Zwei riesige Kompressoren ächzen an der Talstation der Karwendelbahn in Mittenwald. Sie treiben eine hydraulische Maschine an, die das tonnenschwere Seil auf den Berg zieht. Aber wie geht das, wenn ein tonnenschweres Drahtseil rund 2,5 Kilometer in schwindelnde Höhen gezogen wird? Es ist so wie Lego-Spielen, sagt der Betriebsleiter Stefan van den Heuvel. "Du hast einen Motor und baust eine Umlenkung und ziehst damit ein Seil", sagt van den Heuvel.
So ähnlich wie Lego spielen
So einfach wie Lego spielen ist es dann allerdings doch nicht. Das neue, 33 Tonnen schwere Seil ist auf einer riesigen Rolle aufgewickelt. Eine Spezialfirma aus Südtirol hat dieses neue Seil mit einem der beiden 60 Jahre alten Tragseile verbunden – und zieht mithilfe einer Umlenkung das neue hoch auf den Berg. Das alte Seil sammelt sie im Tal auf einer zweiten Rolle wieder ein. Was so einfach klingt, dauert mehrere Wochen.
Im Inneren des Tragseils ist ein Glasfaserkabel
"Auf der Rolle ist jetzt eines der beiden Seile mit 2.700 Metern Länge", sagt der Bergbahnchef. Ein Meter wiegt 12,3 Kilo – daher das hohe Gesamtgewicht. Das Seil ist ein kleines Wunder der Technik. Im Kern ist ein Lichtwellenleiter (Glasfaser) vergossen, der demnächst die Internetanbindung der Bergstation sicherstellt. Ohne sein Team geht nichts, sagt der Mann vom Nieder-Rhein, der seit zwölf Jahren den Betrieb überwacht. Zentimeter um Zentimeter schiebt die Hydraulik das knapp fünf Zentimeter dicke Stahlseil in die Höhe.
Die Technik bleibt Betriebsgeheimnis
Wie die Hydraulik genau funktioniert, bleibt das Betriebsgeheimnis der Südtiroler Bergbahnfirma. Fotografieren dürfen wir sie beim Pressetermin nicht. Wenn das neue Seil an der Bergstation angekommen ist, beginnt der nächste Teil des Seil-Wechsels. Dort oben, 1.300 Meter hoch über Mittenwald, muss das Tragseil befestigt werden. Im sogenannten Poller-Raum wird das Ende des Tragseils drei bis vier Mal um einen metergroßen Poller aus Beton gewickelt und dann fixiert.
Ab Mitte Mai wird die Bahn wieder fahren
Wenn beide Tragseile schlussendlich verlegt sind, werden sie mit Gewichten auf die richtige Spannung gebracht. Erst dann – und wenn der TÜV die Anlage auf Herz und Nieren überprüft hat - dürfen die Wanderer wieder die luftige Fahrt in 2.200 Meter Höhe antreten. Mitte Mai soll es wieder losgehen – bis dahin wollen der Betriebschef und seine Crew die "alte Dame", wie sie die Karwendelbahn liebevoll nennen, komplett durchgecheckt und auf Vordermann gebracht haben.
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