München, Traunstein, Kaufbeuren, Günzburg, Lauf und viele weitere Orte sind auf den gemalten Schildern zu lesen, die jede Schule zur Kundgebung auf dem Königsplatz mitgebracht hat. Hier haben sich Privatschulen versammelt, um für eine bessere Finanzierung zu demonstrieren. Aufgerufen zu der Veranstaltung hatte der Rat der freien Schulen, ein Zusammenschluss von Schulträgern. Ihre Forderung: gleich viel Geld für jeden Schüler - egal, ob er eine staatliche, private oder kirchliche Schule besucht. Bislang gebe es da ein großes Ungleichgewicht, sagt Peter Kosak, Sprecher des Rats.
Immer dann, wenn sich in den staatlichen Schulen das Verhältnis Schüler zu Lehrer verbessere, dann müsste sich auch bei den Privatschulen das Verhältnis verbessern. Sprich: Dann müsste mehr Geld bei den Privatschulen ankommen. Bislang sei das aber nicht der Fall.
Beispiel Schulpsychologen: Wenn der Freistaat Bayern mehr Stunden für Schulpsychologen zur Verfügung stellt, sollte das auch bei den privaten Schulen durchschlagen. Das passiere aber nicht. "Die Eltern sehen aber, was an staatlichen Schulen geboten wird, und erwarten das auch von uns. All diese Ausgaben müssen wir aber selbst tragen, die werden nicht refinanziert", so Kosak.
Energiekosten wiegen schwer
Kosak rechnete außerdem vor: Im Jahr 2019 seien für jeden Schüler Energiekosten von 103 Euro pro Jahr angefallen, jetzt sei man bei 284 Euro pro Schüler. Kosten, die die Privatschulen ohne entsprechende Unterstützung vom Freistaat nicht stemmen könnten. Zwar würden die Personalkosten für die Lehrer fast zu 100 Prozent vom Staat ersetzt, der Rest müsse von den Schulen selbst getragen werden.
Politik verspricht zu helfen
Die Vertreter der verschiedenen Landtagsfraktionen versprachen auf der Kundgebungs-Bühne, sich für die Privatschulen einzusetzen. Josef Zellmeier, der Vorsitzende des Haushaltsausschusses, machte deutlich, dass ihm die Privatschulen wichtig seien. Deren finanzielle Ausstattung sei nicht ausreichend, die Umsetzung von vielem "nicht gut gelaufen". Es sei allerdings schon gelungen, etwas für die Privatschulen zu erreichen, sagte Zellmeier. Immerhin 13 Millionen Euro stünden zusätzlich bereit. Der haushaltspolitische Sprecher der Freien Wähler, Bernhard Pohl, kündigte anschließend sogar an, noch in dieser Legislaturperiode werde das Schulfinanzierungsgesetz überarbeitet. "Ich werde den Finanzminister davon überzeugen, dass ihr wichtig seid", sagte er. Man habe schon "Geld zusammengekratzt", aber die Situation für die Privatschulen werde sich weiter verbessern.
Auch Martin Hagen, Fraktionschef der FDP und selbst "stolzer Vater einer Montessori-Schülerin", sicherte den Privatschulen seine Unterstützung zu. Schulen müssten fair finanziert werden. Seine Fraktion wolle, dass staatliche und private Schulen gleiches Geld bekämen. Anna Schwamberger, die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, sagte, das Problem müsse gemeinsam gelöst werden. Angesichts des aktuellen Lehrermangels dürfe "nicht einer dem anderen die Lehrer wegziehen".
200.000 Schüler an Privatschulen
Knapp 15 Prozent der bayerischen Schülerinnen und Schüler werden in privaten Schulen unterrichtet. Das sind im Freistaat rund 200.000 Kinder und Jugendliche. In der öffentlichen Wahrnehmung seien diese Schulen, egal ob von einem kirchlichen Träger, Montessori-, Waldorf- oder anderen Verbänden, oft "die Schulen für die Kinder der Reichen", beklagt Kosak. Das stimme aber nicht. In seiner Schule in Augsburg müssten die Eltern gerade mal 35 Euro pro Monat bezahlen.
Privatschulen bekommen fast zwei Milliarden
Laut Haushaltsentwurf für das Jahr 2023 stehen den Privatschulen im kommenden Jahr fast zwei Milliarden Euro zu. So viel wie noch nicht zuvor, teilte ein Sprecher mit. Das sehen auch die Vertreter der Privatschulen so - trotzdem fordern sie, gleichgestellt zu werden. Die Finanzierungslücke zwischen staatlich und privat ist aus Sicht von Peter Kosak zu groß.
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