Das geplante ICE-Werk im Großraum Nürnberg entwickelt sich zum Zankapfel. Zunächst kam für die Deutsche Bahn nur eine Fläche zwischen den Nürnberger Stadtteilen Altenfurt und Fischbach in Frage. Bürger und Naturschützer protestierten heftig, schließlich sollte auch Bannwald abgeholzt werden. Inzwischen hat das Unternehmen neun mögliche Alternativ-Standorte im Großraum Nürnberg identifiziert. Doch auch hier muss die Bahn mit Protesten rechnen. Die neun Vorschläge werden von den betroffenen Städten und Gemeinden überwiegend abgelehnt. Am Sonntag wollen Bürger erneut protestieren.
Heilsbronn: Bürgermeister und Stadtrat lehnen Bahn-Pläne ab
Die Stadt Heilsbronn (Lkr. Ansbach) hat nach Vorstellung der Bahn zwei geeignete Standorte: Eines direkt an der Stadt, das andere in der Nähe des Ortsteils Müncherlbach. Doch aus Sicht von Bürgermeister und Stadtrat sind beide Flächen ungeeignet. Heilsbronns Bürgermeister Jürgen Pfeiffer (CSU) sagte im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk, die Bahn wolle bei den angedachten Flächen in Heilsbronn und im Ortsteil Müncherlbach bestes Ackerland und ein Naherholungsgebiet mit Wald nutzen. Die Fläche bei Heilsbronn reiche zudem an das am dichtest besiedelte Wohngebiet in der Stadt heran. Ein ICE-Werk mit seiner Lärmbelastung könne man den Bürgern dort nicht zumuten. "In der Stadt Nürnberg hat die Bahn Flächen zu einem sicher guten Preis verkauft, und jetzt soll das Land die Nachteile abbekommen", so Pfeiffer. Dies wollten weder er noch der Stadtrat zulassen.
Roßtal: Bürgermeister sieht Gefahr für Wald und Ackerflächen
Ähnlich äußerte sich der Bürgermeister des Marktes Roßtal (Lkr. Fürth), Rainer Gegner (SPD). Auf der Internetseite der Gemeinde erklärte er, er sehe die Gefahr, dass die Verkehrs- und Lärmbelastung durch ein ICE-Werk im 24-Stunden-Betrieb enorm zunehmen werde. Zudem sei die vorgeschlagene Fläche zwischen den Ortsteilen Raitersaich und Buchschwabach ungeeignet, da es hier bereits ein Gewerbegebiet, eine Recycling-Anlage sowie ein Vorranggebiet für Wind- und Solarenergie gebe. Mit Blick auf den Natur- und Artenschutz seien hier zudem ein großes Waldgebiet und Ackerflächen in Gefahr.
Bürgermeister von Pyrbaum: Bahn hat uns nicht informiert
Der Bürgermeister von Pyrbaum (Lkr. Neumarkt), Michael Langner (CSU), bemängelte, er habe von den Plänen der Bahn nur durch die Pressemitteilung des Unternehmens erfahren. "Mir fehlen einfach wichtige Informationen, um die Pläne zu beurteilen", sagte er dem BR. Er wisse noch nicht einmal, wie groß die betroffene Fläche sei, lediglich, dass sie an der ICE-Strecke zwischen Pyrbaum und Allersberg (Lkr. Roth) in der Nähe der Ortschaft Preppach liege.
Burgthann: Bürgermeister will mit der Bahn sprechen
Auch der Bürgermeister von Burgthann (Lkr. Nürnberger Land), Heinz Meyer (CSU) erklärte, er wolle zunächst mehr über die Pläne der Bahn erfahren, bevor er sich eine Meinung bilde. In der kommenden Woche wolle er mit der Bahn sprechen. Im Gemeindegebiet Burgthann kommen zwei Flächen in der Nähe der Ortsteile Mimberg und Ezelsdorf als Standort in Frage. Auch in Feucht sind zwei Flächen für das ICE-Werk angedacht. Der Feuchter Bürgermeister Jörg Kotzur (SPD) war aber noch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen, ebenso wenig wie der Bürgermeister von Allersberg, Daniel Horndasch (parteilos).
Nürnberg-Altenfurt: Anwohner planen Demo gegen ICE-Werk
Auch der umstrittene Standort Nürnberg-Altenfurt ist weiterhin in der Planung der Bahn dabei. Anwohner und Naturschützer wollen dagegen erneut protestieren. Am kommenden Sonntag (02.05.21) ruft die Bürgerinitiative "NeinzumWerk" um 14.30 Uhr zu einer Demonstration in der Straße der Menschenrechte in Nürnberg auf. Man sei entsetzt, dass die DB der Meinung sei, der Standort Altenfurt sei nicht im Bereich einer signifikanten Siedlung, teilte die Initiative mit. "Die angeblich erfüllten Voraussetzungen machen Anwohner und Naturschützer sprachlos."
Bahn will Flächen für ICE-Werk prüfen und mit Bürgern reden
In den kommenden Monaten will die Bahn die neun Flächen im Detail prüfen. Es wird zum Beispiel darauf geachtet, ob ein Gebiet im Bannwald liegt oder welcher Lärm zu erwarten ist, betont DB-Projektleiter Carsten Burmeister. Im Anschluss erstellt die Bahn ein Ranking der Standorte, mit denen sie dann im November ins Raumordnungsverfahren gehen will. Zuvor will die Bahn mit den betroffenen Anwohnern sprechen. Ab Mai sollen Bürgerdialoge starten.
"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!