Die Stadt Wertheim an der Grenze zu Bayern kann die Rotkreuzklinik mit über 170 Betten und 400 Mitarbeitenden nicht als Trägerin übernehmen. Das teilte die Stadt auf BR-Anfrage mit. Damit ist der Plan, die Klinik als Krankenhaus für die Grund- und Regelversorgung zu erhalten, gescheitert. Das Krankenhaus ist derzeit mit seiner Notaufnahme noch ein wichtiger Pfeiler der Notfallversorgung in der Region. Nun soll das Krankenhaus in eine Fachklinik für Amputationsnachsorge und Schmerztherapie umgewandelt werden. Am Donnerstag sind die Beschäftigten in einer Mitarbeiterversammlung darüber informiert worden.
Entscheidung über Klinik-Zukunft unter Zeitdruck
Die Rotkreuzklinik steht seit Herbst 2023 in einem Schutzschirmverfahren, Anfang Dezember wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Vor dem Hintergrund der zeitkritischen Entwicklung hat der Generalhandlungsbevollmächtigte Mark Boddenberg festgestellt, dass die Stadt Wertheim und die Rotkreuzschwesternschaft München in absehbarer Zeit nicht zu einer Einigung kommen können. Damit sei eine Übernahme der Rotkreuzklinik Wertheim in kommunale Trägerschaft durch die Stadt Wertheim nicht möglich.
Auf Angebot eines Investors eingegangen
Zwischenzeitlich hatte der bereits in der Vergangenheit aufgetretene potenzielle Investor Josef Sebastian Oswald ein bindendes Angebot für die Übernahme der Rotkreuzklinik unterbreitet. Da der Bevollmächtigte im Sinne des Insolvenzrechtes gesetzlich verpflichtet ist, die wirtschaftlich beste Lösung für die Gläubiger der Rotkreuzklinik Wertheim gGmbH umzusetzen, entschied er, Oswalds Angebot anzunehmen.
Wertheims OB enttäuscht
Der seit Monaten anhaltende Einsatz zum Erhalt der Wertheimer Rotkreuzklinik in ihrer jetzigen Form war also vergeblich. Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez (SPD) kämpfte dafür, ist nun "enttäuscht und frustriert über diese Entwicklung. Das Angebot der Stadt Wertheim liegt seit Monaten vor, wurde mehrfach besprochen und verhandelt. Noch am 26. Februar habe Generaloberin Edith Dürr die bis dahin erzielten Verhandlungsergebnisse schriftlich bestätigt, heißt es heute Nachmittag in einer Stellungnahme aus dem Rathaus. "Nun scheitert die angestrebte Lösung einer Übernahme der Klinik in städtische Trägerschaft, weil die Rotkreuzschwesternschaft nicht bereit oder fähig ist, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen", so der OB.
Krankenhaus auch wichtig für Versorgung in Unterfranken
Wenn es in Wertheim kein reguläres Krankenhaus mehr gibt, hat das auch Auswirkungen auf das benachbarte Unterfranken: Schätzungen zufolge sind auch viele aus den unterfränkischen Landkreisen Main-Spessart und Würzburg betroffen. Teilweise müssten weite Wege zum nächsten Krankenhaus in Kauf genommen werden, mit Fahrzeiten von mehr als 30 Minuten.
Landkreis Main-Spessart stellt sich auf Mehraufwand ein
Im Landkreis Main-Spessart sagte Landrätin Sabine Sitter (CSU) dem BR, man sei auf den Worst Case vorbereitet, habe wegen des Rettungsdienstes bereits Gespräche geführt und werde die Notfall- und Akutversorgung mit übernehmen. Sitter rechnet mit einem Patientenzulauf im Krankenhaus in Lohr. Sitter sehe auch Vorteile, denn das Krankenhaus-Fachpersonal, das auch weiterhin in einer Klinik arbeiten wolle, sei im Klinikum Main-Spessart willkommen.
Ernüchterung bei Marktheidenfelder Rathauschef
Von einer "traurigen Entwicklung, die sehr schade ist, auch für die Region", sprach in einer ersten Reaktion Marktheidenfelds Bürgermeister Thomas Stamm (parteilos). Die Bürger einiger Marktheidenfelder Stadtteile ließen sich im Wertheimer Krankenhaus behandeln, zumal Marktheidenfeld selbst kein Krankenhaus mehr hat. Es sei fatal für die Notfallversorgung, dass das Wertheimer Krankenhaus künftig nicht mehr zur Verfügung stehe.
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