Wer auf den Jakobsweg gehen möchte, kann damit in Bayern oft nah an der eigenen Haustür beginnen - zum Beispiel in München, in der Nähe des Deutschen Museums. Wer eine blaue Tafel mit der gelben Jakobsmuschel am Wegesrand sieht, weiß, dass er gerade auf einem Teil des berühmten Pilgerwegs läuft. Acht Haupt-Jakobswege verlaufen durch Bayern in Richtung Spanien.
Die Menschen, die den Jakobsweg gehen, werden immer mehr. Schon jetzt sind mehr Pilgerinnen und Pilger am Ziel des Wegs, Santiago de Compostela in Spanien, angekommen, als es zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr waren, viele davon aus Bayern. 2023 war ein Rekordjahr: 446.077 Menschen haben damals ihr Pilgerdiplom am Ende des Jakobswegs erhalten. In der spanischen Stadt führt der große Andrang zu Staus in den Gassen rund um die Kathedrale.
"Manchmal kann man sich in den Straßen kaum bewegen", sagt John, der auf YouTube über den Jakobsweg berichtet. "Die Anwohner beschweren sich über Pilger, die hier ankommen, klatschen und Lieder singen - um fünf Uhr morgens!" Auf dem YouTube-Kanal 'The Camino Cafe Podcast' appelliert er an andere Pilgerinnen und Pilger: "Wir müssen Spanien respektieren und die Dörfer, durch die wir gehen!"
Camping vor der Kathedrale
Ein Extrembeispiel, das John in seinem Video zeigt: ein Foto von einem Zelt. Pilger hatten es mitten auf dem zentralen Platz der Stadt, dem Plaza del Obradoiro, aufgebaut. Viele Besucher machen hier Rast, essen und hinterlassen Müll. "Das ist doch keine Picknickzone", ärgert sich Roberto Alumina, Vorsitzender der lokalen Anwohner-Vereinigung. "Das mache ich doch selber nicht, wenn ich in einer fremden Stadt bin."
Dazu kommt der Lärm. Roberto Alumina beobachtet immer wieder Stadtführer, die für ihre Führungen Lautsprecher benutzen, was eigentlich verboten ist. "Wir haben nicht das geringste Problem, unsere Stadt mit Gästen zu teilen. Das Einzige, was wir verlangen, ist Respekt", sagt der 73-Jährige.
1.500 Pilgerinnen und Pilger am Tag
Santiago de Compostela hat als Zielpunkt des berühmten Jakobswegs eine Doppelbelastung. 1.500 Pilgerinnen und Pilger kommen täglich in der Stadt an - zu Fuß oder per Fahrrad. Touristen und Tagesausflügler, die mit Bussen oder dem Kreuzfahrtschiff reisen, kommen da noch obendrauf.
Dass das Pilgern gerade stark im Trend liegt, erklärt sich der Pilger-YouTuber John durch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie. "Covid hat uns unsere Sterblichkeit gezeigt. Viele, die den Jakobsweg auf ihrer Liste hatten, gehen ihn jetzt."
Und sie sind willkommen, auch für Roberto Alumina und seine Anwohner-Vereinigung. Sie setzen vor allem auf Dialog. Ihr Vorschlag sind Informationsstellen für die Besucher, die Verhaltensregeln herausgeben. Roberto Alumina würde aber auch eine Abgabe für Tagesausflügler befürworten - alleine schon wegen der hohen Kosten für die Müllbeseitigung. Pilgerinnen und Pilger sollten davon ausgenommen sein, findet Anwohner-Vertreter Alumina.
Mit Informationen von KNA
Im Video: Auf dem Jakobsweg von Nürnberg nach Eichstätt
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