MIWE Schriftzug an der Fassade
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Nach langen Verhandlungen: Erster Tarifvertrag bei Miwe

Nach langen Verhandlungen: Erster Tarifvertrag bei Miwe

Beim Backautomatenbauer Miwe in Arnstein gilt künftig ein Tarifvertrag. Er tritt im August in Kraft. Die 600 Beschäftigten haben fast ein Jahr lang für die Regelungen gekämpft. Mehrere Warnstreiks begleiteten die innerbetrieblichen Verhandlungen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Die rund 600 Beschäftigten beim Backautomatenbauer Miwe in Arnstein im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart erhalten erstmals einen Tarifvertrag. Knapp 92 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder stimmten in einem am Montag zu Ende gegangenen Mitgliedervotum für die Annahme des Tarifergebnisses, so die IG Metall.

Im Schnitt 2.500 Euro mehr in der Tasche

Der Haustarifvertrag gilt 17 Monate. Ende 2025 wird neu verhandelt. Der Einigung vorausgegangen waren fast ein Jahr lang intensive Verhandlungen, mehrere Warnstreiks und harte betriebliche Auseinandersetzungen.

Laut Tarifvertrag erhält jeder der Miwe-Beschäftigten in den kommenden 17 Monaten im Durchschnitt insgesamt etwa 2.500 Euro mehr Geld. Die IG Metall habe sich im Gegenzug bereiterklärt, auf eine weitere gerichtliche Auseinandersetzung wegen einer nicht erfüllten Lohnzusage an die Beschäftigten zu verzichten, heißt es.

Was genau vereinbart wurde

Folgendes ist der Gewerkschaft zufolge vertraglich festgeschrieben: Alle Vollzeitbeschäftigten erhalten eine einmalige Prämie von 1.500 Euro netto, ausgezahlt in zwei Raten – im August und November. Die Auszubildenden bekommen ebenfalls die volle Prämie.

Ab 1. April 2025 gibt es monatlich drei Prozent mehr. Bereits im Oktober 2023 hatte sich die Arbeitszeit um zwei Stunden verkürzt; das wurde ebenfalls im Tarifvertrag festgeschrieben. Viele Jahre gab es zuvor eine längere Arbeitszeit aus konjunkturellen Gründen ohne Lohnausgleich.

Geschäftsführung und Belegschaft kämpften mit harten Bandagen

Die Tarifverhandlungen waren noch bis vor wenigen Wochen von erheblichen Konflikten geprägt. Mehrfach standen Eskalationen kurz bevor, als Klageandrohungen und Warnstreiks den Verhandlungsprozess begleiteten.

"Es wurde hart gerungen, und es gab Momente, in denen wir uns fragten, ob wir ohne lange Streiks zu einer Einigung kommen würden", resümiert IG-Verhandlungsführer Norbert Zirnsak, erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg. Letztlich habe sich die Beharrlichkeit der Belegschaft, ausgezahlt. Nach Meinung der IG Metall schafft die Einigung bei Miwe die erste Grundlage für "eine künftige regelmäßige Lohnentwicklung und verbesserte Arbeitsbedingungen". Das Ergebnis nach einer Phase ohne Entgeltentwicklung sei wieder eine Anerkennung der Leistungen.

Zufrieden ist auch Miwe-Betriebsratsvorsitzender Gürcan Erdinc. Der erste Tarifvertrag im Betrieb sei ein großer Schritt. Die intensiven Diskussionen und viele harte Auseinandersetzungen hätten zum tarifgebundenen Betrieb geführt.

Es kehrt wieder Ruhe ein

Die Leitung des mittelständischen Unternehmens äußert sich nicht zu internen Angelegenheiten, so Michael Igelmann von der Miwe-Unternehmenskommunikation. Das finanzielle Risiko auch wegen einer drohenden Klage dürfte nun wegfallen und wieder Ruhe einkehren im Unternehmen, so dass man den Fokus wieder aufs Geschäft richten könne.

Streikbereitschaft dort, wo es bislang keine Streikkultur gab

Der Backautomatenhersteller Miwe ist Arnsteins größter Arbeitgeber. Es ist ein Familienunternehmen in der dritten Generation: 1919 gegründet währt die Firmengeschichte bereits 105 Jahre. Viele der Beschäftigten sind bereits seit über 30 Jahren bei Miwe. In den harten Tarifverhandlungen hatten Betriebsrat und IG Metall für höhere Löhne, Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld gekämpft. Nun ist es gelungen, einen Haustarifvertrag abzuschließen.

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