Die Endfertigung der neuen Eurofighter in Manching ist in vollem Gange. Bis 2030 sollen alle 38 Maschinen fertig ausgeliefert sein. Die Kampfflugzeuge wurden 2020 von der damaligen Bundesregierung in Auftrag gegeben.
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100 Kilometer Kabel pro Kampfjet
Unzählige Kabel hängen aus einem großen Bauteil heraus. Mit Hilfe einer Taschenlampe leuchtet ein Mitarbeiter ins Innere. Dann steckt er das Kabel dort fest. Es wird einmal der mittlere Teil des Eurofighter sein. Insgesamt werden rund 100 Kilometer Kabel in jedem Kampfjet verbaut. In der großen Produktionshalle sind verschiedenen Stationen mit den jeweiligen Produktionsschritten aufgebaut. An einer werden die Kabel gesteckt, auf der anderen Seite Schrauben am Heck des späteren Flugzeugs verschraubt. In Manching hat vor einigen Tagen die Endfertigung von 38 Eurofightern der Tranche 4 – der vierten Generation – begonnen.
38 Eurofighter für die Bundeswehr
Es ist ein Großprojekt: Rund ein Drittel der 6.000 Mitarbeitenden ist in das Eurofighter-Projekt eingebunden. Mitarbeiter aus den Bereichen Flugzeugmechanik und Flugzeugelektrik sowie verschiedene Systemprüfer arbeiten auf der Endmontagelinie für die neuen Eurofighter. Manche sind schon lange dabei, andere erst neu dazugekommen. Auftragsvolumen: Fünf Milliarden Euro. Acht der Maschinen werden mit zwei Sitzplätzen ausgestattet. Sie sind vor allem für Schulungsflüge gedacht. In einem möglichen Einsatz werden sie nur von einem Piloten geflogen.
Qualität geht vor Schnelligkeit
Jede Maschine wird unter dem Anspruch der höchsten Qualität angefertigt. "Qualtität geht vor Schnelligkeit", sagt Wolfgang Kreitmeier, Teamleiter der Endmontagelinie. Er beschäftigt sich seit knapp 20 Jahren mit den Kampfflugzeugen. Alle Arbeitsschritte werden im Nachgang in verschiedenen Tests überprüft. Bis hin zum Testflug, der ebenfalls in Manching durchgeführt wird, bevor die Maschinen an die Bundeswehr ausgeliefert werden. Ziel sei es mittelfristig, knapp zehn Flugzeuge pro Jahr fertigzustellen, so Kreitmeier.
Eurofighter - europäisches Projekt
Bei den Eurofightern handelt es sich um ein europäisches Gemeinschaftsprojekt. Der Auftrag der Bundeswehr kam schon vor Beginn des Ukraine-Kriegs, im Jahr 2020. An der Produktion beteiligt sind Firmen in Spanien, Italien und Großbritannien. Für Deutschland seien die Kampfflugzeuge von enormer Bedeutung, meint Marco Gumbrecht, Head of Combat Air Systems Sales. Sie seien das Rückgrat der Luftwaffe. In Manching sei es das wichtigste Projekt für Airbus: "Heute und in der Zukunft", meint Gumbrecht.
Die neuen Maschinen sollen die Eurofighter der ersten Generation ersetzen und haben die modernste Technik an Board, die es gebe, so Gumbrecht weiter. Beispielsweise sei ein Radar der neuesten Generation verbaut. Auch wenn man von Außen keinen großen Unterschied sehe: Innen hat sich seit der ersten Generation Anfang der 2000er einiges getan.
Zukunft der Eurofighter noch unklar
Wie es in Manching weiter geht, wenn 2030 die letzten Eurofighter der Quadriga ausgeliefert werden, ist noch unklar. Airbus hofft auf einen Auftrag für eine fünfte Tranche Eurofighter und führt diesbezüglich eigenen Angaben nach schon Gespräche mit dem Bund. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums teilte auf BR24-Nachfrage mit, dass Eurofighter die Rolle des früheren Kampfjets Tornado übernehmen sollen. Allerdings sind dafür noch die Quadriga-Eurofighter geplant und keine weiteren Neuanschaffungen - anders als beim Kampfflugzeug F-35. Mit diesem Projekt beschäftigt sich das Parlament jedoch erst noch im Laufe des Jahres. Anschließend sollen die Verträge geschlossen werden, so der Sprecher.
Manching hofft auf weitere Eurofighter
Der Bundestagsabgeordnete der Region Ingolstadt, Reinhard Brandl (CSU), würde sich einen größeren Fokus auf die Eurofighter wünschen: "Eine fünfte Tranche würde maßgeblich zum Erhalt der Arbeitsplätze und zur Stärkung des Luftfahrtindustriestandorts Manching sowie dessen Innovationsfähigkeit beitragen." Zudem würden Nationale Schlüsselkompetenzen gestärkt und die weltweite Spitzenposition der bayerischen Luft- und Raumfahrtindustrie gefestigt. Brandl ist Mitglied im Verteidigungsausschuss und hat sich dort eigenen Angaben zufolge schon mehrfach die Tranche 5 stark gemacht. Ein weiterer Punkt für ihn: Es könnte die Brücke zum Future Combat Air System (FCAS), dem Luftkampfsystem der Zukunft, geschlagen werden.
Eurofighter müssen weiterentwickelt werden
Ähnlich sieht man es bei Airbus in Manching. Marco Gumbrecht meint, durch einen möglichen Produktionsstopp zwischen den Quadriga-Eurofightern und FCAS verliere man wichtiges Know How: "Nicht nur in Manching, sondern auch bei allen Zulieferfirmen geht Erfahrung in dieser Zeit verloren." Zudem sei es wichtig, dass sich auch die Eurofighter weiterentwickeln, damit sie später im gemeinsamen Einsatz mit den FCAS-Maschinen kompatibel seien, so Gumbrecht. Laut Airbus sind am Eurofighter-Programm mehr als 400 Unternehmen beteiligt, es sichert damit über 110.000 höchstqualifizierte Arbeitsplätze in Europa, davon 25.000 in Deutschland. Dazu kämen, so Airbus mehr als 60 deutsche Zulieferer sowie öffentliche Institutionen, die in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Technologie beteiligt seien.
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