Ein Auszubildender setzt, beobachtet von einem Berufsschullehrer, eine Schweißnaht an ein Metallteil.
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Egal ob in Industrie, Handel oder Handwerk: Zum Start des neuen Ausbildungsjahres sind in Schwaben noch viele Stellen unbesetzt.

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Noch viele offene Stellen zum Ausbildungsstart in Schwaben

Für viele Jugendliche und junge Erwachsene beginnt bald ein neuer Lebensabschnitt: Nach dem Schulabschluss gehen sie in einen Betrieb, um einen Beruf zu erlernen. Auswahl haben sie etwa in Schwaben genug: Hier sind noch viele Ausbildungsplätze frei.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Was will ich werden? Eine Antwort auf diese Frage haben etwa 10.000 Jugendliche und junge Erwachsene in Schwaben gefunden: Sie beginnen am 1. September ihre Berufsausbildung. Bei vielen Unternehmen im Bezirk sind aber noch Ausbildungsplätze offen. In Produktion, Handel und Dienstleistungen sind laut der Industrie- und Handelskammer Schwaben etwa tausend Stellen unbesetzt.

Das liege auch an der Corona-Pandemie, sagt Christian Fischer, Fachbereichsleiter Ausbildung der IHK Schwaben: "Die Krise hat auch dieses Jahr den Findungsprozess von Auszubildenden und Unternehmen erschwert. Daher verschiebt sich die Einstellung der Azubis oft um einige Wochen."

Kaufmännische Berufe besonders beliebt

Dennoch: 6.960 Jugendliche beginnen laut IHK zum Ausbildungsstart. Das seien fast genauso viele wie im Vorjahr. Besonders beliebt sind Fischer zufolge kaufmännische Berufe: Auf Platz eins rangiert das Berufsbild Einzelhandelskauffrau oder -mann, gefolgt von der Industriekauffrau und dem Verkäufer.

Gefragt sind auch die Berufe Industriemechaniker/-in, Fachinformatiker/-in oder Mechatroniker/-in. Laut IHK haben Unternehmen aus dem Bereich Industrie, Metall sowie Verkehrs- und Transportwesen bislang eher weniger Auszubildende eingestellt. Das von der Corona-Krise besonders schwer betroffene Hotel- und Gastgewerbe bleibe auf dem relativ niedrigen Vorjahresniveau. Da noch viel Bewegung im Ausbildungsmarkt sei, sei es für eine Bilanz zu früh, so die IHK.

Auch Praktika möglich

Auch die Handwerkskammer Schwaben betont, dass noch längst nicht alles in Stein gemeißelt sei. Das Ausbildungsjahr habe nun zwar begonnen, dennoch könnten Interessierte noch bis Weihnachten in eine Ausbildung einsteigen. Die jungen Leute könnten auch erst ein Praktikum machen und in einen Beruf reinschnuppern, sagt Monika Treutler-Walle von der HWK Schwaben.

Rund 700 Praktikumsstellen seien derzeit offen. Die Handwerksbetriebe seien flexibel und zumeist unkompliziert, sodass ein späterer Ausbildungsbeginn gut möglich sei. Auch die Handwerkskammer helfe den jungen Leuten gerne dabei, doch noch einen passenden Beruf zu finden.

Azubis in Handwerksberufen gesucht

Laut HWK sind mehr als 3.200 Stellen besetzt. Treutler-Walle zufolge ist das im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 3,5 Prozent. Das Jahr 2020 sei für einen Vergleich allerdings nur bedingt geeignet, da wegen Corona eine absolute Sondersituation geherrscht habe.

In der HWK-Lehrstellenbörse sind aktuell noch gut 700 Ausbildungsplätze verfügbar. Betriebe der Baubranche sind unter anderem noch auf der Suche nach Maurern, Zimmerern oder Elektronikern. Im Metallhandwerk sind etwa Kraftfahrzeugmechatroniker und Metallbauer gefragt. Bedarf besteht aber auch an Fachverkäufern und Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk sowie bei bei Bäckern, Fleischern und Konditoreien.

Wirtschaftsstruktur entscheidend für Angebot

Wo welche Ausbildungsplätze frei sind, liegt auch an den wirtschaftlichen Schwerpunkten der jeweiligen Region. Beispiel Allgäu: Laut Horst Holas von der Arbeitsagentur Kempten-Memmingen sind im Süden eher Jobs in der Touristikbranche zu haben. Das nördliche Allgäu, also die Region Memmingen/Unterallgäu, weist laut Holas eine andere Wirtschaftsstruktur auf. Dort seien Ausbildungsstellen in der Logistik oder im Handwerk zu besetzen.

Weiterbildung gegen den Fachkräftemangel

Holas appelliert an die Unternehmen, weiter auf die innerbetriebliche Weiterbildung zu setzen. Auch wenn Ausbildungsplätze frei bleiben sollten, könnte es ja sein, dass es im Betrieb junge Leute gibt, die weiterqualifiziert werden könnten, meint der Experte. Möglich sei auch, dass junge arbeitslose Erwachsene umgeschult werden. Auf diesem Weg sei ein Mangel an Fachkräften vermeidbar, so Holas im BR-Gespräch. Aufgrund der demografischen Entwicklung blieben qualifizierte Fachkräfte auch nach der Krise weiter gesuchte Mitarbeiter.

Ausbildungsprämien für von der Corona-Krise betroffene Betriebe

Die Arbeitsagentur Kempten-Memmingen weist zudem darauf hin, dass kleine und mittelständische Unternehmen mit maximal 249 Beschäftigten über das Bundesprogramm "Ausbildungsplätze sichern" eine Ausbildungsprämie erhalten können.

Voraussetzung ist, dass sie "in erheblichem Umfang" von der Corona-Krise betroffen sind. Werden ähnlich viele Azubis ausgebildet wie in den Jahren bis 2019, sieht das Programm eine einmalige Prämie von 2.000 Euro je neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag vor. Für zusätzlich abgeschlossene Ausbildungsverträge erhöhe sich der einmalige Zuschuss auf 3.000 Euro, so die Arbeitsagentur.

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