Klimaaktivisten der Gruppe "Letzte Generation" haben sich am Donnerstagmorgen auf einem Rollweg des Münchner Flughafens festgeklebt. Betroffen war laut eines Flughafensprechers eine Zu- beziehungsweise Abfahrt für Flugzeuge zur nördlichen Start- und Landebahn des Flughafens. Mittlerweile läuft der Flugverkehr wieder ohne Einschränkungen. Das bestätigte ein Sprecher der Bundespolizei am Flughafen auf BR-Anfrage.
"Die sind sehr schnell von der Bundespolizei wieder entfernt worden", hieß es von einem Flughafensprecher. Es handle sich laut Airport um vier Aktivisten, die sich im Bereich des Rollfelds festgeklebt hatten. Um 10.16 Uhr twitterte die Polizei Oberbayern Nord: "Die Polizei hat die Versammlung auf dem Flughafen München aufgelöst. Die Aktivisten werden im Moment von der Polizei gelöst und in Gewahrsam genommen." Sie werden nach Angaben der Polizei erkennungsdienstlich behandelt.
Nordbahn zwischenzeitlich gesperrt
Die Nordbahn des Flughafens war wegen der Aktion zwischenzeitig gesperrt, der Flugverkehr auf dieser Bahn sei für rund eine Dreiviertelstunde eingestellt worden. Man habe den gesamten Flugverkehr jedoch über die Südbahn abwickeln können, so ein Flughafensprecher. Zu Annullierungen sei es nicht gekommen.
Kurz vor neun Uhr hatten die Aktivisten ein Loch in den Flughafenzaun geschnitten und waren so auf eine Rollbahn gelangt, auf der sie sich dann noch vor Ankunft der Polizei festklebten. Weitere drei Aktivisten hatten versucht, auch im Süden durch den Zaun zu steigen und den Betrieb dort ebenfalls zu blockieren. Das hat die Polizei allerdings verhindert.
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Innenminister will Überprüfung des Flughafen-Sicherheitskonzepts
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) erwartet derweil angesichts des Protests eine Überprüfung des Sicherheitskonzepts am Münchner Flughafen. "Es ist absolut unverantwortlich, durch Blockadeaktionen in den Flugverkehr einzugreifen", betonte er mit Blick auf die Aktivisten.
Herrmann lobte, dass es der Polizei gelungen sei, weitere "Klimachaoten" von der Südbahn fernzuhalten. "Drei Personen wurden dort vorläufig festgenommen. Diese werden zusammen mit den Klimaklebern auf der Nordbahn zunächst in Gewahrsam genommen", sagte er. Bei den Aktivisten auf der Nordbahn stünde der Verdacht eines "gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr" sowie weiterer Straftaten im Raum. "Der Strafrahmen liegt hier bei bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe."
Habeck kritisiert Flughafen-Blockaden
Nach den Worten von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) haben die Blockadeaktionen nichts mit legitimem Protest zu tun. "Mit ihren kriminellen Machenschaften gefährden die Aktivisten der 'Letzten Generation' den gesellschaftlichen Konsens", erklärte er in einer schriftlichen Mitteilung. "Eine Demokratie entscheidet aufgrund von Mehrheiten und lässt sich nicht erpressen." Gleichzeitig müsse sich der Rechtsstaat gegen Straftäter "entschlossen zur Wehr setzen".
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte am Rande eines Besuchs in der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria, Protest gegen Umweltzerstörung oder gegen Klimazerstörung sei gerechtfertigt und richtig. "Aber er sollte so gewählt sein, dass Menschen nicht unnötig darunter leiden, damit die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Klimaschutz nicht gefährdet wird."
Aktion der "Letzten Generation" - auch am BER
Die Gruppe "Letzte Generation" zeigte sich für die Aktion am Donnerstag verantwortlich. "Wir sind immer bereit für konstruktive Gespräche, so wie auch gestern mit dem bayerischen Innenminister. Aber was wir angesichts der drohenden Klimahölle brauchen, sind Handlungen und nicht nur leere Worte", sagte Sprecherin Aimée van Baalen. Laut der Pressemitteilung fanden zeitgleich auch "mehrere Protestierende ihren Weg auf das Flughafengelände des Berliner BER". Die Polizei sei kurz vorher informiert worden.
Auch in Berlin lösten Beamte festgeklebte Demonstranten vom Rollfeld: Die Bundespolizei beendete damit nach eigenen Angaben den Einsatz gegen Klimaaktivisten am Hauptstadtflughafen. Der Flugbetrieb sei nicht beeinträchtigt gewesen, sagte eine Sprecherin der Bundespolizeidirektion Berlin. Zwei Klimaaktivisten hätten sich zuvor Zutritt zum Sicherheitsbereich des Flughafens verschafft und seien auf das Rollfeld gelangt. Dort hätten sie sich festgeklebt. Sechs andere Klimaaktivisten seien nicht auf das Flughafengelände gelangt.
BER schon Ende November betroffen
Schon Ende November hatte die Gruppierung den Berliner Hauptstadtflughafen BER für fast zwei Stunden lahmgelegt. Damals verschafften sich zwei Gruppen bestehend aus jeweils mehreren Menschen Zugang zum Flughafengelände.
In den vergangenen Wochen blockierten Mitglieder auch immer wieder Straßen in München und Berlin.
Mit Informationen von dpa, AFP und epd
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