Männer der Freiwilligen Feuerwehr Bernau bei der Kontrolle der Ölsperre auf dem Chiemsee
Bildrechte: BR / Diethard Kühne

Männer der Freiwilligen Feuerwehr Bernau bei der Kontrolle der Ölsperre auf dem Chiemsee

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Nach Unfall mit Öl und Diesel: Feuerwehr kontrolliert Chiemsee

Nach einem LKW-Unfall auf der A8 sind am Montag 600 Liter Diesel und Öl ausgelaufen und drohten, den Chiemsee zu verunreinigen. Drei Tage später kontrolliert das Team der Freiwilligen Feuerwehr: Haben die Sperren gehalten, ist der See sauber?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Diesel und Motoröl im Chiemsee, in der Nähe eines Naturschutzgebiets? Das drohte am Montag, als nach einem Verkehrsunfall auf der A8 bei Bernau am Chiemsee hunderte Liter Diesel und Motoröl austraten und auch in den Moosbach flossen, der in den Chiemsee mündet. Die Feuerwehrleute verlegten am Montag Ölsperren. Eine Kontrollfahrt am Donnerstag sollte zeigen, ob die Sperren gehalten haben – und welche Umweltschäden entstanden sind.

Erste Kontrolle: Die Ölsperre, ehemals weiß, ist jetzt schwarz

An der ersten Ölsperre am Moosbach stoppt das Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Bernau und sechs Mann – teils vom Bauhof, teils von der Freiwilligen Feuerwehr – springen heraus. Ihr Kommandant Stefan Huber schaut sich die etwa sechs Meter lange und 20 Zentimeter dicke Ölsperre genau an. Eigentlich ist die Ölsperre weiß, hier aber zur Hälfte schwarz gefärbt von den aufgesaugten Kraftstoffen. Huber deutet auf dünne Ölschlieren, die immer wieder den Moosbach herunterkommen. Die Ölsperre, befindet Huber, muss ausgwecheselt werden. Während 50 Meter weiter im Süden die Autos über die A8 donnern, setzen die Männer routiniert eine neue Sperre ein. 16 solcher Ölschlangen haben sie noch im Moosbach, erklärt der Feuerwehr-Kommandant, die täglich kontrolliert und ausgewechselt werden.

Schnelles Eingreifen verhindert Ölpest

Huber war mit seinen Leuten beim Unfall am Montag als erster vor Ort. Er ist sichtlich stolz darauf, wie schnell die Feuerwehr reagiert hat. "Wir haben sofort begonnen, den ausgelaufenen Diesel zu binden und am Abfließen zu hindern", sagt er. Rasch hätten auch die benachbarten Feuerwehren mit eingegriffen und die Ölsperren im Moosbach verlegt, der von der Unfallstelle zum Chiemsee fließt. Huber ist überzeugt, dass durch das schnelle Handeln der Chiemsee vor einer Verschmutzung bewahrt werden konnte. "Jeder wusste, was zu tun ist, das Material lag bereit, das ist alles super gelaufen", sagt der Kommandant. Aber an der Autobahn, meint er noch, da müsse jetzt dringend was getan werden. Es brauche da Auffangbecken für auslaufende Schadstoffe, damit der nächste Unfall an dieser Gefahrenstelle nicht doch schlimmere Folgen hat.

Bürgermeisterin von Bernau fordert mehr Schutz

So sieht das auch die erste Bürgermeisterin von Bernau, Irene Biebl-Daimer. Die verantwortliche Autobahn GmbH müsse dringend handeln am Unfallschwerpunkt Bernauer Berg. Sie wolle mit ihrer Gemeinde Druck machen, dass sofort Maßnahmen ergriffen würden, sagt Biebl-Daimer. Kraftstoff, der nach Unfällen ausläuft, müsse in Becken gesammelt und unschädlich gemacht werden. "Ich bin da keine Expertin", sagt sie, "die Lösungen dafür muss die Autobahn GmbH liefern, und zwar schnell. Wir lassen uns nicht vertrösten bis zum geplanten großen Ausbau, das würde zu lange dauern."

Großes Lob für die Feuerwehren

Die Bürgermeisterin lobt ausdrücklich die Einsatzkräfte: "Der Ablauf am Unfalltag hätte schneller nicht sein können." Man habe nach einem schweren und ganz ähnlichen Unfall vom März 2023 einen Alarmplan entwickelt, in dem jeder Feuerwehr bestimmte Aufgaben zugewiesen wurden. Auch seien genügend Ölsperren und andere Materialien angeschafft worden.

Kontaminiertes Erdreich muss entfernt werden

Am Bernauer Berg wird auch am Donnerstag noch an den Folgen des Unfalls vom Montag gearbeitet. Der rechte Fahrstreifen der A8 in Richtung Salzburg ist gesperrt. Ein Bagger hebt Erdreich aus dem Bankett direkt neben der Fahrbahn. Mit Schaufeln kratzen Arbeiter Dreck aus schlecht zugänglichen Stellen hervor. Der Boden hier sei kontaminiert, erklärt Thomas Hirschmann, von der Autobahndirektion beauftragter Gutachter. Das Bankett müsse auf einer Länge von 150 Metern abgetragen werden, um einen weiteren Abfluss von Kraftstoffen in den Moosbach zu stoppen. Insgesamt würden es wohl an die 10 Kubikmeter Erde werden. Wegen der starken Regenfälle, sagt Hirschmann, sei es hier nur zu einer oberflächlichen Verschmutzung gekommen. Die Arbeiten werden voraussichtlich noch am Donnerstag beendet.

Autobahn-Direktion verspricht Schutzmaßnahmen

Auf Anfrage des BR-Studios Rosenheim erklärte die Autobahndirektion Südbayern, sie plane bereits seit dem Lkw-Unfall im März 2023 Konsequenzen baulicher Natur. "Vorgesehen sind Ölabscheider-Schächte, eine Verbesserung baulicher Art, bis der große A8-Ausbau kommt", so Pressesprecher Josef Seebacher. Wann die Schächte realisiert werden können, sei noch offen, aber die Planer seien dran. Seebacher verwies darauf, das es viele solcher sensiblen Stellen an der A8 hinsichtlich Gewässerschutz gebe, z.B. auch in Piding. Schließlich stamme die Autobahn aus den Jahren 1936/37. Im Zuge des umfassenden A8-Ausbaus seien dann große Becken am Chiemsee geplant, die einen hohen Flächenbedarf mit sich bringen würden.

Irschener Winkel wird vom Boot aus kontrolliert

Nachdem alle Ölsperren im Moosbach ausgewechselt sind, geht's für die Männer der FFW Bernau noch auf den Chiemsee. Auch hier wurden Ölsperren verlegt. Langsam fährt das flache Motorboot die lange, orangene Sperre entlang, die zwischen dem Irschener Winkel und der großen Seefläche eingezogen wurde. Kommandant Stefan Huber stellt erleichtert fest: "Die Sperre ist sauber, da kommt nichts an." Vorsichtshalber schaut die Truppe aber noch in den Irschener Winkel, die Bucht, in die der Moosbach mündet. Sie ist ein kleines Natur-Juwel im Landschaftsschutzgebiet. Unzählige Blesshühner, Enten und Schwäne schwimmen herum oder sitzen in den Seerosen-Feldern. Am Dienstag noch hatten Drohnen-Bilder kleinflächige, dünne Ölschlieren gezeigt, doch heute, am Donnerstag, ist davon nichts mehr zu sehen. Die Natur hier, die Wassertiere, der ganze Chiemsee, sie haben wohl nochmal Glück gehabt.

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