Nach dem Flammeninferno auf Tokios Flughafen Haneda ist die internationale Betroffenheit groß. Am Dienstag waren zwei Flugzeuge kollidiert. Fünf Menschen starben an Bord einer Maschine der Küstenwache. Im zweiten Flugzeug, einem Airbus A350, kam es zu einer Explosion, alle 367 Passagiere konnten aber gerettet werden.
Erste Erkenntnisse legen die Vermutung nahe, dass es zwischen der Flugkontrolle und einem der Piloten zu einem Missverständnis gekommen sein muss. Das Flugzeug der Küstenwache hatte wohl eigentlich keine Erlaubnis, sich auf die Start- und Landebahn zu begeben. Wie konnte das passieren? Und wie kann so etwas verhindert werden?
Kommunikation zwischen Fluglotsen und Tower streng definiert
"Die Grundvoraussetzung dafür, dass sowas nicht vorkommt, ist, dass die Verantwortlichkeiten ganz klar getrennt sind", erklärt Robert Ertler von der Deutschen Flugsicherung auf Anfrage von BR24. Der Lotse im Tower gebe die Landefreigabe und sei zuständig für die Reihenfolge und die Abstände zwischen den Flugzeugen auf einer Landebahn.
Die Piloten "lesen" die Informationen zurück, wiederholen also die Anweisung und folgen dieser. "Wir gehen momentan davon aus, dass das möglicherweise eine unglückliche Verkettung von Kommunikationsfehlern war zwischen Pilot und Lotse."
Passagiere müssen Anweisungen folgen
Gleichzeitig lobt Robert Ertler den Umgang des Tokioter Flughafens und der Flugzeugbesatzung des Airbus A350 mit dem Unglück. "Das, was in Japan passiert ist, ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Crew einen tollen Job gemacht hat", meint der Flugsicherheitsexperte. Obwohl schon Rauch in der Kabine gewesen sei und es angefangen habe zu brennen, sei sie sehr ruhig geblieben und den Anweisungen gefolgt. "Es ist gelungen, fast 400 Personen innerhalb von zwei Minuten zu evakuieren. Das ist perfekt."
Robert Ertler rät, in solchen Situationen auf jeden Fall auf die Anweisung des Flugzeugpersonals zu hören. Außerdem gilt: Die Sicherheitshinweise durch das Personal am Anfang des Fluges ernst nehmen und sich merken, wo der nächste Notausgang ist. Im Ernstfall sollte man auf keinen Fall auf eigene Faust losstürmen und sich selbst evakuieren, sondern den Anweisungen des Personals folgen.
Flughäfen durch regelmäßiges Training vorbereitet
Nicht nur die Airlines müssen in regelmäßigen Abständen ihr Personal trainieren. Auch die Flughäfen selbst seien für kritische Situationen vorbereitet, erklärt Christian Albrecht, Pressesprecher des Flughafens Nürnberg. Am Flughafen gebe es für alle Verfahren eine Prozessbeschreibung, auch für tatsächliche Einsatzszenarien, beispielsweise für Flugunfälle.
Erst im letzten Monat habe der Flughafen Nürnberg eine alljährlich erforderliche Großübung durchgeführt. "Ziemlich realitätsnah, mit Statistinnen und Statisten, die auch geschminkt werden. Man evakuiert dann ein Flugzeug und behandelt die Passagiere medizinisch", so Albrecht. Bei dieser Übung sei nicht nur die rund um die Uhr aktive Flughafenfeuerwehr dabei, sondern auch Rettungskräfte aus der Region. Auch der Flughafen München verweist auf nationale und internationale Regeln. "Zum Beispiel die Vorgabe für die Flughafenfeuerwehr, innerhalb von 180 Sekunden am Einsatzort zu sein", sagt Henner Euting vom Flughafen München.
Das gilt beim Flugzeugbau
Schon beim Flugzeugbau müssten internationale Sicherheitsvorschriften erfüllt sein, erklärt Christian Rößler vom Lehrstuhl für Luftfahrtsysteme der Technischen Universität München. Das Flugzeug müsse beispielsweise so gebaut sein, dass – auch wenn die Hälfte der Türen nicht benutzbar sei – das Flugzeug noch innerhalb von 90 Sekunden evakuiert werden könne.
Rößler zufolge dürfen im Flugzeug nur Materialien verwendet werden, die nicht oder schwer entflammbar sind. So soll sich der Brand möglichst nicht ausbreiten. Außerdem darf die Ausfallwahrscheinlichkeit von Flugzeugteilen nicht höher als bei einem Milliardstel liegen. Zusätzlich werden wichtige Teile zweimal und besonders wichtige Systeme wie die Energieversorgung oder die Flugsteuerung dreifach redundant eingebaut.
Fliegen vergleichsweise sicher
Fliegen sei generell sicher, so Robert Ertler von der Deutschen Flugsicherung. Fliegen wird sogar immer sicherer, wie eine aktuelle Auswertung des Flugunfallbüros Jacdec für 2023 zeigt. Die Jacdec-Datenbank hat für das vergangene Jahr weltweit 1.001 Unfälle und Zwischenfälle verzeichnet, die damit wieder das Niveau der Vor-Corona-Zeit erreicht hätten. Bei 45 Flugzeug-Totalverlusten kamen laut Jacdec 124 Menschen zu Tode. Das waren 233 weniger als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.
Im Video: Auf Tokios Flughafen Haneda stoßen zwei Flugzeuge zusammen
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!