Ein immergrüner Strauch, dessen Blätter an einen Lorbeerbaum erinnern, aber glänzender und dicker sind – und der sich schnell vermehrt: Das sind die Haupteigenschaften des Kirschlorbeers. Inzwischen ist er nicht mehr nur in Neubaugebieten weit verbreitet, sondern auch dort, wo ihn niemand gepflanzt hat – mit Folgen für die Waldbesitzer.
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"Alle heimische Flora ist eigentlich bedroht von ihm"
Im Wald bei Straß im Landkreis Neu-Ulm sind auf kleiner Fläche gleich drei wild gewachsene Kirschlorbeer-Sträucher zu finden. Oder besser gesagt: Lorbeerkirschen, botanisch "Prunus laurocerasus". Denn der Strauch ist nah mit den Kirschen verwandt. Die Landwirte der Waldgenossenschaft Straß ziehen mit dem Traktor und der Kette eine der Pflanzen aus dem Boden des Waldstücks. "Wehret den Anfängen", sagt Revierförster Michael Mayr, der bei der Aktion dabei ist. Am besten, man beseitige die Sträucher frühzeitig, so Mayr.
Das Bundesamt für Naturschutz stuft Kirschlorbeer als potenziell invasiv ein, denn: Die Sträucher können Dickichte bilden und einheimischen Pflanzen den Platz wegnehmen. Zum Beispiel der kleinen Eiche, die dort wächst, wo Förster Mayr gerade steht. Sie wäre wichtig für die Naturverjüngung, damit der Wald in Zukunft klimastabil wird. "Der Kirschlorbeer als dauergrüne Pflanze nimmt einfach ganzjährig Licht vom Boden. Alle heimische Flora ist eigentlich bedroht von ihm", sagt Mayr.
Vögel verbreiten Samen des Kirschlorbeers
Der Kirschlorbeer stammt ursprünglich aus Vorderasien. Einer historischen Quelle zufolge ist in Nürnberg bereits 1588 ein gepflanzter Kirschlorbeer gewachsen. Im 21. Jahrhundert hat er sich in den Neubaugebieten durchgesetzt.
Auch dort ist er fehl am Platz – zumindest in dieser Menge. Das sagen Naturschützer wie Ralf Schreiber vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz Neu-Ulm, aus einem einfachen Grund: "Wenn die Beeren da sind, werden sie von den Vögeln gefressen und die lassen sie dann hinten raus irgendwo fallen, in der freien Natur, wo er eben auch wieder anwächst und wurzelt." Aus Sicht des Naturschutzes ist es also ungünstig, dass Amseln, Drosseln und Spatzen die Kirschlorbeer-Beeren fressen und die Samen in den Wald bringen, wo sich der potenziell invasive Strauch ausbreitet.
Kirschlorbeer hat Insekten wenig zu bieten
Zudem vertreten Naturschützer den Standpunkt, dass der Kirschlorbeer einheimischen Tieren kaum Futter bietet. Die Blüten liefern ein bisschen Nektar und die Blätter schmecken höchstens Rüsselkäfern - denn sie enthalten viel Blausäure und sind, ebenso wie die Beeren, auch für Menschen giftig. "Natürlich hocken da auch Vögel drin und nisten", sagt Schreiber. "Aber da können wir genauso gut Drahtgestell aufstellen." Dort würden sie auch nisten, meint der Naturschützer.
Besser für Insekten: Liguster und Rotbuche
Einheimische Heckenpflanzen wie Liguster, Kornelkirsche, Buche und Hainbuche bringen mehr für die Artenvielfalt. Denn sie bieten auch spezialisierten Tierarten, die auf bestimmte Pflanzen als Nahrung angewiesen sind, wie zum Beispiel dem Ligusterschwärmer oder dem Flachen Glanzkäfer, Nahrung und Lebensraum. Doch heimische Hecken kommen in Neubaugebieten kaum noch vor. Auch deshalb, weil kein Strauch so schnell und dicht wächst wie der Kirschlorbeer.
Heckenschnitt landet illegal im Wald
Die Kirschlorbeer-Blätter verrotten im heimischen Kompost nicht, weil sie zu viel Blausäure enthalten. Deswegen fahren manche Gartenbesitzer den Heckenschnitt kurzerhand in den Wald statt auf den Wertstoffhof. Das ist verboten und könnte – neben der Verbreitung über den Vogelkot – auch dazu führen, dass der Kirschlorbeer über kurz oder lang wirklich invasiv wird. Das sei ein Problem für den Wald der Zukunft, so Förster Mayr: "Wir sehen das natürlich sehr kritisch."
Manche Gemeinden verbieten in ihren Freiflächengestaltungssatzungen inzwischen die Pflanzung von Kirschlorbeer und oder auch Thuja im Garten. Doch ausgewilderte Exemplare sind inzwischen in allen Regierungsbezirken zu finden.
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