Das Misstrauen sitzt tief. Vor drei Jahren erhitzte der Treuchtlinger Wasserstreit die Gemüter im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Die ortsansässige Firma Altmühltaler zapft seit Jahren wertvolles Tiefengrundwasser aus Brunnen in der Stadtmitte und verkauft es als Mineralwasser in Plastikflaschen an Deutschlands Discounter. Das Unternehmen hatte seine Fördermenge verdoppeln wollen. Den Antrag hatte Altmühltaler allerdings nicht selbst gestellt. Treuchtlingens damaliger Bürgermeister hatte die Erhöhung über die Stadtwerke beantragen lassen. Ein Deal, der in nichtöffentlicher Sitzung behandelt wurde, um Diskussionen mit den Bürgern zu vermeiden. Doch die Täuschung flog auf, das Vorhaben wurde abgelehnt.
Mineralwasser aus neuen Brunnen fördern
Jetzt startet Altmühltaler einen neuen Versuch, die Produktion auszuweiten. Mit neuem Personal und unter anderen Vorzeichen. Der neue Geschäftsführer der Firma Altmühltaler erläutert seine Pläne in der lokalen Presse und erlaubt erstmals Filmaufnahmen auf dem Firmengelände. Und Treuchtlingens neue Bürgermeisterin Kristina Becker (CSU) bemüht sich um maximale Transparenz. Geduldig beantwortet sie jede Anfrage persönlich. Am Traditionsstandort in der Stadtmitte direkt hinter Treuchtlingens Rathaus pumpt der Mineralwasserkonzern bisher aus vier Brunnen viele Millionen Liter Wasser an die Oberfläche. Das Unternehmen will jetzt prüfen, ob es am Standrand Grundwasser aus einer weiter oben liegenden Gesteinsschicht zapfen könnte. Und seine Abfüllanlagen damit langfristig auf das Gelände seines riesigen, neuen Logistikzentrums am Stadtrand verlegen könnte.
Wertvolles Tiefengrundwasser wird auch für Toilettenspülung genutzt
Das Mineralwasser in bester Qualität pumpt Altmühltaler derzeit aus zwei Brunnen, die mehr als 200 Meter in die Tiefe reichen. Dort ruht Jahrtausende altes, wertvolles Wasser, noch unberührt von Umwelteinflüssen. Das riesige Wasserreservoir befindet sich in einer Gesteinsschicht, dem sogenannten Sandsteinkeuper, und verläuft vom Brombachsee im Norden bis Donauwörth im Süden und Regensburg im Osten. Über 35 Brunnen pumpen verschiedenste Wasserversorger aus diesem Tiefengrundwasser-Reservoir. Acht Milliarden Liter werden jedes Jahr nach Angaben des Wasserwirtschaftsamts Ansbach nach oben befördert. Damit werden Toiletten gespült, Blumenbeete gegossen und Autos gewaschen, zum Beispiel in Weißenburg, Greding oder Hilpoltstein. Doch es läuft nichts nach. Jedenfalls nicht so schnell.
Neues Tiefengrundwasser bildet sich erst in Tausend Jahren
Bis neues Wasser durch alle Gesteinsschichten sickert und dort unten gereinigt ankommt, dauert es tausend Jahre, erklärt der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach, Thomas Keller. Seine Experten kontrollieren regelmäßig die verschiedenen Grundwasserschichten. Und stellen seit 20 Jahren fest, dass dieses Tiefengrundwasser weniger wird. "Es wird mehr entnommen, als nachkommt", sagt Roland Rösler vom Wasserwirtschaftsamt.
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Dass das Tiefengrundwasser zu schonen ist, hat die Bayerische Staatsregierung im Jahr 2013 im Landesentwicklungsplan festgelegt. Alle 35 Brunnenbetreiber und Wasserwerke seien bereits angeschrieben worden, Tiefengrundwasser zu sparen und Alternativen zu suchen, so Rösler. Zum Beispiel mit Grundwasser, das sich schneller neu bildet, weil mehr von der Oberfläche nachfließen kann.
Altmühltaler sucht nach Alternativen zum Tiefengrundwasser
Der Mineralwasserkonzern Altmühltaler will sich nun als einer der ersten um Alternativen kümmern. Auch, weil in vier Jahren die Erlaubnis für das Unternehmen ausläuft, Tiefengrundwasser zu nutzen. 250 Millionen Liter darf Altmühltaler derzeit noch jedes Jahr hochpumpen und verkaufen. Das Unternehmen plant jetzt, in einer anderen Gesteinsschicht nach Wasser zu suchen. In etwa hundert Metern Tiefe könnte im Eisensandstein sauberes Grundwasser zu finden sein. Mit Hilfe einer Probebohrung will das Unternehmen feststellen, ob dieses Wasser den Qualitätskriterien für Mineralwasser entspricht. Und ob es in ausreichender Menge vorhanden ist. Nur dann würde sich der Bau einer neuen Abfüllanlage am Stadtrand lohnen. Für eine neue Wasserverpackungsfabrik sei ein hoher zweistelliger Millionenbetrag nötig, erklärt Altmühltaler-Geschäftsführer Alexander Pascher.
Stadt Treuchtlingen würde von Verlagerung profitieren
Treuchtlingens Bürgermeisterin Kristina Becker würde das befürworten. Bisher transportieren Lastwagen Tag und Nacht laufend frisch abgefülltes Mineralwasser und Erfrischungsgetränke aus der Innenstadt an den Stadtrand. Ein neuer Standort könnte der Innenstadt den vielen Lkw-Verkehr ersparen. Und das rund zwei Hektar große Firmengelände mitten in der Innenstadt würde Bürgermeisterin Becker gern zu einem neuen Stadtzentrum mit Wohnungen und Läden ausbauen. "Für die Stadt Treuchtlingen wäre das eine sehr gute Chance", so Becker.
Altmühltaler als wichtiger Gewerbesteuerzahler
Der Mineralwasserkonzern Altmühltaler hat vor wenigen Jahren ein neues Hochregallager mit gigantischen Ausmaßen am Stadtrand gebaut. Zigtausend Paletten werden dort vollautomatisch in bis zu 40 Metern Höhe zwischengelagert. Je nach Bestellung werden Mineralwasser und Erfrischungsgetränke mit Lastwagen zu den Discountern in ganz Deutschland transportiert. Im Jahr 2005 hatte Altmühltaler sich von Glasflaschen verabschiedet und die Produktion komplett auf PET-Einwegflaschen umgestellt. "Die Einführung des Pfands hat unsere Entwicklung befördert", sagt Geschäftsführer Alexander Pascher. Inzwischen gehört das Unternehmen mit insgesamt vier Standorten in Deutschland nach eigenen Angaben zu den Top 3-Getränkeherstellern, die Discounter mit eigenen Handelsmarken beliefern. Und in Treuchtlingen gehört Altmühltaler zu den wichtigsten Gewerbesteuerzahlern.
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