Meterhohe Flammen, rund 350 Feuerwehrkräfte und ein Schaden in Millionenhöhe: Das ist die Bilanz des Hotel-Großbrands in Bischofsmais. Auch am Montag glommen noch immer Glutnester in dem Gebäude.
Was wird aus der Brandruine?
Den Bürgermeister von Bischofsmais Walter Nirschl treibt jetzt vor allem um, was aus der gigantischen Brandruine wird. Das ehemalige Hotel hatte 2016 den Betrieb aufgegeben und Insolvenz angemeldet. Nirschl hatte Montagfrüh eine E-Mail an den belgischen Insolvenzverwalter geschickt mit der Bitte, sich um die Brandruine zu kümmern und die Verkehrssicherungspflicht zu erfüllen.
Videokonferenz mit Insolvenzverwalter
Nun hat er am heutigen Dienstag eine Videokonferenz mit dem belgischen Insolvenzverwalter, der für das Gebäude zuständig ist. In der Videokonferenz will Nirschl "alle offenen Fragen klären", vor allem die nach der Verkehrssicherungspflicht. "Ich hoffe sehr, dass da was gemacht wird", sagte Nirschl dem BR.
Seit dem Brand fahren viele Besucher zur Brandruine, um sie sich anzuschauen. Man müsse die Ruine unbedingt absichern, so der Bürgermeister, "sonst haben wir das gleiche Problem wie vorher". Nirschl möchte den Insolvenzverwalter fragen, was aus der Brandruine wird. Seiner Einschätzung nach sei das "alles Sondermüll" und müsse entsorgt werden. Unklar sei im Moment auch, ob es eine Brandversicherung gibt. "Ich hoffe für die Gemeinde Bischofsmais inständig, dass keine Ruine stehen bleibt", sagte Nirschl.
Zukunft der Brandruine noch unklar
Die Gemeinde drängte schon seit Jahren darauf, dass das leerstehende Gebäude besser gesichert wird - laut Bürgermeister ohne Erfolg. Zuletzt hatte Bischofsmais sogar die die Zwangsversteigerung beantragt, weil die Besitzer Außenstände bei der Gemeinde hatten, so Nirschl. Vor drei Wochen sei dann auch ein vom Gericht bestellter Gutachter da gewesen, um den Gebäudewert zu schätzen. Das Ergebnis steht bisher noch aus.
Viele Menschen in der Region sorgen sich jetzt, dass die riesige Brandruine stehen bleiben könnte, nachdem sich schon in den letzten Jahren niemand erkennbar um das leerstehende Gebäude gekümmert hatte.
Das ehemalige "Charm"-Hotel war als "Lost Place" im Internet bekannt geworden und hatte immer wieder Besucher angezogen, die illegal eingestiegen sind. Es wurden Mobiliar, Lampen, Kabel geklaut, Graffitis an die Wände gesprüht, Scheiben zerschlagen. Die Polizei hatte immer wieder illegale Besucher aufgegriffen.
Lagerfeuer im Gebäude
Es hatte sogar Lagerfeuer im Gebäude gegeben, sagt Kreisbrandrat Hermann Keilhofer, die aber von selbst ausgingen. Er fürchtet, dass auch der Brand diesen "Lost-Places-Tourismus" nicht beendet. Schon in der Brandnacht habe es "die reinste Völkerwanderung" an Neugierigen gegeben.
Wer aber in den nächsten Wochen illegal in die Brandruine einsteigt, riskiere sein Leben. Der Kreisbrandrat bezweifelt, dass die Betonwände, die noch stehen, stabil sind. Die enorme Hitze habe den Baustahl, der im Beton verbaut ist, beeinträchtigt.
Brandursache noch offen, lange Ermittlungen
Die genaue Brandursache ist laut Polizei noch völlig unklar. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern rechnet mit möglicherweise wochenlangen Ermittlungen. Das liege an der enormen Größe des Gebäudekomplexes und am Ausmaß der Zerstörung.
Einer der größten Brände im Landkreis Regen
Die Feuerwehr wird an der Brandruine des ehemaligen Charm-Hotels in Bischofsmais wohl noch die ganze Woche die Brandwache übernehmen, auch wenn die eigentlichen Löscharbeiten am Sonntagfrüh gegen fünf Uhr beendet waren. Das sagte der Regener Kreisbrandrat Hermann Keilhofer am Montag dem Bayerischen Rundfunk.
In dem riesigen Komplex, den Keilhofer auf über 4.000 Quadratmeter Dachfläche schätzt, könnten immer wieder Glutnester aufflammen. Das liege zum einen an der enormen Größe des Brandorts, zum anderen an der aktuellen sehr heißen Witterung.
Viel Holz verbaut
Als die ersten Feuerwehrleute eintrafen, schlugen bereits meterhohe Flammen aus dem Gebäudekomplex. Alle Dachstühle waren aus Holz, alle Dachflächen und die Fassaden mit Holzschindeln eingedeckt. "Das brannte alles komplett", so Keilhofer, ebenso die Dämmstoffe in den Dachstühlen und das Mobiliar in dem seit Jahren leerstehenden Hotel.
Keilhofer geht davon aus, dass auch alle Brandschutztüren durch den Vandalismus der letzten Jahre offenstanden, das Feuer also nicht aufgehalten wurde. "Mich hat die enorme Geschwindigkeit der Brandausbreitung erstaunt," sagte der Kreisbrandrat.
Problem mit dem Löschwasser
Das Wasser aus dem Löschweiher im Ortsteil Habischried reichte nicht aus. Die Feuerwehr musste zusätzlich eine rund 1,5 Kilometer lange Leitung zum Beschneiungsteich des Skigebiets Geißkopf legen.
Die Einsatzkräfte hatten bei den Löscharbeiten alle Hände voll zu tun, so Keilhofer, um ein Übergreifen der Flammen auf den angrenzenden Wald zu verhindern. Dafür musste auch Gestrüpp rund um das Gebäude gerodet werden. Es habe keine Zufahrtswege mehr gegeben. Für Keilhofer war der Brand, der in der Nacht zum Sonntag entdeckt worden war, einer der größten, die es je im Landkreis Regen gegeben hat.
💡 Die Geschichte des abgebrannten Hotels
- 1974 wurde das Gebäude als "Kur- und Erholungsheim" von der Siemens AG eröffnet.
- Das Gebäude wurde vom Regensburger Architekten Siegfried Dömges anlässlich eines Architektenpreises entworfen, als Sieger gekürt und anschließend gebaut.
- 2004 zog sich Siemens zurück. Von da an wurde die Anlage als Hotel genutzt. Es folgten mehrere Betreiberwechsel und Sanierungen.
- 2016 wurde unter belgischem Betreiber und dem Namen "CHARM Hotel – Resort & Spa" Insolvenz angemeldet. Von da an stand das Hotel leer und wurde regelmäßig von "Lost Placern", Vandalen und Dieben heimgesucht und nach und nach verwüstet.
- Die Gemeinde Bischofsmais versuchte mehrmals mit den Eigentümern Kontakt aufzunehmen und einen Verkauf anzuregen, jedoch ohne Erfolg.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!