Jahre nach der Tat bewegt, hatte sich bei dem erneuten Zeugenaufruf der Polizei gezeigt. Die Mordkommission war mit neuen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit gegangen, mehr als hundert Zeuginnen und Zeugen hatten sich unmittelbar danach gemeldet.
Hinweise zu auffälliger Stoffdecke
Viele riefen mit Hinweisen zu der auffälligen Stoffdecke an, die die Polizei in der Felsspalte gefunden hatte, in der auch die skelettierte Leiche von Sonja Engelbrecht lag. Obwohl von der ursprünglich 2 Meter mal 1,20 Meter großen Decke nur noch zerfetzte Reste übrig waren, erkannten einige Zeugen sie offenbar auf den Fahndungsfotos wieder.
Täter muss Ortskenntnisse gehabt haben
Andere Hinweise bezogen sich nach Angaben der Polizei auf Kipfenberg. Nach Überzeugung der Ermittler muss sich der Täter dort ausgekannt haben. Ein Ortsunkundiger wäre nicht auf den Wald, und das entlegene Versteck an einem Abhang gekommen. Die Polizei zeigte sich hocherfreut über die Resonanz auf den erneuten Zeugenaufruf.
Polizei geht von Sexualverbrechen aus
Die Mordkommission geht aktuell davon aus, dass die Schülerin Opfer eines Sexualverbrechers und Einzeltäters wurde. Im Fokus der weiteren Ermittlungen stünden jetzt drei Ansätze, sagte der Leiter der Mordkommission, Stephan Beer, Anfang März.
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