Kundgebung für die Opfer der NSU-Morde, 11. Juli 2018, der Tag des Urteils.
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NSU-Morde: Kommt ein überregionales Dokuzentrum?

In Sachsen soll ein NSU-Dokumentationszentrum entstehen. Auch die Hinterbliebenen in Bayern wünschen sich einen zentralen Erinnerungsort.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

"Ich finde das eine großartige Gelegenheit, es kann uns Türen öffnen, um weiterzumachen, das Ganze größer werden zu lassen. Vielleicht sogar einmal größer, als der NSU es war", sagt Mandy Boulgarides. Sie ist die Tochter des im Jahr 2005 vom NSU erschossenen Theodorus Boulgarides.

Viele Jahre hätten die Hinterbliebenen von Theodorus Boulgarides für die Anerkennung des Leids der Opferfamilien gekämpft. Sie hätten um Hilfe gebettelt – oft vergeblich. Boulgarides war eines der fünf NSU-Opfer, die in Bayern ermordet wurden.

Am Dienstag waren Hinterbliebene zu Gast im Münchner NS-Dokumentationszentrum. Wissenschaftler stellten dort eine Machbarkeitsstudie für einen NSU-Komplex in Chemnitz und Zwickau vor. In den sächsischen Städten lebten die NSU-Terroristen über ein Jahrzehnt lang im Untergrund. Die Studie wurde vom Justizministerium in Dresden finanziert und von einem Verein erstellt, der Opfer rechtsextremistischer Gewalt in Sachsen berät.

Ampelregierung fördert Pläne

Mandy Boulgarides, die Tochter des Ermordeten, unterstützt die Pläne für einen zentralen Erinnerungsort. Einen Ort, der die Geschichten von Boulgarides und der restlichen neun Opfer erzählen und an sie erinnern soll.

Auch die Bundesregierung will laut Koalitionsvertrag ein Dokumentationszentrum und einen Erinnerungsort zum NSU-Komplex unterstützen. Acht Millionen Euro will die Ampelregierung in das Projekt investieren. Ähnliche Initiativen gibt es auf Landesebene, die in ein bundesweites Netzwerk aus ähnlichen Initiativen eingebunden werden sollen.

Angehörige sollen mit entscheiden

Den Grundstein für das Dokuzentrum in Sachsen wollen die Initiatoren bereits 2025 mit einer Interimslösung legen, wenn Chemnitz Kulturhauptstadt ist. "Wir wollen erreichen, dass Angehörige aus dem NSU-Komplex über das, was in dem Dokumentationszentrum und in den Aufarbeitungsprozessen stattfindet, mitentscheiden können", sagt Jörg Buschmann, der die Studie zum NSU-Komplex mit verfasst hat.

Das Doku- und Begegnungszentrum soll den Täternetzwerken, die in Sachsen weiter existieren, etwas entgegensetzen, sagt Buschmann. Und auch die immer noch offenen Fragen rund um den NSU-Terror aufarbeiten. Er hofft nun, dass sich auch andere Bundesländer der Initiative aus Sachsen anschließen.

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