Donnerstagabend hat das jüdische Lichterfest Chanukka (hebräisch: Weihung) begonnen. Acht Tage dauert es, jeden Tag wird eine neue Kerze am Leuchter, der Chanukkia, entzündet. Auch die Israelitische Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg begeht das Fest. Am Sonntag werden Oberbürgermeisterin Eva Weber und Gemeinderabbiner Asher Goldshmid gemeinsam die erste Kerze entfachen. Chanukka wird in schweren Zeiten für die Gemeinde zur Stütze.
Chanukka erinnert an Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem
Chanukka ist für Jüdinnen und Juden ein Fest der Hoffnung und Zuversicht. Das Lichterfest erinnert an die Zeit vor über 2.200 Jahren. Die Makkabäer, jüdische Widerstandskämpfer, hatten damals über die griechische Fremdherrschaft gesiegt. Zuvor war das Gotteshaus von syrisch-hellenistischen Eroberern entweiht worden. Sie hatten im Tempel einen Zeus-Altar errichtet. Als die Juden dann den Tempel wieder in Besitz nehmen konnten und die Menora, den traditionellen Leuchter, anzünden wollten, fanden sie lediglich koscheres Öl für einen Tag vor. Nach einer Legende des Talmud brannte die Menora jedoch ganze acht Tage lang.
- Zum Glossar: Begriffe aus dem Judentum
Reibekuchen, Krapfen, Kartoffelpuffer
Dieses Wunder mit Licht und Öl spiegelt das Fest wider. Man isst alles, was in Öl gebraten ist: Reibekuchen, Krapfen, Kartoffelpuffer.
Das Licht steht für das Leben und die Kraft der Hoffnung, es symbolisiert aber auch die Thora, den Glauben, der wie eine nie erlöschende Flamme weitergegeben werden soll. Den Glauben und die Hoffnung nicht zu verlieren, das sei schwierig geworden, nach dem Angriff der Hamas, meint Gemeindehelfer David Lisowski. Das Schicksal der Geiseln, der Kriegszustand im Land der Verwandten und Freunde, das bewegt ihn wie viele andere Gemeindemitglieder. "Man betet auch für die Leute, die jetzt in Gefangenschaft sind und in großer Gefahr schweben", sagt Lisowski.
Fest soll Orientierung geben
Das Licht der Chanukkia soll in Zeiten von Trauer und Angst auch Orientierung geben, meint Rabbiner Asher Goldshmid. Es sei sehr schwierig, sich von den schrecklichen Ereignissen abzulenken, es gebe aber ein wichtiges Prinzip im Judentum: "In schwierigen Umständen geben wir nicht auf, wir weinen nicht die ganze Zeit vor Hilflosigkeit", sagt Goldshmid. Mit Vertrauen auf Gott blicke man in die Zukunft. "Wir werden zusammen mit der gesamten Gemeinde feiern, wir werden zusammen die Kerzen anzünden, Lieder singen und natürlich Geschenke geben", sagt der Rabbiner.
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