Ein als Bischof Nikolaus verkleideter Mann steht vor zwei sitzenden Männern in einem Seminarraum. Beim "Nikolaus-Zertifikatskurs" dürfen sich die Teilnehmer in einem Rollenspiel als Heiliger Nikolaus ausprobieren.
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Im Rollenspiel dürfen sich die Teilnehmer beim "Nikolaus-Zertifikatskurs" ausprobieren. Was ist gut? Wie könnte der Besuch noch besser werden?

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"Nikolaus-Diplom": Was ein "Heiliger Bischof" alles wissen muss

"Nikolaus-Diplom": Was ein "Heiliger Bischof" alles wissen muss

Alle zwei Jahre bietet das Bistum Augsburg einen Kurs für ein "Nikolaus-Zertifikat" an. Die Teilnehmer lernen, was zu einem "Bischof Nikolaus" gehört, was es heißt, als Heiliger aufzutreten und warum jedes Wort wirklich gut überlegt sein will.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Schultertuch, Mitra, Hirtenstab und Siegelring – nach und nach verwandelt sich Stefan Fottner vor den Augen der anderen Kursteilnehmer in den Heiligen Nikolaus. Obwohl der Oberbayer schon seit 31 Jahren als Nikolaus unterwegs ist, hat er sich zum Zertifikatskurs angemeldet: "Ich finde das einen wunderschönen Brauch. Mir ist wichtig, dass wir nicht als Weihnachtsmann wahrgenommen werden, sondern den Kindern nochmal richtig vermitteln, wer der Heilige Nikolaus eigentlich war. Dazu wünsche ich mir heute ein paar neue Impulse."

Nikolaus als "Bote des Glaubens"

Insgesamt neun Männer und eine Frau sind für den Kurs nach Augsburg gekommen. Die meisten sind schon seit vielen Jahren als Bischof Nikolaus unterwegs, andere haben ihren ersten Einsatz noch vor sich. Sara Lange, die einzige Frau in der Runde, nimmt teil, weil sie die Nikolausbesuche in Weißenhorn organisiert.

Der Kurs wird alle zwei Jahre vom Bistum Augsburg und dem Bonifatiuswerk veranstaltet. Diakon Andreas Martin erklärt den Teilnehmern, worauf es ankommt: "Denken Sie daran: Sie sind immer Botschafter der Kirche und tragen den Glauben in die Familien."

"Heiliger Nikolaus", aber auf keinen Fall "der Weihnachtsmann"

Es ärgert ihn, dass immer weniger Leute den Unterschied zwischen dem Heiligen Nikolaus und dem Weihnachtsmann kennen, der zur Adventszeit mittlerweile überall zu finden ist: im Supermarkt, auf Werbeplakaten, in TV-Spots. Von diesen Erfahrungen berichten auch die routinierten Nikoläuse: Sie erzählen davon, dass sie schon gefragt wurden, wo denn ihre Rentiere stehen oder ob sich die Kinder auch auf ihren Schoß setzen könnten. "Aber wir sind doch keine Discounter-Kuschel-Clowns", ereifert sich ein Teilnehmer, der selbst seit vielen Jahren Familien als Nikolaus besucht.

Im Video: Nikolaus-Zertifikatskurs

Teilnehmer des Kurses zum Nikolaus-Zertifikat legen die notwendig Kleidung an.
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Diakon Andreas Martin und zwei der Teilnehmer studieren gewissenhaft, wie man sich in einen echten Nikolaus verwandelt.

Dem stimmt auch Diakon Andreas Martin zu. Im Theorie-Teil lehrt er, dass Nikolaus, der spätere Bischof von Myra, zwischen 270 und 286 in Patara geboren wurde und an einem 6. Dezember irgendwann zwischen 326 und 365 starb. Martin erzählt von Legenden und erklärt, welche Voraussetzungen es für eine Heiligsprechung braucht.

Eine Rolle als Vorbild und mit großer Verantwortung

Immer wieder appelliert der Diakon an die Teilnehmer, bei ihren Auftritten "sensibel" zu sein. Martin: "Sie müssen sich Ihrer Verantwortung bewusst sein. An das, was sie als Nikolaus zu den Kindern sagen, können sich viele noch als Erwachsene erinnern. Sie schreiben den Kindern in ihr 'Biographie'-Heft!" Er erzählt von Erwachsenen, die bis heute darunter leiden, als Kind vom Nikolaus oder seinen furchteinflößenden Begleitern in den Sack gesteckt worden zu sein.

Außerdem solle man sich als Heiliger Nikolaus nicht als "Ober-Erzieher" missbrauchen lassen und kein Sündenregister verlesen: "Stellen Sie das Positive bei den Kindern immer in den Vordergrund. Der Heilige Nikolaus war ein gütiger Mann!"

Zu einem Bischof gehört das richtige Gewand

Am Nachmittag wird es praktisch. Bei der Anprobe lernen die Teilnehmer, dass der Hirtenstab immer in die linke Hand gehört, um mit der rechten Hand segnen zu können, oder dass die Kopfbedeckung eines Bischofs, die Mitra, mit ihrer Spitze gen Himmel zeigt und ihre beiden Bänder am Hinterkopf das Alte und Neue Testament der Bibel symbolisieren. Dinge, die man auch neugierigen Kindern gut erklären kann.

Idee: Nicht nur an die Kleinen denken

Zum Abschluss des Tages freut sich jeder über ein kirchliches "Nikolaus-Zertifikat". Teilnehmer Patrick Osterried aus Marktoberdorf ist zufrieden. Vor allem die von Diakon Martin vorgeschlagene Idee, neben Kindergärten und Schulen künftig vielleicht auch Altenheime und Krankenhäuser zu besuchen, gefällt ihm.

Vielleicht setzen sie das bei ihren Nikolausbesuchen ja schon in diesem Jahr um, wenn sie alle wieder unterwegs sind, rund um den 6. Dezember, dem Namenstag des Heiligen Nikolaus.

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