Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, umarmt bei einem Pressegespräch 2019 symbolisch einen Baum.
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Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, umarmt bei einem Pressegespräch 2019 symbolisch einen Baum.

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Söders neue Bäume: Ein bisschen Lob und viel Kritik

Söders neue Bäume: Ein bisschen Lob und viel Kritik

Vor fünf Jahren umarmte Markus Söder im Garten vor der Staatskanzlei pressewirksam einen Baum. Und er gab ein großes Wald-Versprechen: 30 Millionen neue Bäume im Freistaat bis Ende 2024. Schafft er das? Wie ist der aktuelle Stand?

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Der Ministerpräsident hat schwer zu kämpfen. Markus Söder versucht im Forstenrieder Park bei München einen Baum im Staatswald zu pflanzen – den ersten von 30 Millionen. Doch der Spaten will einfach nicht in den harten Boden. Es dauert, bis Söder und der neu gepflanzte Tannen-Setzling bereit sind für die Pressefotos.

Das war vor gut fünf Jahren. Damals hatte das Volksbegehren "Rettet die Bienen" dafür gesorgt, dass in Bayern viel über Klima- und Umweltschutz gesprochen wurde. Millionen Menschen gingen weltweit für "Fridays for Future" auf die Straße. Und der bayerische Ministerpräsident umarmte nach einer Kabinettssitzung zum Thema Klimaschutz pressewirksam einen Baum.

Söder-Versprechen: 30 Millionen Bäume bis 2024

Der Wald sei "unser Erbe", solle "Klimaspeicher" werden, sagte Söder damals. Er kündigte ein Umdenken an, "vom Wirtschaftswald zum Klimawald". Und er versprach eine groß angelegte Pflanzaktion über fünf Jahre: Bis 2024 sollten im Staatswald 30 Millionen Bäume gepflanzt werden, so das Ziel.

Und was wurde daraus? Rein zahlenmäßig ist es fast geschafft. Markus Söder scheint sein Versprechen zu halten. Laut Bayerischen Staatsforsten wurden bislang gut 25 Millionen neue Bäume gepflanzt. Der Waldbau-Experte der Bayerischen Staatsforsten, Sebastian Höllerl, ist zufrieden: "Wir sind da recht gut im Plan. Inklusive der Pflanzsaison Herbst 2024 und Frühjahr 2025 werden wir die 30 Millionen gut erreichen können."

Lob von den Staatsforsten: "Positive Sache"

Extremwetter, Trockenheit, Schädlinge: Das macht den Wäldern zu schaffen. Nur noch jeder zehnte Baum ist ohne Schaden, heißt es im Waldreport 2023. Der Wald soll daher umgebaut werden: weniger anfällige Fichten, mehr klimaresistente Mischwälder. Mit Söders Baumprogramm gehe dieser Waldumbau schneller, sagt Höllerl. Denn gepflanzt werden vor allem Bäume, die mit dem Klimawandel besser zurechtkommen – zum Beispiel Eiche, Buche, Spitzahorn oder Hainbuche.

Die Vielfalt hat noch einen Vorteil: Auch vielversprechende, klimatolerante Baumarten können relativ plötzlich durch Schädlinge betroffen sein. "Deshalb müssen wir einfach eine Risikostreuung betreiben und verschiedene Baumarten einbringen", erklärt Höllerl. Insgesamt sei Söders Programm "eine positive Sache". Fünf Millionen zusätzliche Bäume zu pflanzen sei sicher nicht "der einzige Baustein, der die große Herausforderung der Anpassung unserer Wälder an einen sich beschleunigenden Klimawandel sofort löst". Aber es sei ein wichtiger Baustein.

Kritik vom Bund Naturschutz: Reicht nicht!

Vom Bund Naturschutz hingegen gibt es kein Lob für Söders Baumprogramm. Im Gegenteil: Waldreferent Ralf Straußberger ist enttäuscht: "Die vor fünf Jahren beschlossene Grundsatzentscheidung Söders für den Klimawald haben wir sehr begrüßt." Auf dem Papier habe das gut geklungen. Nur sei es leider nicht gut umgesetzt worden. "Der größte Teil der 30 Millionen Bäume wäre sowieso im Staatswald gepflanzt worden."

Pro Jahr setzen die bayerischen Staatsforsten in der Regel etwa fünf Millionen neue Bäume ein. In fünf Jahren sind das 25 Millionen. Für Söders 30-Millionen-Ziel mussten tatsächlich also "nur" fünf Millionen Bäume zusätzlich gepflanzt werden. Für Straußberger steht fest: "Die Wälder und das Klima rettet die Staatsregierung so nicht."

Schulze: "Nur ein Pflaster für den schwerkranken Patienten Wald"

"Ambitioniert und nötig wären deutlich mehr Bäume", sagt auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Katharina Schulze. Das 30-Millionen-Bäume-Programm sei nicht mehr als "ein Pflaster für den schwerkranken Patienten Wald".

Genau genommen könnte sich der Wald eigentlich sogar selbst erneuern. Ein Baumprogramm bräuchte es dann nicht. In unseren Wäldern gäbe es ausreichend Samen und junge Pflänzchen, die zu gesunden Bäumen heranwachsen können, meint Schulze. Das Problem: In Bayern gebe es zu viel Wild. "Dieses Wild knabbert mit Vorliebe die zarten kleinen Bäumchen an und macht sie damit kaputt. Die Söder-Regierung müsse die gesetzliche Vorgabe "Wald vor Wild" konsequent umsetzen, fordern Grüne und Bund Naturschutz.

Bayerische Staatsforsten: Viel mehr geht nicht

Sie gehen davon aus, dass in hundert Jahren von den 30 Millionen Bäumen vielleicht noch drei Millionen übrigbleiben. Die meisten würden vertrocknen oder von Reh und Hirsch aufgefressen. Und nun? Müssen in den nächsten fünf Jahren also noch mehr neue Bäume gepflanzt werden? 40 oder gar 50 Millionen? Der Waldbau-Experte der Bayerischen Staatsforsten bremst: "Man kann das nicht beliebig steigern." Es brauche Saatgut und mehr Personal, das die Flächen vorbereitet und bepflanzen kann. "Das war durchaus sportlich herausfordernd, diese 30 Millionen da auszubringen."

Nun müsse es vor allem um die Pflege der jungen Bäume gehen. Das sei jetzt "extrem wichtig". Doch das ist sehr personalintensiv und geschultes Personal knapp. Auch nach 30 Millionen neu gepflanzter Bäume ist klar: Der Umbau zum klimaresilienten Wald bleibt eine Daueraufgabe.

Bund Naturschutz: Klimaziele in weiter Ferne

Das ist auch deswegen heikel, weil der Wald beim Klimaschutz eine bedeutende Rolle spielt. Vom "größten CO₂-Speicher" sprach Söder vor fünf Jahren, als er einen "Klimawald" versprach. Getan hat sich seither kaum etwas, kritisiert der Bund Naturschutz. "Klimapolitisch ist das nicht der große Wurf", so Straußberger. Ihrem selbst gesteckten Ziel, Bayern bis 2040 klimaneutral zu machen, komme die Staatsregierung mit dem Baumprogramm nicht näher.

Wichtiger sei es, "die Treibhausgase sehr deutlich zu reduzieren". Die restlichen Emissionen müssten in Wäldern und Mooren gespeichert werden. "Hier werden die neu gepflanzten, jungen und dünnen Bäumchen kaum etwas beitragen, weil sie bis dahin kaum Kohlenstoff speichern", mahnt Straußberger. Aus Sicht des Bund Naturschutz bräuchte es für einen Klimawald statt vieler neuer, junger Bäume vor allem weniger Holzeinschläge.

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