Teure Markenkleidung, Besuche bei Prostituierten und Anmietung von Sportwagen der Oberklasse: einen so gestalteten, verschwenderischen Lebensstil soll sich eine Bande aus dem Frankfurter Raum durch großangelegten Verkaufsbetrug finanziert haben. Rund 900.000 Euro sollen sie sich durch vorgetäuschte Verkäufe erschlichen haben. Die Plattform "eBay-Kleinanzeigen" (mittlerweile umbenannt in "Kleinanzeigen") wurde hierfür missbraucht. Drei der mutmaßlichen Täter müssen sich ab heute vor dem Würzburger Landgericht verantworten.
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Mehr als 1.800 Opfer: Drei Männer in Würzburg angeklagt
Die drei jungen Männer im Alter von 20 und 21 Jahren sind des banden- und gewerbsmäßigen Betrugs angeklagt. Sie sollen gemeinsam mit weiteren Personen hochpreisige Waren auf "eBay-Kleinanzeigen" zum vermeintlichen Verkauf angeboten haben, jedoch ohne bei Geldeingang tatsächlich das Bestellte zu verschicken. Vor allem besonders nachgefragte Ware wie Spielekonsolen oder Küchengeräte sei laut Anklageschrift mit Täuschungsabsicht inseriert worden. In mehr als 1.800 Fällen seien potenzielle Käufer so um ihr Geld gebracht worden.
Vermeintliche Seriosität: Fremde Accounts gehackt
Laut Anklageschrift hätten die Männer dafür bestehende Accounts von Dritten genutzt, ohne deren Wissen oder Zustimmung. Tatsächlich soll die Bande laut Informationen der Staatsanwaltschaft in großem Stil Zugangsdaten von illegalen Plattformen gekauft haben, die durch Phishing oder Hacking an die Daten gekommen waren. Über mehrere Monate blieben die Täter so ungestört. Im Mai 2021 wurden die Angeschuldigten festgenommen.
Großangelegtes Betrugs-Netzwerk: Ermittlungen gegen weitere Täter
Bei den Ermittlungen wurde ein komplexes Netz aus betrügerischen Strukturen aufgedeckt. Um auch über die Profile hinaus den Eindruck von Seriosität zu erzeugen, sollen die Täter sich gegenüber potenziellen Käufern durch Personalausweisdokumente ausgewiesen haben. Diese wiederum hätten sie sich von anderen Opfern als vermeintliche Sicherheit zusenden lassen, so die Anklageschrift.
Das erschlichene Geld sei laut Informationen der Staatsanwaltschaft vor allem auf Konten geflossen, die dritte Personen für die Beschuldigten eröffnet haben – zumeist wurden diese wohl unter falschem Vorwand dazu veranlasst. Auch eine neunköpfige Bande aus Schweinfurt war bei den Ermittlungen ins Visier geraten, die wohl gegen Bezahlung Bankkonten für die mutmaßlichen Betrüger eröffnet hat.
Dokumente und Zugangsdaten seien innerhalb der hessischen Bande dann ausgetauscht und weitergegeben worden. Gegen weitere Täter wird demnach noch ermittelt.
Gerichtsurteil Ende Juli zu erwarten
Die nun angeklagten Männer müssen sich daher neben den Betrugsvorwürfen auch wegen des Missbrauchs von Ausweispapieren vor Gericht verantworten, zwei der Beschuldigten zusätzlich wegen Datenhehlerei.
Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat hierfür insgesamt sechs Verhandlungstage anberaumt. Ein Urteil ist damit frühestens Ende Juli zu erwarten.
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