Symbolbild: Ein heulender Wolf
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Symbolbild: Ein heulender Wolf

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Nationalpark: Eine Region wehrt sich gegen leere Wolfsgehege

In diesem Jahr ist im Wolfsgehege in Neuschönau im Nationalpark Bayerischer Wald der letzte Wolf an Altersschwäche gestorben. Seitdem ist das Gelände verwaist. Das soll sich wieder ändern, verlangen viele Menschen in der Region.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Der Kommunale Nationalparkausschuss, also das Gremium der Gemeinden und Landkreise im Nationalpark Bayerischer Wald, fordert, dass die Wolfsgehege in den beiden Tierfreigeländen wieder mit Wölfen besetzt werden. Für den Freyunger Landrat Sebastian Gruber steht die Tierart Wolf ebenso wie der Luchs "symbolisch für den Bayerischen Wald und den Nationalpark". Die Tiere müssten in den Freigeländen des Nationalparks gezeigt werden, damit sich Menschen ein Bild machen können. Das sei besonders wichtig für Tierarten, die in der Öffentlichkeit umstritten sind, sagte der Landrat dem BR.

Wolfsgehege als Besucherattraktion

Die Regener Landrätin Rita Röhrl fordert ebenfalls die Wiederbesetzung der Gehege. "Das Argument, dass dies aus Tierschutzgründen nicht mehr möglich sein soll, ist im Nationalparkausschuss auf Unverständnis gestoßen," so Röhrl. Der Neuschönauer Bürgermeister Alfons Schinabeck, der sich schon länger gegen leere Wolfsgehege wehrt, findet es wichtig für die Umweltbildung und die Akzeptanz der Tierart. Man könne hier sehr gut bestehende Ängste und Vorurteile gegen Wölfe abbauen. Außerdem seien die Wolfsgehege seit Jahrzehnten eine der wichtigsten Besucherattraktionen im Nationalpark. Die weitläufigen Gehege seien auch viel größer, also tierschutzgerechter, als Gehege in normalen Zoos.

Letztes Tier gestorben

Momentan ist das Wolfsgehege in Neuschönau verwaist, nachdem die letzte Wölfin dort gestorben ist. Im Tierfreigelände in Ludwigsthal ist nur ein einziger Wolf übriggeblieben. Die meisten Gehegewölfe des Nationalparks sind über die Jahre nach und nach an Altersschwäche gestorben. Einige waren 2017 durch Verkehrsunfälle oder Abschuss ums Leben gekommen, nachdem damals sechs Wölfe aus dem Gehege in Ludwigsthal entlaufen waren.

Umweltministerium ist skeptisch

Neue Wolfspaare für eine Rudelbildung in Ludwigsthal und in Neuschönau einzusetzen, ist vorerst nicht geplant, weil das bayerische Umweltministerium die Haltung von Wölfen in Gefangenschaft skeptisch sieht und Tierschutzgründe dagegen anführt, sagte Nationalparkleiter Franz Leibl dem BR. Die Nationalparkverwaltung dürfe die Gehege vorerst gar nicht mit neuen Tieren besetzen. Ein Argument sei zum Beispiel, dass in Rudeln rangniedrige Tiere von anderen Wölfen verletzt oder sogar getötet werden können, weil sie nicht in die Natur abwandern können.

Nur weibliche Tiere als Kompromiss

Eine Kompromisslösung des Ministeriums sehe vor, die Gehege eventuell mit Wölfen zu besetzen, die aus anderen Zoos oder Wildparks raus müssen. Gedacht werde dann zum Beispiel nur an weibliche Tiere, so der Nationalparkleiter, um weniger Konflikte im Gehege zu haben. Für den Nationalparkausschuss ist das aber keine Lösung. Denn ohne ein richtiges Rudel könne es erst recht der Fall sein, dass die Tiere sich untereinander nicht vertragen, sagt zum Beispiel der Neuschönauer Bürgermeister Alfons Schinabeck.

Wenig Probleme im Bayerwald-Tierpark Lohberg

Interessant ist der Vergleich mit dem Bayerwald-Tierpark Lohberg im Bayerischen Wald. Er gehört nicht zum Nationalpark, sondern der Gemeinde Lohberg. Dort lebt seit Jahrzehnten ein Wolfsrudel, aktuell mit fünf männlichen Tieren. Es habe zwar im Rudel Rangeleien gegeben, aber nie ernsthafte Probleme, so Tierparkleiterin Claudia Schuh. Wölfe seien sehr soziale Wesen, die Konflikte stark über Körpersprache und Beschwichtigungsgesten ausgleichen. Der Tierpark hat nur die Nachzucht vor rund zwei Jahren aufgegeben, obwohl auch sie gut funktioniert hat. Aber man sei dann immer in der Verantwortung, überzählige Tiere gut woanders unterzubringen. Das Wolfsgehege ist im Bayerwald-Tierpark Lohberg eine der wichtigsten Attraktionen. Man werde es nicht aufgeben, betont der Lohberger Bürgermeister Franz Müller.  

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