Overalls, Gummistiefel, Überzieher für die Schuhe, Tierzähler, Ohrmarkenzangen, Markierungsspray und vieles mehr – im Keller lagern die Dinge, die die Kontrolleure für ihre Arbeit in den Großbetrieben brauchen. Von Buchloe aus nehmen die Mitarbeiter der Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) die Großbetriebe in der Region unter die Lupe.
Kontrollgruppenleiterin Isabel Baumgart und ihre Kollegin packen gerade die Kisten für eine Kontrolle auf einem großen Milchviehbetrieb mit mehr als 1.000 Milchkühen. Auf dem Hof gab es vor einiger Zeit Probleme mit Überbelegung. "Es waren mehr Tiere als Liegeplätze in dem Stall vorhanden waren. Da schauen wir jetzt, ob's passt", sagt Tierärztin Baumgart.
Zustand der Tiere, Verletzungsgefahr, Versorgung und Beleuchtung
Bei ihren Kontrollen achten die Fachleute auch darauf, wie es den Tieren geht, ob die Hygienevorschriften eingehalten werden und ob im Stall auch baulich alles in Ordnung ist. "Es kann zum Beispiel sein, dass bei den Absperrungen sich irgendwas gelockert hat und sich scharfe Kanten gebildet haben", erzählt die Kontrollgruppenleiterin. Deshalb schauen sie und ihre Kollegen auch genau hin, ob sich Tiere im Stall verletzen könnten. Die KBLV-Experten überprüfen auch, ob die Tränken funktionieren oder genug Licht in den Stall kommt.
Buchloer Kontrolleure zuständig für 160 Betriebe
15 Mitarbeiter hat die Kontrollbehörde am Standort in Buchloe - darunter Tierärzte, Juristen, Vollzugsbeamte, Agraringenieure und Lebensmitteltechniker. 160 Betriebe vor allem in Schwaben kontrollieren sie von hier aus - zum einen Lebensmittelhersteller wie Schlachthöfe oder Molkereien, zum anderen 50 große Nutztierbetriebe. Dazu zählen Rinderhaltungen mit mehr als 600 Tieren, Geflügelgroßanlagen mit mehr als 40.000 Plätzen und Schweinemastbetriebe mit mehr als 2.000 Tieren.
Landwirte über Kontrollen nicht immer erfreut
Die Kontrollen der KBLV finden grundsätzlich unangekündigt statt. Je nach Betriebsgröße können es bis zu zwölf Mitarbeiter sein, die plötzlich auf einem Hof stehen. Die Landwirte sind nicht immer erfreut über solche Kontrollen. Eine gewisse Anspannung ist deshalb in der Regel schon da, sagt eine der Tierärztinnen, die nicht namentlich genannt werden will. Meistens liefen die Kontrollen aber weitgehend ruhig und sachlich ab. "Man erlebt immer wieder neue Situationen", sagt die Tierärztin. "Aber die großen Eskalationen gab es zum Glück nicht."
Vom Bußgeld bis zur Gefängnisstrafe
Wenn etwas im Betrieb nicht passt, kann es für einen Landwirt richtig teuer werden: Die Kontrolleure können Zwangs- und Bußgelder verhängen - bis zu 25.000 Euro im Extremfall. Bei schweren Verstößen gegen das Tierschutzgesetz drohten sogar eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, Tierhaltungsverbote und im schlimmsten Fall Gefängnisstrafen, erklärt Juristin Anna Krumm. Ganz so weit ist es bei den Kontrollen der KBLV in Buchloe bisher noch nicht gekommen. Aber: "Wir haben schon von den uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten umfassend Gebrauch gemacht", sagt die Juristin. "Wir haben Bußgelder verhängt und auch schon Sachverhalte an die Staatsanwaltschaft abgegeben."
Bisher keine gravierenden Verstöße
Insgesamt knapp 300 Betriebskontrollen haben die Buchloer KBLV-Mitarbeiter allein im vergangenen Jahr durchgeführt. Bei den Nutztierbetrieben haben Isabel Baumgart und ihr Team bisher keine gravierenden Verstöße feststellen müssen. Aber die Kontrolleure wollen auch in Zukunft genau hinschauen, um neue Tierschutzskandale möglichst zu verhindern.
Vier KBLV-Standorte in Bayern
Der KBLV-Standort in Buchloe ist einer von vier Standorten der Behörde in Bayern. Hauptsitz der KBLV ist in Kulmbach in Oberfranken. Darüber hinaus hat die Behörde noch Standorte in Oberding im Landkreis Erding und in Altdorf bei Nürnberg. Die Behörde ist zuständig für Lebensmittel- und Tierwohlkontrollen in insgesamt 800 Betrieben in Bayern. Gegründet wurde die KBLV im Jahr 2018 als Reaktion unter anderem auf den Bayern-Ei-Skandal.
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