Alarm auf dem Handy
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Nach Sturzflut in Kastl: Wie gehen wir mit Warnmeldungen um?

Nach Sturzflut in Kastl: Wie gehen wir mit Warnmeldungen um?

In Zeiten von mobilem Internet und Smartphones folgt manchmal eine Unwetterwarnung auf die nächste: Die Sturzflut in Kastl vor zwei Tagen hat gezeigt, dass in der Bevölkerung eine gewisse Warnmüdigkeit herrscht. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Der Kastler Bürgermeister Stefan Braun schaut am Mittwochmittag zufrieden in den sonnigen Himmel. Keine Verletzten, der Sachschaden hält sich in Grenzen. Keine 24 Stunden war es zu diesem Zeitpunkt her, dass eine kleine Sturzflut über den Oberpfälzer Marktplatz geprescht ist.

Die Wassermassen haben Menschen in ihren Häusern eingeschlossen und Autos in die Lauterach gespült, die nicht mehr rechtzeitig umgeparkt wurden. Der Bürgermeister hatte noch eine Stunde vor dem Starkregen am Dienstagabend Anwohner und Autobesitzer über eine gemeindeeigene SMS-Warnkette alarmiert. Wurde die Warnung nicht ernst genommen?

Gewöhnen wir uns an Warnmeldungen?

Psychologen wie der Regensburger Prof. Peter Fischer sprechen von einem Gewöhnungseffekt bei Warnmeldungen. Oft würden sie einen nicht persönlich betreffen, damit werden neue Unwettermeldungen möglicherweise verharmlost. Außerdem liege es in der menschlichen Natur, möglichen Gefahren aus dem Weg zu gehen, statt sich damit zu beschäftigen.

Kritischer Umgang mit Warnmeldungen

Kulturwissenschaftler Prof. Gunther Hirschfelder aus Regensburg sieht in dem kritischen Umgang der Leute mit Warnmeldungen ein neues Phänomen. Drei Gründe nennt er dafür: Zum einen verlasse man sich sehr auf Technik, die aus allen Lebenslagen helfen könne. Die Technik helfe aber immer nur begrenzt. Zum anderen unterscheide sich inzwischen auch der Weg der Nachrichten vom Warnenden bis zum potenziellen Betroffenen: Früher seien Nachrichten von oben nach unten verteilt worden und unten habe man diese Nachrichten geglaubt. Heute seien vor allem jüngere Menschen in ihren digitalen Blasen unterwegs und würden nur die Informationen anschauen, die sie auch hören wollen. Wenn dann eine andere Information auf sie treffe, die nicht aus der eigenen Blase komme, seien sie kritisch. Außerdem würden die Menschen den Warnenden gegenüber - also Behörden, Politik und Institutionen - grundsätzlich kritischer gegenüberstehen als früher, sagt Hirschfelder.

Mehr Extremwetterereignisse durch Klimawandel

Die Zahl an Unwetterwarnungen ist tatsächlich gestiegen in den vergangenen Jahren. Das bestätigt auch der BR-Wetterexperte Christian Lorenz. Der Klimawandel bringe mehr Stark- und Extremwetterereignisse mit sich wie vorgestern in Kastl. Dennoch seien die Vorhersagen so gezielt und auch kleinräumig wie nie. Extremwetterereignisse seien allerdings oft erst kurzfristig vorherzusagen. In Kastl wusste man etwa eine Stunde vor dem Starkregen, was sich über dem Ort zusammenbraut.

Wenn zu häufig gewarnt wird

Die Häufigkeit von Warnmeldungen sei ein schmaler Grat, sagt Passaus Stadtbrandrat Andreas Dittlmann. Kommen sie zu häufig, nimmt sie keiner mehr ernst, stumpfen auch die Hilfskräfte ab. Kommen sie zu selten und kommt es zu großen Einsätzen und Schadensereignissen, müssen sich die Feuerwehrleute oft anhören, dass nicht rechtzeitig gewarnt worden wäre.

Dittlmann plädiert daher eher dafür, etwas mehr als zu wenig zu warnen. Und dass die Bevölkerung die Warnmeldungen ernst nehmen solle. "Man macht das nicht aus Spaß". Allerdings filtern er und seine Feuerwehr Unwetterwarnungen bereits vor, nach der Betroffenheit von Gebieten zum Beispiel. Im vergangenen Jahr hätten sie 20 bis 30 Mal genauer auf die Wetterkarte geschaut und nur sechs Mal Voralarm geschlagen. Das bedeutete, in diesen Fällen hätten die Feuerwehreinsatzkräfte bereits in den Gerätehäusern gewartet und die Einsatzzentralen waren entsprechend besetzt.

Sandsäcke und Co: Private Vorsorge könnte helfen

Der "Hausmeisterservice St. Florian" sei immer zur Stelle, sagt Andreas Dittlmann. In vielen Fällen hätten aber auch kleine Vorsorgen der Haus- und Grundbesitzer eine große Wirkung, bis die Einsatzkräfte kommen. So würden privat eingelagerte Sandsäcke schon oft viel helfen. Oder auch das Abdichten von Kellerfenstern mit irgendeinem Dämmmaterial, damit das Wasser nicht so schnell oder gar nicht eindringen könne. Die Einsatzkräfte sind bei Unwettern nämlich gleichzeitig an vielen verschiedenen Stellen gefragt.

Im Video: Wassermassen reißen in Kastl Autos mit

Mit schwerem Gerät werden vom Wasser mitgerissene Autos geborgen
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Daniel Karmann
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Mit schwerem Gerät werden vom Wasser mitgerissene Autos geborgen

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