Nach der großen ersten Erweiterungsrunde beim Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) zum vergangenen Fahrplanwechsel geht es jetzt weiter. Der Landkreis Landsberg am Lech wird noch im März über die Aufnahme abstimmen können, gefolgt vom Landkreis Weilheim. Dort war der Beschluss schon Ende vergangenen Jahres gefallen. Aktuell müssen dort noch Verträge, Vertriebsinfrastruktur und Marketing aufeinander abgestimmt werden.
Einheitliche Tarife und besser abgestimmte Anschlüsse
Wenn die neuen Landkreise dem MVV beitreten, wird zunächst nicht ein einziger Bus zusätzlich fahren. Das räumt MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch ein. Allerdings wird es für Hunderttausende Kundinnen und Kunden ein einheitliches Tarifgebiet geben: Die meisten werden dadurch günstiger unterwegs sein und nur noch ein Ticket brauchen – statt zwei oder drei wie bisher.
Außerdem sind Fahrzeiten aufeinander abgestimmt und sämtliche Linien in der MVV-App dabei. Vor allem die Fahrt von München in die Ausflugsregionen und von den südbayerischen Landkreisen nach München und über die Kreisgrenzen hinaus wird leichter werden, wenn sämtliche Landkreise, die sich bewerben, einmal aufgenommen sind. Die Planung aus einer Hand soll dazu führen, dass Buslinien nicht nur untereinander, sondern auch auf die S-Bahn- und Regionalzüge besser abgestimmt werden können.
Ziel: Mehr Infos und individuell zahlbare Strecken
Laut MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch soll die Kundschaft bereits im Zug besser darüber informiert werden, ob es Verspätungen gibt und wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie einen Bus noch erreichen. Weitere Neuerungen sind ein verbesserter MVV-Radroutenplaner und ein In/Out-System, bei dem Fahrgäste nur für die Strecke zahlen, die sie tatsächlich fahren. Eine Wischbewegung auf dem Smartphone würde dann genügen, um sich an- oder abzumelden. Es wird immer der günstigste Preis berechnet. Und wer vergisst, sich abzumelden, der zahlt schlimmstenfalls den Preis einer Tageskarte für den Raum, in dem er unterwegs war.
Der MVV bietet eine durchgängige Fahrplanauskunft und neue Ticketkaufmöglichkeiten über Automaten und übers Smartphone. 30 Prozent der MVV-Tickets werden inzwischen als Handy- oder Onlinetickets erworben.
Weitere Landkreise entscheiden demnächst
Vor einer Beitrittsentscheidung stehen auch die Landkreise Garmisch-Partenkirchen und Landshut. Mit letzterem würde der MVV die Grenzen Oberbayerns überschreiten. Der Landkreis Mühldorf hat die Aufnahme vorerst verschoben. Auf einer Pressekonferenz hat der MVV die geplanten Neuerungen vorgestellt. Dabei wurde deutlich, dass die Landkreise sehr stark mit der Finanzierung ihrer Krankenhäuser zu tun haben und sich deswegen laut MVV-Chef Bernd Rosenbusch derzeit keine großen Sprünge bei der Angebotsverbesserung leisten können.
Verbot von Elektrorollern in Bussen, Tram- und U-Bahnen
Die Mitnahme von Elektrotretrollern im Nahverkehr ist umstritten. Wegen der Brandgefahr hat sich die Münchner Verkehrsgesellschaft MVG entschieden, die Roller in ihren Verkehrsmitteln zu verbieten, und zwar ab 2. April. Damit folgen die Münchner städtischen Verkehrsmittel einer Empfehlung des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen. Es hatte Akkubrände im Ausland gegeben.
In den übrigen Verkehrsmitteln des MVV, also beispielsweise in der S-Bahn, dürfen Fahrgäste weiter Elektroroller mitnehmen. An ein generelles Verbot sei nicht gedacht, so MVV-Geschäftsführer Rosenbusch.
Ungeklärte Finanzierung beim Deutschlandticket
Im Verbundsgebiet sei das 49-Euro-Deutschlandticket ein großer Verkaufserfolg. Laut dem MVV-Geschäftsführer sind dort bislang etwa 800.000 Deutschlandtickets verkauft worden. Dazu kämen etwa 140.000 Tickets, die über die DB-Navigator-App vertrieben worden seien.
Auch wenn es für Kunden viele Vorteile bringe, sei das Deutschlandticket für die Verkehrsunternehmen und die Kommunen schwierig. Das liegt an der völlig ungeklärten Finanzierung über diesen Sommer hinaus. Die Verteilung des Geldes sei unklar, es gebe keine dauerhaften Finanzierungszusagen. Rosenbusch erklärte, dass der MVV aus dem Deutschlandticket aussteigen müsste, wenn der Bund die Finanzierung nicht sicherstelle und beispielsweise die Mindereinnahmen bei der Münchner MVG nicht ausgeglichen würden. Allerdings sagte der MVV-Geschäftsführer auch, dass er nicht damit rechne.
Dieser Artikel ist erstmals am 12. März 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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