Archivbild: Die Aktivistengruppe Letzte Generation hat sich umbenannt in Neue Generation. Carla Hinrichs mit Schild "Generation Fucked" und Raphael Thelen.
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Archivbild: Die Letzte Generation hat sich umbenannt in Neue Generation. Carla Hinrichs mit Schild "Generation Fucked" und Raphael Thelen.

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Neue statt Letzte Generation: Geklebt wird jetzt im Kleinen

Neue statt Letzte Generation: Geklebt wird jetzt im Kleinen

Die Aktivistengruppe Letzte Generation hat sich umbenannt in Neue Generation. Ihr Protest richtet sich nun gegen Rechte und Reiche. Geklebt wird hingegen immer noch - nur anders als vorher.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Als "Klimakleber" oder "Klimaterroristen" wurden sie teilweise beschimpft, die Mitglieder der Letzten Generation. Seit diesem Jahr tragen sie den Namen Neue Generation und haben sich zum Ziel gesetzt, dass die Interessen der Menschen vermehrt in der Politik gehört werden.

Gegen die Verbindung von Rechten und Reichen wollen sie sich wehren, sagt Raphael Thelen, einer der führenden Köpfe der Gruppe. Aktuell wird gegen Theo Müller, Chef des Molkereikonzerns, protestiert. Der findet Alice Weidel gut und sieht in der AfD keine Bedrohung, ganz anders sieht das die Neue Generation.

Protestaktion mit Aufklebern und Social Media

Raphael Thelen läuft durch einen Supermarkt in der Nürnberger Innenstadt – Theo Müller sei Multimilliardär und unterstütze die AfD und Alice Weidel, sagt er in dem Video. Am Ende geht er ans Kühlregal, nimmt ein paar Müller-Milchprodukte raus und versieht sie mit einem Aufkleber: "AfD, unterstützt durch Müller" steht darauf. Das Video hat der Aktivist auf seinem Instagram-Kanal hochgeladen.

Er sei gegen eine "Allianz von Rechten und Reichen" erzählt Raphael Thelen nach seiner Aktion. Theo Müller hatte in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung Alice Weidel, Vorsitzende der AfD, als eine Freundin bezeichnet. Bei seinem Gespräch mit Weidel habe er "nicht den geringsten Anhaltspunkt" gefunden, der auf eine NS-Ideologie schließen lasse, so Müller. Außerdem lehne er Rechtsextremismus ab. Auf Nachfrage des BR beim Unternehmen zum Firmenchef und der Protestaktionen der Neuen Generation gab es bisher keine Antwort.

Unternehmensgruppe Müller wird Ziel der Aktivisten

Raphael Thelen von der Neuen Generation überzeugen die Aussagen von Theo Müller nicht. Ein anderer Aktivist der Gruppe hatte bereits vergangene Woche die Firmenzentrale in Aretsried, nähe Augsburg, mit AfD-blauer Farbe besprüht. Daraufhin folgte eine Anzeige wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch. Auch die Aufkleber, die Raphael Thelen im Supermarkt in Nürnberg angebracht hatte, wurden schon in Berlin, Halle oder Oberhausen angebracht.

Gerade vor dem Hintergrund, dass Superreiche wie Elon Musk in den USA Einfluss auf die Politik nehmen, sei es wichtig generell auf den Zusammenhang von Reichen auf die Politik hinzuweisen. Die Unternehmensgruppe Müller, zu der auch Marken wie Weihenstephan, Landliebe oder Sachsenmilch gehören, steht aktuell besonders im Fokus der Protestgruppe.

Neue Generation: "Wir sind eine Widerstandsbewegung"

Friedliche Proteste, ziviler Ungehorsam, der im Zweifel auch nicht gesetzkonform ist, sei nach wie vor das Mittel der Neuen Generation, sagt Thelen: "Wir sind eine Widerstandsbewegung". Darüber hinaus will die Gruppe dafür sorgen, dass die Interessen der Menschen, auch mit wenig Einkommen, besser gehört werden. Dazu soll es Ende Mai in Berlin ein "Parlament der Menschen" geben.

Ein Kuppelzelt, in Anlehnung an die Kuppel des Bundestags, wird dazu auf der Wiese vor dem Reichstag gestellt – wer in diesem Parlament dabei sein will, muss sich auf eine Liste setzen, per Los soll dann entschieden werden. Rund 50 Menschen debattieren dann drei Tage, wie der Einfluss von Vermögenden auf die Politik eingeschränkt werden kann, sagt Thelen. Anschließend soll es eine große Demo in Berlin geben, wo die Vorschläge veröffentlicht werden.

Neue Generation will Reichweite nutzen

Dass Menschen ihre Interessen in Bürger- oder Gesellschaftsräten kundtun, hat es in der Vergangenheit schon gegeben, erzählt Raphael Thelen. Das Problem sei, dass diese oft wenig bekannt seien, das wolle die Neue Generation mit ihrer Reichweite ändern. Ziel sei es, Parlamente, wie Anfang Mai in Berlin geplant, auch im kleineren in anderen Kommunen umzusetzen.

Für ihre Vorhaben brauchen die Aktivisten dann aber auch Spenden und Interessierte, die sich der Protestgruppe anschließen. Bei einer Veranstaltung für potenzielle neue Mitglieder in Nürnberg wurde schnell klar: Die Idee, sich als Bürger einzubringen und in einen Austausch zu kommen, gefällt vielen, nur ob die Umsetzung der Neuen Generation dabei die richtige ist, sind sich einige noch nicht sicher.

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