Erwin Huber ist ein Schwergewicht in der CSU. Er war deren Parteivorsitzender, außerdem von 1988 bis 1994 Generalsekretär und viele Jahre lang bayerischer Finanz- und später Wirtschaftsminister. Er weiß: "Bei allen Personalentscheidungen gibt es ein gewisses Risiko."
Trotzdem habe CSU-Chef Markus Söder mit Stephan Mayer, der als Generalsekretär zurücktreten musste, und dem frisch ernannten Martin Huber keine Fehler gemacht. "Dass Stephan Mayer so einen Ausraster hat, ist nicht vorhersehbar", erklärte er am "Sonntags-Stammtisch".
Politisches Engagement wichtiger als Doktortitel
Der neue CSU-Generalsekretär Martin Huber wiederum war einst Referent bei Erwin Huber in dessen Zeit als Parteivorsitzender. Wegen Plagiatsvorwürfen wird Martin Hubers Doktorarbeit derzeit geprüft. Dies dürfe aber nicht über seine Karriere entscheiden, meinte der Alt-CSUler. "Man muss jungen Politikern die Einstellung nehmen, dass man mit einer Doktorarbeit ein besserer Politiker ist." Wer einen Doktortitel trage, sei weder "gescheiter noch intelligenter".
Stattdessen komme es in der Karriere mehr auf das politische Engagement an. "Martin Huber war viele Jahre auch vor Ort politisch tätig, das spricht für ihn. Er hat wirklich Graswurzelpolitik gemacht."
In diesem Punkt bekam er auch Unterstützung von Politikwissenschaftlerin Ursula Münch. Junge Politiker würden sich zu gerne mit dem Titel schmücken, ohne zu wissen, wie viel Arbeit dahinter stecke. Sie warf aber auch dem betreuenden Professor "eine gewisse Gefälligkeit" vor. Dieser habe die Doktorarbeit übernommen, obwohl es nicht sein Fachgebiet war. "Es gehören schon immer zwei dazu", meinte Münch.
Erwin Huber lobt Annalena Baerbock und Robert Habeck
Für zwei Politiker der Grünen hatte Erwin Huber in der Sendung jedoch fast noch mehr Lob übrig als für den neuen Generalsekretär. Er zeigte sich äußerst beeindruckt von Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck. "Da gehen aus 40 Jahren pazifistischer Partei zwei Politiker hervor, die sich den politischen Realitäten ungeheuer schnell gestellt haben bei den Waffenlieferungen und in Energiefragen", sagte er. Die beiden würden diese 180-Grad-Wende "glaubwürdig, erklärend und verständnisvoll" darstellen, mit ihrem gesamten Auftreten und ihrer Körperhaltung.
Bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hingegen vermisse er, dass dieser die Bürger bei seiner Kehrtwende mitnehme. Zwar sei es richtig, die Haltung auch innerhalb der Partei erst zu prüfen, meinte Huber. Falsch sei aber, das nicht von Anfang an zu kommunizieren.
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