Der silberne Chanukkaleuchter hat acht Ölschiffchen statt Kerzen.
Bildrechte: BR/Barbara Leinfelder

Ein für Augsburg bedeutender Chanukkaleuchter kehrt nach langer Zeit nach Augsburg zurück.

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Nach 165 Jahren: Chanukka-Leuchter kehrt heim nach Augsburg

Über ein ganz besonderes Objekt freut sich das Jüdische Museum in Augsburg. Die Museumsmacher konnten durch einen großen Zufall und viel Glück einen so genannten Chanukka-Leuchter ersteigern, der eine spannende Augsburger Vergangenheit hat.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Es war ein großer Zufall, dass ein Mitarbeiter des Jüdischen Museums Augsburg auf das Angebot eines Auktionshauses in Paris aufmerksam wurde. Versteigert wurde ein silberner Chanukka-Leuchter aus einer Augsburger Werkstatt. Die besondere Geschichte dahinter: Es ist das Abschiedsgeschenk der jüdischen Gemeinde Augsburg-Kriegshaber an ihren damaligen Rabbiner Aaron Guggenheimer. Der war ab 1819 für 40 Jahre lang Gemeindevorstand in Kriegshaber und auch zuständig für die umliegende Orte. Außerdem arbeitete er an den Augsburger Gymnasien St. Anna und St. Stephan als Religionslehrer.

Zeichen der Wertschätzung gegenüber Guggenheimer

"Im Judentum ist es so, dass die Gemeinden ihren Rabbiner wählen und auch darüber entscheiden, welche Verträge sie mit ihm schließen", erklärt Museumsdirektorin Carmen Reichert. Guggenheimer wusste wohl gut mit Menschen umzugehen, ist sich Reichert sicher. Wenn sich unter den damaligen Umständen, mit vielen Verwerfungen und gleichzeitiger Landflucht, jemand 40 Jahre lang halten konnte, müsse es jemand gewesen sein, der integrative gewesen sei und die Gemeinde auch in dieser schwierigen Zeit zusammenzuhalten konnte. "Ich denke, es zeigt auch die Wertschätzung, die die Gemeinde ihrem Rabbiner gegenüber ausdrückt. Das war auch damals schon ein wertvolles Objekt", so Reichert.

Augsburg-Kriegshaber - eine Art Provinzhauptstadt

Für das Jüdische Museum ist der achtarmige Chanukka-Leuchter, an dem anstelle von Kerzenhalterungen acht Ölschiffchen aufgereiht sind, ein besonderes Stück. Es gibt kaum mehr Originalstücke mit einer Verbindung jüdischen Lebens aus der Gemeinde in Kriegshaber. Dabei war es damals ein sehr wichtiger und zentraler Punkt, die Provinzhauptstadt, wie es Reichert ausdrückt: "Die Mitglieder der Gemeinde, die hier ansässig waren, hatten die Möglichkeit, tagsüber in Augsburg Handel zu treiben." Am Abend mussten sie die Stadt wieder verlassen. Bis ins 19. Jahrhundert war Augsburg den Jüdinnen und Juden als Niederlassungsort verboten.

Spontanen Spender gefunden

Umso größer die Freude, als nach dem Fund des Auktionsstücks auch schnell ein Spender gefunden wurde, mit dessen Hilfe der besondere Leuchter für einen mittleren fünfstelligen Betrag ersteigert werden konnte. "Bei dieser Haushaltslage hätten wir überhaupt keine Möglichkeit gehabt, dieses Objekt anzukaufen", so Museumsdirektorin Reichert. Am Sonntag beim Sommerfest des Jüdischen Museums Augsburg soll der Leuchter erstmals in der ehemaligen Synagoge zu sehen sein.

Welchen Weg das Augsburger Abschiedsgeschenk in den vergangenen 165 Jahren genommen hat, das versucht das Museum jetzt zu rekonstruieren. "Das ist wahrscheinlich eine Geschichte für sich", sagt Carmen Reichert.

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