Seit der Vorstellung des Gutachtens über sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising im Januar dieses Jahres haben sich Dutzende weitere mutmaßliche Betroffene gemeldet. Die unabhängigen Ansprechpersonen der Erzdiözese für die Prüfung von Verdachtsfällen zählten bis Anfang Juni 51 neue Meldungen. "Hierzu zählen jedoch unterschiedliche Vorwürfe, auch Grenzverletzungen oder andere", sagte ein Bistumssprecher.
Studie zu Missbrauch sorgt für großes Aufsehen
Das vom Erzbistum München und Freising bei einer Münchner Anwaltskanzlei in Auftrag gegebene Gutachten hatte bei seiner Vorstellung im Januar weltweit Aufsehen erregt. Die Studie geht von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern aus - und von einem weit größeren Dunkelfeld.
Den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, heute Benedikt XVI., wurde in dem Gutachten persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vorgeworfen - ebenso dem aktuellen Erzbischof Kardinal Reinhard Marx.
Erzdiözese verstärkt Hilfsangebote für Betroffene
Nach dem aufsehenerregenden Gutachten hat die Erzdiözese die Hilfsangebote für Betroffene verstärkt. Bei der Anlauf- und Beratungsstelle, die das Bistum unmittelbar nach der Vorstellung des Gutachtens einrichtete, gingen bislang knapp 300 Anrufe ein. "Jedoch handelt es sich nicht nur um Betroffene von sexuellem Missbrauch", sagte der Bistumssprecher. Viele Anrufe stammten zudem den Angaben zufolge auch aus anderen Diözesen.
Früherer Papst Teil einer Zivilklage
Am Landgericht Traunstein ist die zivile Feststellungsklage eines Mannes anhängig, der angibt, von dem verurteilten Missbrauchstäter Priester H. missbraucht worden zu sein, dessen Fall eine zentrale Rolle in dem Gutachten einnimmt. Weil der emeritierte Papst Benedikt XVI. als Kardinal Joseph Ratzinger Erzbischof von München und Freising war, als Priester H. in die Diözese versetzt wurde, richtet sich die Klage auch gegen ihn.
Mit Material von dpa
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