Im Prozess um einen tödlichen Verkehrsunfall bei Mitterfels im Kreis Straubing-Bogen ist der Angeklagte am Mittwoch vor dem Amtsgericht Straubing zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Der Richter sprach den 26-Jährigen der zweifachen fahrlässigen Tötung, zweifachen fahrlässigen Körperverletzung sowie gefährlichen Gefährdung des Straßenverkehrs schuldig.
Unfallverursacher habe bewusst mit dem Feuer gespielt
Durch den Unfall seien zwei junge Menschen aus dem Leben gerissen und die Leben dreier Familien auf den Kopf gestellt worden, sagte der Richter. "Für was eigentlich?" Weil jemand meine, sich einen schönen Abend mit ein paar Bier zu machen und dann meine, sich ans Steuer setzen zu müssen. Es gebe Unfälle, die jedem passieren könnten, doch ein solches Augenblicksversagen liege hier nicht vor. "Sie haben bewusst mit dem Feuer gespielt, und in diesem Feuer sind zwei Menschen zu Tode gekommen", wandte sich der Richter an den Angeklagten. Dieser habe "schwere Schuld" auf sich geladen.
Strafe könne Angeklagtem helfen, sich selbst zu verzeihen
Eine Bewährungsstrafe wäre nicht geeignet, ein gerechter Schuldausgleich zu sein. Eine Haftstrafe reiße den Angeklagten aus seinem Leben und sei sicherlich eine Belastung für dessen Lebensgefährtin und Tochter. Aber: "Das haben Sie über ihr Leben gebracht." Außerdem könnte der Strafvollzug dem Angeklagten helfen, sich die Tat eines Tages vielleicht zu verzeihen. "Wenn Sie sagen können: Ich habe meinen Beitrag geleistet, und ich habe meine Schuld gesühnt."
Unfallverursacher stand unter Alkoholeinfluss
Bei dem Unfall in der Nacht zum 3. Juni 2023 im Landkreis Straubing-Bogen war der Angeklagte unter Alkoholeinfluss gegen einen entgegenkommenden Wagen geprallt. Ein 17-Jähriger und eine 16-Jährige kamen ums Leben, der 18-jährige Fahrer und eine weitere 16-Jährige wurden schwer verletzt. Dem 18-Jährigen versicherte der Richter mehrmals, dass er keinerlei Mitschuld an dem Unfall trage.
Die beiden Überlebenden und die Mütter der Getöteten richteten eindringliche Worte an den Angeklagten und kritisierten, dass sich dieser nicht zeitnah nach dem Unfall bei ihnen gemeldet habe. Das habe den Eindruck erweckt, ihr Leid interessiere ihn nicht.
Überlebende: "Ich stehe vor einem Scherbenhaufen"
Die heute 17-jährige Überlebende hat bei dem Unfall ihre Zwillingsschwester und ihren Freund verloren. Ihre Schwester wiederum war die Freundin des 18-Jährigen. "Wir waren einfach unzertrennlich", sagte die Jugendliche über ihre Schwester. Ihr fehle ihre zweite Hälfte. Dass sie aufgrund ihrer Verletzungen nicht an der Beerdigung ihres Freundes habe teilnehmen können, breche ihr das Herz. Sie habe Albträume und Angst vor Autofahrten, könne nicht mehr reiten und Ski fahren und habe ihre Ausbildung unterbrochen. "Ich stehe vor einem Scherbenhaufen", sagte sie unter Tränen.
Der Angeklagte folgte den Worten betroffen, wischte sich immer wieder Tränen aus den Augen. Der 26-Jährige ist wegen der Folgen der Tat in psychologischer Behandlung. "Nichts, was ich tue, macht das wieder gut", sagte er in seinem Letzten Wort. "Es war ein Riesenfehler."
Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert
Der Staatsanwalt hatte in seinem Schlussvortrag für den 26-Jährigen zwei Jahre und acht Monate Haft gefordert, die Vertreter der Nebenklage plädierten auf drei Jahre und neun Monate beziehungsweise drei Jahre und zehn Monate Haft. Der Verteidiger forderte eine zweijährige Bewährungsstrafe. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Mit Material der dpa
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