Die Naturzonen im Nationalpark Bayerischer Wald, also die Flächen, in die der Mensch nicht mehr eingreift, werden im kommenden Jahr auf 75,37 Prozent ausgeweitet. Das hat gestern der Nationalpark-Ausschuss, der Zusammenschluss der im Nationalparkgebiet liegenden Gemeinden und Landkreise, auf seiner Sitzung in Frauenau beschlossen. Das bestätigte am Mittwoch Nationalparkleiter Franz Leibl dem BR.
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"Liga der großen Nationalparks"
Mit der Ausweisung auf über 75 Prozent Naturzone spiele der Nationalpark Bayerischer Wald künftig "in der Liga der großen Nationalparks" weltweit mit. Die Statuten der IUCN, also der "International Union für Conservation of Nature", schreiben vor, dass 75 Prozent eines Nationalparks frei von menschlichen Eingriffen - wie etwa der Forstwirtschaft - sein müssen, die Natur dort also sich selbst überlassen werden muss.
Naturzonen-Ausweisung nicht unumstritten
Der Weg zu diesem Ziel sei in den letzten Jahren aber nicht immer leicht gewesen, sagt Leibl. Die Naturzonen-Ausweisung, die ab 1997 schrittweise vereinbart wurde, war jahrelang Konfliktthema in der Region. Denn: Immer dann, wenn Naturzonen ausgewiesen wurden, sind zunächst großflächige Fichtenbestände abgestorben. Auch bei der jetzt beschlossenen Erweiterung ist damit zu rechnen. Grund ist, dass der Borkenkäfer auf diesen Flächen nicht mehr bekämpft wird, die Natur sich selbst überlassen wird.
Konkret werden ab kommendem Jahr rund 300 Hektar Wälder im Gebiet des Bergs Großer Falkenstein als Naturschutz-Zone ausgewiesen, zudem rund 500 Hektar Fläche rund um das Dorf Zwieslerwaldhaus. Außerdem werden drei Forststraßen am Kleinen Rachel und in der Nähe des Weilers Schleicher zurückgebaut.
Die Entscheidung muss jetzt noch von der bayerischen Staatsregierung abgesegnet werden. Das gilt aber als Formsache.
Pufferzone für Privatwälder
Die Randzonen des Nationalparks bleiben weiterhin Pufferzone zu den angrenzenden Privatwäldern. Dort wird zum Schutz dieser Nachbarwälder der Borkenkäfer bekämpft, was bedeutet, dass die hier befallenen Bäume gefällt und abtransportiert werden. Diese sogenannte Managementzone, wie sie offiziell heißt, ist laut Leibl jeweils zwischen 500 und 1.000 Meter tief, je nach Lage.
Heuer wurden dort bereits insgesamt rund 55.000 Festmeter Borkenkäfer-Holz gefällt. Das war deutlich mehr als 2021, als die Gesamtmenge noch bei rund 33.000 Festmetern lag.
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