Menschen die Angehörige pflegen müssen bislang auf ihr Einkommen verzichten, wenn sie dafür aus dem Beruf aussteigen - und sei es "nur" vorübergehend. Sie sollen jetzt, so der Wunsch von Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek, besser gestellt werden.
Es gibt zwar schon verschiedene Leistungen und Möglichkeiten für die Angehörigen von Pflegebedürftigen. Wenn jemand kurzfristig pflegebedürftig wird, kann ein Pflegeunterstützunggeld bei der Pflege zuhause beantragt werden, in der Regel für die Dauer von zehn Tagen. Bei der Familienpflegezeit können sich pflegende Angehörige teilweise von der Arbeit freistellen lassen, allerdings nur bis zu 24 Monate und nur in Betrieben mit mindestens 25 Beschäftigten.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) will mit seinem Vorschlag nun eine Besserstellung erreichen, die deutlich über die jetzigen Leistungen hinausgeht.
Pflege-Lohn soll sich am Elterngeld orientieren
Wie das Elterngeld sollen nach den Vorstellungen des Ministers pflegende Angehörige die Möglichkeit erhalten, über mehrere Monate eine steuerfinanzierte Lohnersatzleistung zu beziehen. Über die genaue Höhe und die Länge des Leistungsbezugs müsse man noch diskutieren, sagte Holetschek. Aber die Pflege müsse in den Koalitionsverhandlungen für eine neue Bundesregierung in jedem Fall ganz oben stehen, ergänzte er und warnte: "Wenn wir jetzt nicht handeln, stehen wir vor einer humanitären Katastrophe".
Zustimmung vom Pflegerat
Unterstützung erhält Holetschek vom Deutschen Pflegerat. Die Hilfeleistungen, die pflegende Angehörige derzeit bekommen, seien nur "ein Tropfen auf den heißen Stein", sagte die Präsidentin des Pflegerates, Christine Vogler. Wenn es gelinge, möglichst oft die Unterbringung in einem Pflegeheim zu vermeiden, sei eine neue Lohnersatzleistung für pflegende Angehörige möglicherweise unterm Strich nicht teurer als das, was verschiedene Stellen wie Pflegekassen und Sozialämter derzeit insgesamt bezahlen.
VdK fordert Gesamtpaket für die Pflege
Grundsätzliche Zustimmung bekommt Bayerns Gesundheitsminister auch vom Sozialverband VdK. Dessen bayerische Landesvorsitzende Ulrike Mascher sieht in Holetscheks Vorschlag einen "ersten Schritt in die richtige Richtung". Um die Probleme in der Pflege zu lösen, seien aber noch viele andere Änderungen nötig, sagte Mascher. So sollte nach Ansicht des VdK die Pflegeversicherung auf eine Vollversicherung umgestellt werden, die alle Kosten übernimmt, die mit Pflegebedürftigkeit zusammenhängen. Auch sollten gesetzliche und private Pflegeversicherung zusammengelegt werden, forderte die bayerische VdK-Chefin.
- Zum Artikel: VdK fordert Finanzhilfen für pflegende Angehörige
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