Pater Maximilian ist dieses Jahr zum letzten Mal als Präses bei der Kreuzberg-Wallfahrt dabei.
Bildrechte: BR / Valentin Beige

Pater Maximilian ist dieses Jahr zum letzten Mal als Präses bei der Kreuzberg-Wallfahrt dabei.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Nach 30 Jahren: Letzte Kreuzberg-Wallfahrt für Bruder Maximilian

Nach zwei Tagen Fußmarsch sind die Würzburger Wallfahrer auf dem Kreuzberg angekommen. Für Präses Bruder Maximilian ist es die letzte Kreuzberg-Wallfahrt – nach 30 Jahren. Der Mönch sieht den Abschied mit gemischten Gefühlen.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Die Kreuzbergwallfahrerinnen und -wallfahrer aus Würzburg sind am Mittwochnachmittag auf dem Kreuzberg angekommen. Über die drei Kreuze auf dem Kreuzberg-Gipfel laufen die Gläubigen zum Kloster auf dem Kreuzberg. 86 Kilometer innerhalb von 36 Stunden haben die Wallfahrer dann geschafft. Teilnehmende erzählen, dass sie die Distanz schaffen, indem sie sich von der Gruppe mitziehen lassen.

Die Wallfahrer, die ab Donnerstag wieder zurücklaufen, können vormittags etwas verschnaufen. Auf dem Programm stehen zum Beispiel eine Andacht oder ein meditatives Orgelspiel. Nach dem Pilgersegen beginnt der Rückweg. Am Samstagnachmittag werden die Wallfahrerinnen und Wallfahrer mit der Zwiebelkirchweih in Würzburg begrüßt. Insgesamt sind sie dann 170 Kilometer in fünf Tagen gelaufen.

  • Zum Artikel: Kreuzberg-Wallfahrer laufen von Würzburg in die Rhön

Pater Maximilian ist seit 30 Jahren er bei der Wallfahrt zum "Heiligen Berg der Franken" dabei. Die letzten Jahre als Präses der Bruderschaft Zum Heiligen Kreuz, die die Wallfahrt veranstaltet. Er ist damit der geistliche Leiter der Veranstaltung.

Die Ersten der Kreuzbergswallfahrer beim Eintreffen am Kreuzberg.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Kreuzbergwallfahrt

Wegen Umzug: Letzte Kreuzberg-Wallfahrt für Bruder Maximilian

Für Bruder Maximilian ist es seine letzte Wallfahrt in der Funktion. Nach vielen Jahren als Klinikseelsorger an der Uniklinik Würzburg arbeitet er jetzt als Pfarrer in Niedersachsen. Und gibt deswegen sein Amt als Präses auf. Was ihm bleibe? Auf jeden Fall viele Erinnerungen.

Erinnerungen an Dauerregen und Hitze

Auf die Frage, was er alles erlebt habe, denkt er sofort an das Wetter: "Wir hatten mal eine Wallfahrt mit fünf Regentagen. Wir hatten aber auch mal am 20. August den heißesten Tag des Jahres. Da haben wir gedacht: Wir schaffen es nicht – haben es aber doch geschafft."

"Lachendes und weinendes Auge" nach 30 Jahren

Jetzt zum Start seiner letzten Wallfahrt hat er ein lachendes und ein weinendes Auge. "Ich bin sehr verbunden mit der Wallfahrt, es ist auch ein Abschied für mich", sagt Bruder Maximilian. An die letzte Wallfahrt als geistlicher Leiter hat er aber keine besonderen Erwartungen. "Ich mach mich auf den Weg wie jedes Jahr. Es ist jedes Jahr besonders. Jede Wallfahrt ist anders, aber es ist auch viel Vertrautes dabei."

Jubiläums-Wallfahrt und Wallfahrt in der Corona-Zeit

In Erinnerung bleiben wird ihm aber zum Beispiel die Jubiläumswallfahrt im Jahr 1997 – 350 Jahre Kreuzberg-Wallfahrt. Und auch die "Wallfahrt to go" in der Corona-Zeit hat sich eingeprägt. Damals konnten die Menschen die Strecke eigenständig nachlaufen und es gab Heilige Messen auf dem Weg. Die Bruderschaft Zum Heiligen Kreuz hat den Menschen außerdem Texte, Impulse und Videos auf Youtube zur Verfügung gestellt.

Bruder Maximilian: "Wir waren immer behütet"

Das Ende seiner Amtszeit erfüllt Bruder Maximilian auch mit großer Dankbarkeit. "Ich bin dankbar, dass bei all den Wallfahrten nie etwas Schlimmes passiert ist. Dass wir immer behütet geblieben sind. Auch bei all dem Verkehr auf den Straßen, auf den Bundesstraßen, den wir erlebt haben und der zugenommen hat", so der Bruder. Er lobt auch die vielen Menschen, die bei der Wallfahrt mitwirken.

Bischof benennt Nachfolger am Samstag

Zur Wallfahrt gekommen ist Bruder Maximilian damals eher zufällig, weil ein Mitbruder umgezogen ist. Und, so schlicht formuliert er es: "Ich war da und habe es übernommen". Wer nach ihm Präses wird, das kann er noch nicht verraten. Das gibt Bischof Franz Jung am Samstag bekannt, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wieder zurück in Würzburg sind.

Bildrechte: BR / Valentin Beige
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Die Wallfahrt auf den Kreuzberg hat am Morgen in Würzburg begonnen.

250 bis 300 Menschen laufen frühmorgens in Würzburg los

Zurück zum Neumünster in den frühen Morgenstunden: Nach dem Gottesdienst stellen sich die rund 250 bis 300 Walfahrerinnen und Walfahrer vor der Kirche auf. Sie tragen Turnschuhe oder dicke Wanderschuhe, dazu Sportklamotten und Rucksäcke. Es ist immer noch stockdunkel in Würzburg, außer den Wallfahrerinnen und Wallfahrern ist kein Mensch unterwegs.

Erste Etappe: 50 Kilometer bis Euerdorf

Wallfahrtsleiter Michael Seufert im orangen Shirt hat eine Stirnlampe auf dem Kopf, damit er die letzten Anweisungen auf seinem Zettel per Megaphon vorlesen kann. Die Teilnehmenden sollen zum Beispiel immer zu viert in einer Reihe laufen. Die Musikkappelle beginnt und die Wallfahrenden laufen los – in zügigem Tempo. Die roten Fahnen voraus. Knapp 50 Kilometer liegen am ersten Tag vor ihnen, bis zum Etappenziel in Euerdorf im Landkreis Bad Kissingen, wo sie übernachten. Es ist die längste Etappe der Wallfahrt.

Erste Pause: "Füße tun noch nicht weh"

Um 9.00 Uhr die erste Pause in Gramschatz im Landkreis Würzburg. 19 Kilometer sind die Pilgerinnen und Pilger schon gelaufen. "Uns tun die Füße noch nicht weh. Aber das kann noch werden, wir haben ja ein Stück weg vor uns", sagt eine Teilnehmerin. Das frühe Aufstehen würde dazugehören, "das schafft man schon einmal im Jahr", berichtet die Frau, die aus der Rhön stammt und von Würzburg zurück "in die Heimat" läuft.

Bischof Jung: Weg zum Kreuzberg zum Nachdenken nutzen

Unter den Menschen ist auch Franz Jung, der Bischof des Bistum Würzburg. Er nimmt die Kreuzberg-Wallfahrt zum Anlass, um zu fragen: "Was ist mit dem Kreuz in meinem Leben? Was sind die Dinge, die mich bedrücken? Was sind die Dinge, die die Kirche bedrücken, die die Welt bedrücken?"

Kreuzberg als Ziel, Gemeinschaft trägt die Menschen

Vom Gramschatz aus geht es nach Arnstein im Landkreis Main-Spessart, zur Mittagsrast. Am Mittwochnachmittag kommen die Wallfahrerinnen und Wallfahrer auf dem Kreuzberg an, nach 86 Kilometern. Dort hat der Heilige Kilian einst ein erstes Kreuz errichtet. Für viele Menschen ist es die Gemeinschaft, die sie die vielen Kilometer trägt. Das gemeinsame Beten und Singen sei auch meditativ. "Der Reiz für mich ist auch, dass da wirklich alt und jung dabei ist, Mann und Frau – dass alle miteinander unterwegs sind", sagt Wallfahrtsleiter Michael Seufert.

Der 18-jährige Felix läuft zum Beispiel schon seit seiner Kindheit mit – erst nur Etappen, inzwischen die ganzen 180 Kilometer. "Gerade das Beten von Rosenkränzen bringt mich runter, weil es sich immer wiederholt. Das ist Meditation in dieser aktuell sehr dynamischen Welt", sagt Felix.

Wallfahrt als "Gottesdienst unterwegs"

Das Ziel der Wallfahrt ist es laut Bistum, "Kraft zu schöpfen, den Kopf frei zu bekommen und dankbar" zu sein. Es sei allerdings kein "Volkslauf mit religiösem Vorzeichen", sondern "Gottesdienst unterwegs und Exerzitien auf der Straße", heißt es weiter. Die Tage der Wallfahrt seien Tage der Glaubens- und Lebenserneuerung.

Nach etwa 180 Kilometern zurück in Würzburg

Am Samstag ist die Pilgergruppe dann wieder zurück in Würzburg und wird mit der traditionellen Zwiebelkirchweih empfangen. Dann haben die Menschen etwa 180 Kilometer und auch einige Höhenmeter in den Knochen. Blasen an den Füßen sind vorprogrammiert. Angehörige und Schaulustige versammeln sich in der Semmelstraße und es gibt traditionell Zwiebelkuchen.

Hintergrund: Kreuzberg-Wallfahrt von Würzburg aus

Die Wallfahrt von Würzburg zum Kreuzberg gibt es nun seit 1647. Damals hatte sich die Bruderschaft zum Heiligen Kreuz zum ersten Mal aufgemacht, auf den Pilgerweg in die Rhön. Seitdem findet die Wallfahrt mit Unterbrechungen immer wieder vom 20. bis 24. August statt. Sie gilt als größte ihrer Art in Unterfranken. Kleinere Wallfahrten zum zweithöchsten Berg in der Rhön gibt es zum Beispiel auch von Ochsenfurt im Landkreis Würzburg oder von Karlstadt im Landkreis Main-Spessart.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!