Die Erinnerung an die Nazi-Verbrechen sei nach fast 80 Jahren wichtiger denn je, sagt die Generalkonsulin des Staates Israel in München, Talya Lador-Fresher. Sie sprach in der Untertageanlage in der Welfenkaserne bei der Gedenkveranstaltung für die Befreiung des Dachauer KZ-Außenlager-Komplexes. "Der steigende Antisemitismus in Deutschland, in Europa und leider in der ganzen Welt macht mir echt Sorgen", sagte sie dem BR.
Knobloch besorgt über Judenhass
Einige Überlebende des Lager-Komplexes und zahlreiche Nachkommen kamen und hörten auch eine Rede der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch. Auch sie zeigte sich besorgt. Sie habe sich nicht vorstellen können, dass sie "einen Antisemitismus dieser Art und einen Judenhass dieser Art nochmal erleiden muss".
Ausstellung über einen mutigen Kaminkehrer
Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung wurde die Ausstellung "Alois Elsner - Der stumme Helfer“ eröffnet. Der Landsberger Kaminkehrermeister half KZ-Häftlingen und riskierte dafür sein Leben. Seine Geschichte war bislang kaum bekannt.
Relikt aus einer dunklen Vergangenheit: "Weingut II"
Die Bundeswehr hatte zum Tag der Befreiung zusammen mit der Stadt Landsberg und der Marktgemeinde Kaufering eingeladen.
Die Untertageanlage in der Welfenkaserne Landsberg am Lech ist ein Relikt deutscher Nazi-Vergangenheit. Aufgrund alliierter Luftangriffe im Jahre 1943, bei denen Rüstungsfabriken und Fertigungsanlagen zerstört wurden, sollten im Reichsgebiet insgesamt sechs unterirdische Flugzeugfabriken errichtet werden. Drei davon in Landsberg am Lech, unter den Decknamen "Diana II", "Weingut II" und "Walnuss II". Ursprünglich war geplant, dass jeder der Bunker 400 Meter lang und 86 Meter tief werden sollte.
Der einzige noch erhaltene Bunker "Weingut II" mit 233 Meter Länge in 85 Meter Tiefe wurde halb fertiggestellt und befindet sich heute auf dem Gelände der Welfenkaserne.
23.000 Häftlinge als Zwangsarbeiter nach Landsberg deportiert
Zum Bau der Bunker wurden etwa 23.000 Zwangsarbeiter, überwiegend jüdischer Herkunft, aus dem KZ-Dachau in die Außenlager nach Landsberg und Kaufering deportiert. Dort mussten sie unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen für die Nazis schuften. Mehr als 6.000 von ihnen starben.
Der Bunker im Bunker
Die US-Armee nutzte die Bunkeranlage nach Kriegsende überwiegend als Munitionsdepot. Ziel war es, US-amerikanische militärische Marschflugkörper einzulagern. 1960 wurde die Anlage von der Bundeswehr übernommen und ausgebaut. Es entstand ein Bunker im Bunker. Ab 1964 wurde das Gelände als Lager- und Instandsetzungseinrichtung genutzt. Die heutige Welfenkaserne wurde in den 1970er-Jahren neu gebaut.
Im Video: Gedenken zur Befreiung von Dachauer KZ-Außenlager
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