- Direkt zum aktuellen Artikel: Küstenwache: U-Boot durch Implosion zerstört - Insassen sind tot
Verschollen im Atlantik: Rettungsteams suchen vor der kanadischen Küste fieberhaft nach einem Touristen-Tauchboot, das auf dem Weg zum Wrack der "Titanic" war. Weiterhin fehlt jede Spur von dem kleinen Tauchboot mit fünf Menschen an Bord, die bisherigen Suchbemühungen erbrachten laut US-Küstenwache "keine Ergebnisse".
Den Straubinger Arthur Loibl bewegt die Suche besonders stark. Der Unternehmer war im Jahr 2021 in exakt demselben Tauchboot der Firma "Ocean Gate Expeditions" zur "Titanic" getaucht.
"Eingesperrt" im Tauchboot
Rückblickend sei seine Teilnahme "absolut verrückt" gewesen, "ein Himmelfahrtskommando", erzählte Loibl in der "Abendschau" des Bayerischen Fernsehens. Aus heutiger Sicht würde er die Expedition "mit diesem Tauchboot" nicht mehr machen.
Die Crew hat nach Angaben von Loibl keine Möglichkeit, sich selbst aus dem Tauchboot zu befreien. "Sie sind eingesperrt, das Tauchboot kann man nur von außen öffnen. Auch wenn sie oben treiben sollten, sie kommen nicht heraus. Sie haben Sauerstoff für 92 bis 96 Stunden. Wenn der weg ist, haben sie keine Chance", erklärte Loibl.
Geschätzt wird, dass der Sauerstoff an Bord noch bis Donnerstag reicht. Etwa 40 Stunden Atemluft seien vermutlich noch übrig, hieß es gegen 19 Uhr deutscher Zeit von der US-Küstenwache.
Verschollene Crewmitglieder dieselben wie vor zwei Jahren
Loibl hatte sich bereits am Vormittag auf BR-Anfrage schockiert von den Ereignissen gezeigt: "Als ich das gehört habe, ist es mir eiskalt den Rücken hinuntergelaufen", so Loibl. Er kenne den Piloten und den 'Titanic'-Spezialisten persönlich. "Mit ihnen war ich damals auch bei der 'Titanic'."
Der 60-Jährige hatte für seine Fahrt vor zwei Jahren über 100.000 Euro bezahlt und im Vorfeld jegliche Haftungsansprüche gegenüber "Ocean Gate Expeditions" im Falle eines Unfalls vertraglich ausgeschlossen.
Im Video: Arthur Loibl war selbst schon auf Tauchgang zum "Titanic"-Wrack
2021 technische Probleme vor dem Tauchgang
Bei seiner Expedition 2021 hat es laut Loibl technische Probleme gegeben, der Tauchgang musste wegen Problemen mit dem Wetter mehrmals verschoben werden. Beim Ablassen sei ein Stabilisationsrohr kaputtgegangen. Daraufhin sei außen geschweißt worden, während die Expeditionsteilnehmer schon drinsaßen.
Technikprobleme sieht der Unternehmer auch im aktuellen Fall als mögliche Unfallursache: "In rund 4.000 Metern Tiefe herrschen starke Strömungen. Sollte die Kommunikationsverbindung mit dem Schiff über Wasser abgebrochen sein, halte ich es fast für unmöglich, dass die Passagiere noch gerettet werden können. Trotzdem hoffe ich es natürlich sehr", so Loibl.
Im Video: Tauchboot auf Tauchgang zur Titanic vermisst
Fünf Menschen an Bord der "Titan"
Am Sonntag hatte "Ocean Gate Expeditions" den Kontakt zum Tauchboot verloren. In einem Wettlauf gegen die Zeit suchen Rettungskräfte in der Nähe des "Titanic"-Wracks nach dem kleinen Tauchboot namens "Titan". Nach einem Einsatz von Flugzeugen suche man jetzt verstärkt unter Wasser, in der Hoffnung, das Tauchboot lokalisieren zu können, sagte John Mauger von der US-Küstenwache.
Im Tauchboot sind Stockton Rush, der Gründer von Ocean Gate, sowie Paul-Henry Nargeolet, ein französischer Taucher und Experte für die "Titanic". Beide waren auch mit dem Niederbayer Loibl auf der Expedition dabei. Bestätigt ist ferner, dass drei Touristen an Bord sind: der Geschäftsmann und Abenteurer Hamish Harding sowie der Unternehmensberater Shahzada Dawood und sein 19-jähriger Sohn Suleman.
Steuerung mit Gamecontroller
Auf einer Pressereise war der amerikanische Journalist David Pogue mit dem Tauchboot "Titan" im vergangenen Jahr unterwegs. Er berichtete der BBC, dass das Mini-Tauchboot "improvisiert" wirkte. Das Gefährt werde mit einem Spielekonsolen-Controller gesteuert, ein Teil des Ballasts bestehe aus alten Baurohren. Wie auch Loibl betonte er: "Es gibt es kein Backup, keine Rettungskapsel."
Im YouTube-Video: CBS-Beitrag zur "Titanic"-Expedition mit Ocean Gate
Experte macht Hoffnung
Ein Experte macht den Angehörigen unterdessen Hoffnung. Alistair Greig, Professor für Meerestechnik am University College London, sagte, dass Tauchboote in der Regel über ein Fallgewicht verfügen, also eine Masse, die sie im Notfall freisetzen können, um das Boot mithilfe des Auftriebs an die Oberfläche zu bringen. "Bei einem Strom- und/oder Kommunikationsausfall könnte dies geschehen sein, und das Tauchboot würde dann an der Oberfläche dümpeln und darauf warten, gefunden zu werden", so Greig.
Er machte jedoch auf ein weiteres Szenario aufmerksam, das zum Kontaktabbruch geführt haben könnte: ein Leck in der Druckhülle des Boots. In diesem Fall sei die Prognose nicht gut, sagte der Meerestechnik-Experte. "Wenn es auf den Meeresboden gesunken ist und nicht aus eigener Kraft wieder auftauchen kann, sind die Möglichkeiten sehr begrenzt", sagte Greig. "Das Tauchfahrzeug könnte zwar noch intakt sein, aber wenn es sich jenseits des Kontinentalschelfs befindet, gibt es nur sehr wenige Schiffe, die so tief vordringen können, und schon gar keine Taucher." Selbst wenn die Retter bis in diese Tiefe gelangen könnten, bezweifele er, dass sie an der Luke des Tauchbootes ansetzen könnten.
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