Die Stadt Augsburg soll das Lech-Schutzprojekt "Licca liber" schneller genehmigen, fordern die Naturschützer der Lechallianz, denn seit mehr als einem Jahr würden die Planungsunterlagen für das Projekt "Licca liber" jetzt bei der zuständigen Behörde der Stadt Augsburg zur Genehmigung liegen. Das sei viel zu lange, kritisieren sie. Sie machen Druck, weil es bei dem Projekt auch um Trinkwasser- und Grundwasserschutz gehe. Der sei gefährdet, wenn der Lech sich weiter in sein Bett eintiefe.
Es geht auch ums Trinkwasser
Die Naturschützer verweisen dabei auf das Wasserwirtschaftsamt: Das hat in einer aktuellen Mitteilung darauf hingewiesen, dass an mehreren Stellen des Lechs bereits der Flinz, die weiche Tonschicht am Gewässergrund, freigelegt ist. Die Lechallianz befürchtet, dass es hier zu einem Durchbruch der Flusssohle kommen könnte, mit schweren Folgen, unter anderem für die Trinkwassergewinnung; die Brunnen im Stadtwald könnten beeinträchtigt werden. Die Renaturierung des Lechs würde diese Gefahr deutlich abmildern, meint die Lechallianz. Sie fordert die Stadt Augsburg auf, für eine schnelle Genehmigung von Licca liber zu sorgen. Bislang hat die Stadt auf ihre zu knappe Personalausstattung verwiesen.
So reagiert die Stadt
Umweltreferent Reiner Erben sagte dem BR auf Anfrage: "Auch wenn dem Projekt Licca liber Priorität eingeräumt wird, müssen die umfangreichen Pflichtaufgaben der Unteren Wasserrechtsbehörde als Kreisverwaltungsbehörde zum Schutz und Erhalt des Wasserhaushaltes abgearbeitet werden. Diese erstrecken sich von vielfältigen Grundwassernutzungen über Vorhaben in den Trinkwasserschutzgebieten bis zu Genehmigungen für Nutzungen in den Bächen und Kanälen des Unesco-Weltkulturerbes."
Die Stadt verfolge momentan verschiedene Ansätze, um eine Lösung zu finden. "Wir sind aus Kostengründen angehalten, möglichst mit dem vorhandenen Personal zu arbeiten und entsprechende Prioritäten zu setzen", so Erben. Derzeit befände man sich noch in der Phase der Vollständigkeitsprüfung.
Naturschützer fordern mehr Tempo
Stefan Zott vom Schwäbischen Fischereiverband geht das viel zu langsam: "Ich hätte mir gewünscht, dass nach mindestens zehn Jahren intensiver Vorarbeiten das jetzt ganz, ganz schnell geht, dieser behördliche Akt. Und ich hätte mir gewünscht, dass wir jetzt eigentlich schon am Lech stehen und den Baggern zuschauen, wie sie zu arbeiten beginnen. Aber davon ist ja nächster Zeit nichts zu sehen."
Gut sei, so Zott, dass zumindest im Bereich Langweid das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth schon mal testweise an einem ein Uferstück die Flussbausteine entfernt habe, um zu sehe, wie schnell der Lech die Böschung abträgt.
Der Panda aus dem Lech
Für Eberhard Pfeuffer von der Lechallianz ist auch der Schutz der einzigartigen Pflanzen und Tiere am Lech wichtig: Ohne Kies am Flussgrund gibt es keine Kinderstube für die Fische. Und dabei gibt es in manchen Teilen des Lechs noch richtige Raritäten, wie etwa den Huchen. Diesen Fisch gibt es nur im Voralpenland und der Donau. "Das ist unser Panda, unser Tiger sozusagen. Den müssen wir doch erhalten!", fordert Eberhard Pfeuffer. "Wir haben neben der Klimakrise die Biodiversitätskrise. Und die finde nicht nur im tropischen Regenwald am Amazonas statt, sondern auch in Augsburg vor den Toren der Stadt. "Jeder kann das hier sehen."
Das Renaturierungsprojekt Licca liber sei "die einzige Chance auf nicht absehbare Zeiträume, dass hier am Lech wirklich ökologisch auch was passiert, nicht nur wasserbaulich. Und da dreht sich es wirklich ums Ganze", betont der Augsburger Naturschützer, der für sein Engagement schon mehrfach ausgezeichnet worden ist, unter anderem das Bundesverdienstkreuz. "Und wenn wir diese Chance verpassen, dann haben wir für nicht absehbare Zeiträume alles verloren hier am Lech. Und das darf nicht sein."
Zum Audio (29.11.2024): Lech-Renaturierung – die Bürger reden mit
"Licca liber" soll auf mehreren Abschnitten zu einer Renaturierung des Lechs führen.
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