Magdalena Deelmann von der Nationalparkverwaltung mit Bartgeier "Vinzenz".
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Magdalena Deelmann von der Nationalparkverwaltung mit Bartgeier "Vinzenz".

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Bartgeier "Wiggerl" und "Vinzenz" ausgewildert

Zum vierten Mal wurden heute im Nationalpark Berchtesgaden zwei junge Bartgeier ausgewildert. Heuer kommen die Jungvögel aus Finnland und Österreich. Sie sind männlich und heißen "Wiggerl" und "Vinzenz".

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die Namen und das Geschlecht der jungen Bartgeier wurden erst heute Vormittag bekannt gegeben. "Wiggerl" aus Finnland wurde vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) benannt, genauer von einer Münchner Familie, die dem LBV spendet. Und "Vinzenz" von der Nationalparkverwaltung, Vinzenz ist der Schutzpatron von Ramsau.

Beide Jungvögel schlüpften Anfang März im Abstand von nur einem Tag aus den Eiern. Wiggerl schlüpfte am 2. März im Zoo von Helsinki, Vinzenz am 3. März im Richard-Faust-Zentrum in Haringsee in Niederösterreich, der ältesten Bartgeier-Zuchtstation der Welt.

Ein Küken wurde adoptiert

Das österreichische Küken war mit fast 180 Gramm Schlupfgewicht der bis dato schwerste Jungvogel im bayerischen Wiederansiedelungsprojekt. Da seine leiblichen Eltern bereits dabei waren, ein Küken aufzuziehen und es von Natur aus zu Streitereien gekommen wäre, wurde der "dicke Brummer" einem nachwuchslosen Bartgeier-Ammenpaar sozusagen ins Nest gesetzt. Diese Bartgeier-Zieheltern haben damit zum ersten Mal einen jungen Vogel aufgezogen. Die "Adoption" ging reibungslos vonstatten.

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Auf dem Weg zur Auswilderung

Es bleibt spannend: Wird gezankt oder gekuschelt?

Bei der Vorstellung der beiden Bartgeier war auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder mit dabei. Die Jungvögel wurden in einer Felsnische oberhalb der Halsgrube ausgewildert, wie bereits ihre Vorgänger in den vergangenen drei Jahren. Die Bartgeier wurden von Mitarbeitern des Landesbundes für Vogelschutz und des Nationalparks in Plastikboxen zur bewährten Stelle einige hundert Höhenmeter hoch getragen und dort in vorbereitete Horste gesetzt.

Bis sie flügge geworden sind, werden die Jungvögel von den Experten des Bartgeierprojekts bestmöglich ver- und umsorgt und per installierte Kameras überwacht. Spannend wird, ob sich die Artgenossen vertragen. Bei den vergangenen Auswilderungen kam es zwischen den Vögeln gelegentlich zu leichten Meinungsverschiedenheiten. Im vergangenen Jahr saßen "Nepomuk" und "Sisi" aber auch oft gemeinsam in einem Horst und kuschelten sich aneinander.

Im Video: Nationalpark Berchtesgaden - Zwei weitere Bartgeier ausgewildert

von links: Toni Wegscheider LBV, David Schuhwerk LBV,  Landrat Bernhard Kern (CSU), Norbert Schäffer (Vorsitzender LBV), Ministerpräsident Markus Söder, Magdalena Deelmann von der Nationalparkverwaltung, Ulrich Brendel (stellvertretender Leiter der Nationalparkverwaltung)
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Offizielle Auswilderung mit Ministerpräsident Markus Söder und Landrat Bernard Kern, sowie Vertretern des LBV und der Nationalparkverwaltung

Den bisher ausgewilderten Bartgeiern geht es prächtig

Bis auf Bartgeier-Weibchen "Wally", die 2022 durch einen Steinschlag im Reintal nahe der Zugspitze ums Leben kam, geht es den bisher ausgewilderten Vögeln sehr gut. Die vier Weibchen "Bavaria", "Recka", "Dagmar" und "Sisi", sowie das bis dato einzige Bartgeiermännchen "Nepomuk" sind kreuz und quer im Alpenraum unterwegs: Unter anderem in der Schweiz, in Österreich, in Italien und in Südbayern. "Bavaria", das Bartgeier-Weibchen der ersten Generation, ist inzwischen standorttreu. Sie hat ihr Revier im Tennengebirge im Salzburger Land aufgeschlagen und wartet darauf, dass ein Bartgeier-Männchen sie entdeckt. Bartgeier sind erst im Alter von etwa sieben Jahren geschlechtsreif.

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Die Vögel kurz vor der Auswilderung. David Schuhwerk vom LBV mit "Wiggerl" und Magdalena Deelmann von der Nationalparkverwaltung mit "Vinzenz".

Rekord-Kükenjahr für Auswilderungsprogramm

Die Hoffnung der Experten ist groß, dass sich die imposanten Vögel, die Anfang des 20. Jahrhunderts bereits ausgestorben waren, durch das Projekt auch in den Ostalpen nach und nach wieder selbstständig ansiedeln. Noch muss mit Unterstützung von Zoos oder Zuchtstationen nachgeholfen werden. Im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wurden dieses Jahr 44 Küken ausgebrütet. Das ist europäischer Rekord. Davon wurden 25 Bartgeier-Küken für zehn verschiedene Auswilderungsplätze eingeplant, zum Beispiel in Spanien, Frankreich, der Schweiz und auch für Berchtesgaden. Das Wiederansiedlungsprojekt in Berchtesgaden ist auf zehn Jahre ausgelegt.

Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von fast drei Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Er ist zwar ein stattlicher Vogel, aber Menschen brauchen sich nicht zu ängstigen. Der Bartgeier ist ein friedliches Tier und frisst ausschließlich Knochen.

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