Im Rahmen einer im August dieses Jahres veröffentlichten unabhängigen Studie der Deutschen Bischofskonferenz gibt es Hinweise, dass sich ein ehemaliger Priester gegenüber Kindern und Jugendlichen in Garching an der Alz sexuell übergriffig verhalten haben soll. Der Eichstätter Priester hat dort von Oktober 1984 bis September 1986 als Pfarradministrator gewirkt. Das Erzbistum München und Freising rief nun mögliche Opfer auf, sich zu melden.
- Zum Artikel: Sexueller Missbrauch: Deckte Bischof Brems den Täter?
Erzdiözese München und Freising prüft Hinweise
Übergriffe des Priesters, der bereits 2016 verstorben ist, sollen sich Ende der 1960er-Jahre in der Diözese Eichstätt ereignet haben, in der der Priester tätig war. Bis heute lägen der Erzdiözese München und Freising zwar keine Hinweise vor, dass sich dieser Priester auch in Garching an der Alz übergriffig verhalten haben soll. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden.
Seit Veröffentlichung der Studie würden sämtliche Aktenbestände, die dem Erzbischöflichen Ordinariat vorliegen, geprüft. Nach aktuellem Kenntnisstand lägen bis dato keine Hinweise auf einen Fall eines sexuellen Missbrauchs Minderjähriger oder schutz- oder hilfebedürftiger Erwachsener zu dem betreffenden Priester in der Erzdiözese München und Freising vor. Um fundierte Aussagen zum jeweiligen Kenntnisstand in der Erzdiözese über die Personalie und zu den Entscheidungen über den Einsatz des Priesters treffen zu können, sei eine umfassendere Prüfung der komplexen Aktenlage erforderlich. Bis es daraus Ergebnisse gibt, werde es dauern, so ein Sprecher der Erzdiözese auf BR-Nachfrage.
Mitglieder der Pfarrei in Garching an der Alz informiert
Vergangenes Wochenende wurden die Gremien und Mitglieder der Pfarrei in Garching an der Alz informiert und ermutigt, sich bei Hinweisen auf möglichen Missbrauch an die unabhängigen Ansprechpersonen für Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch der Erzdiözese München und Freising zu wenden. Alle Verantwortlichen in der Erzdiözese seien um Aufklärung bemüht, jeder Hinweis werde ernst genommen und im Bewusstsein um die Verantwortung für mögliche Betroffene verfolgt.
Beschuldigter Priester offenbar ins Ausland geflohen
Der Donaukurier hatte vergangenen Samstag erstmals über den Fall berichtet. Aus dem Bericht geht hervor, dass der damalige Bischof Alois Brems davon wusste und den Priester geschützt habe. Nach dem die Staatsanwaltschaft damals die Ermittlungen aufgenommen habe, war der beschuldigte Priester verschwunden.
Aus der Meldung, die das Bistum zu seinem Tod herausgab, geht hervor, dass er 1969 zunächst nach Afrika ging, später nach Lateinamerika und dort als Seelsorger tätig war. 1984 kam er nach Deutschland zurück und war zunächst in der Erzdiözese München und Freising und dann wieder im Bistum Eichstätt eingesetzt, bis er 2005 in den Ruhestand ging.
Zweiter Fall von Missbrauch in der Kirche in Garching an der Alz?
Garching an der Alz steht inzwischen wie kein zweiter Ort in Bayern für vertuschten Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche. Über 20 Jahre hat sich dort Pfarrer H., ein verurteilter Straftäter, an Kindern vergriffen.
Die Kirchenleitung schützte ihn und lieferte ihm damit die nichtsahnenden Kinder aus. Auch Gemeindemitglieder ließen sich vom Täter blenden. Vor allem an Kindern aus zerbrochenen Familien vergriff sich Pfarrer H.
Ansprechpersonen für Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch
Die Kontaktdaten der unabhängigen Ansprechpersonen für Verdachtsfälle von sexuellem Missbrauch der Erzdiözese München und Freising lauten:
- Dr. jur. Martin Miebach, Pacellistraße 4, 80333 München, Telefon 089/95453713-3, e-mail: MMiebach@missbrauchsbeauftragte-muc.de
- Dipl. Psych. Kirstin Dawin, St. Emmeramweg 39, 85774 Unterföhring, Telefon 089/2004 176, e-mail:KDawin@missbrauchsbeauftragte-muc.de
- Diplomsozialpädagogin Ulrike Leimig, Am Bachfeld 18, 82441 Ohlstadt, Telefon: 08841/6769919, Handy: 0160/8574106, e-mail: uleimig@missbrauchsbeauftragte-muc.de
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