Es war eine turbulente Woche, die hinter Melanie Heigl-Birk liegt. Sie ist Schulleiterin an der Bischof Manfred Müller Schule in Regensburg - eine der Schulen in Deutschland, die in dieser Woche eine E-Mail mit einer Bombendrohung erhalten haben.
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Schulleiterin lobt Umgang der Schüler mit der Situation
Seitdem die Droh-E-Mail am Dienstag eingegangen ist, hat Heigl-Birk ihr Handy immer in einer Tasche dabei. "Weil ich einfach gemerkt hab, es ist notwendig, dass ich ein Handy und einen Kommunikationsweg habe, selbst wenn ich fliehen muss und draußen stehe", so die Schulleiterin. Dadurch sei gewährleistet, dass im Ernstfall die Eltern schneller informiert werden können. Generell werde derzeit an der Schule überlegt, wie die Kommunikation noch besser laufen kann.
Am Tag nach der Bombendrohung habe die Schule am frühen Morgen eine Dienstkonferenz einberufen, bei der auch KIBBS, das Kriseninterventions- und -bewältigungsteam bayerischer Schulpsychologinnen und Schulpsychologen, beteiligt war. Dabei haben die Lehrer einen Leitfaden bekommen, wie man die Schüler nach der Krise empfangen kann. "Was wunderschön war, ist, dass alle Kinder gekommen sind. Das ist ein Zeichen, dass die Eltern uns vertrauen", sagt Heigl-Birk.
Anschließend seien die Schüler von ihren vertrauten Klassenlehrkräften unterrichtet worden. Hier konnten sich die Kinder und Jugendlichen frei äußern und durften Fragen stellen. Besonders Wert gelegt habe die Schule darauf, dass das vorbildliche Verhalten der Schülerinnen und Schüler gelobt wurde. "Dass sie stolz drauf sein können, wie toll sie die Evakuierung mitgemacht haben und wie toll alles abgelaufen ist", so die Schulleiterin.
Schule überprüft Sicherheitskonzept nach Drohung
Nach dem Vorfall am Dienstag habe die Schulleitung auch das bestehende Sicherheitskonzept überprüft: Zum Beispiel, wie lang es gedauert hat vom Öffnen der E-Mail bis zum Verständigen der Polizei und auch, ob die Evakuierung schnell genug war und die Wege eingehalten worden sind, so Heigl-Birk. "Wir haben festgestellt, dass wir ganz gut im Schnitt waren. Ich bin jetzt sehr zufrieden, dass das Sicherheitskonzept relativ gut gelaufen ist."
Auch für die Tage und Wochen nach dem Vorfall hat die Schule Anlaufstellen für die Kinder und Jugendlichen: Schulpastorale und ein Sozialpädagoge seien in dieser Situation besonders sensibilisiert, um auf mögliche Veränderungen im Verhalten der Schüler zu achten. "Manche Kinder trauen sich nicht, sich zu äußern - da muss man natürlich besonders schauen", so die Schulleiterin.
Neumarkter Schule löst Feueralarm aus
Auch das Berufsschulzentrum in Neumarkt hatte am Dienstagmorgen eine Bombendrohung erhalten. Hier habe das Sicherheitskonzept ebenfalls gut funktioniert, so Schulleiter Albert Hierl zum BR. Im Austausch mit der Polizei sei schnell klar geworden, dass die Schule geräumt werden müsse. Die Frage war nur, ob per Durchsage oder Feueralarm. "Wir haben uns dann für den Feueralarm entschieden, damit keine Panik entsteht. Das sind Abläufe, die wir jedes Jahr einüben. Und das hat sehr gut funktioniert. Das Schulhaus war innerhalb von sieben Minuten leer", zeigt sich Hierl ebenfalls zufrieden.
Ihm zufolge entspannte sich die Lage schnell. Auch, weil nichts passiert ist. Viele Schüler am Berufsschulzentrum sind im Einzeltagesunterricht da. Die Schüler, die am Dienstag die Bombendrohung miterlebt haben, sind erst wieder nach den Herbstferien im Haus. "Das ist genug Zeit, dass sich das Ganze etwas beruhigen kann", so Hierl.
Erste Klasse schreibt Dankesbrief an Polizei
An der Bischof Manfred Müller Schule in Regensburg haben sich die Schüler mit ihren Lehrern eine ganz besondere Aktion ausgedacht, um die Drohungen zu verarbeiten. Sie haben Dankesbriefe an die Polizei geschrieben. Darin heißt es zum Beispiel: "Liebe Polizei, vielen Dank für den Schutz, das Absuchen unserer Schule und die Absperrung der Straße. Die Klasse 1A der Bischof Manfred Müller Schule."
Hintergründe zu Bombendrohungen unklar
In den vergangenen beiden Wochen gingen an mehreren Schulen in ganz Deutschland Bombendrohungen ein und lösten größere Polizeieinsätze aus. In Bayern waren unter anderem Schulen in Augsburg, Regensburg, Straubing, Neumarkt und Cham betroffen. In mehreren Fällen stellten die Verfasser dabei einen Bezug zur Terrorgruppe Hamas her.
Zum Verlauf der Ermittlungen hält sich die Polizei bedeckt. Eine Frage dabei ist, ob ein Einzelner, eine Gruppe oder mehrere unabhängig voneinander aktive Täter die Drohungen verschicken. Aus dem Bundesinnenministerium hieß es am Freitag: "Ob mit den Drohungen ein extremistisches Ziel verfolgt wird oder es sich möglicherweise um Trittbrettfahrer handelt, die sich zur Verstärkung der Wirksamkeit ihrer Drohungen als Hamas bezeichnen, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend bewerten."
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