Mehrere Paare in Tracht tanzen auf auf einer Linde um den Baum.
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Bei der Limmersdorfer Dorfkirchweih tanzen Paare um eine Linde. Die Tradition gibt es seit 1792.

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Rarität in Deutschland: Der Tanz auf der Linde in Limmersdorf

Im Kreis Kulmbach stehen drei der letzten in Deutschland noch "betanzten" Tanzlinden. Zur Kirchweih drehen die Platzpaare ihre Runden auf dem Tanzboden, der um den Stamm gebaut ist. Seit 1729 wird die Tradition bis heute fortgeführt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die etwa 16 Meter hohe Tanzlinde in Limmersdorf stammt "irgendwann aus dem 17. Jahrhundert", heißt es vom "Verein zur Erhaltung und Förderung der Limmersdorfer Kirchweihtradition". Um diese Tanzlinde hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein dörflicher Brauch entwickelt: Die Lindenkirchweih, eine auch heute noch gelebte Tradition, die immer an den Tagen rund um den Namenstag des heiligen Bartholomäus (24. August) oder dem Wochenende danach stattfindet.

Platzpaare organisieren Kirchweih rund um die Tanzlinde

Mit dem traditionellen Bieranstich startete am Samstag die Lindenkirchweih in Limmersdorf, einem Gemeindeteil des Marktes Thurnau im Landkreis Kulmbach. Acht junge Frauen und Männer hatten sich als sogenannte Platzpaare schon seit mehreren Tagen um Aufbau und Ablauf der Kirchweih gekümmert. Für die jungen Leute aus der Kirchengemeinde ist es Tradition, einmal im Leben zu den Platzpaaren zu gehören, so Simon Tauer, einer der vier sogenannten "Bloodzer" oder "Plootzer", gegenüber dem BR. Die Platzpaare ziehen am Kirchweihsonntag und -montag mit Musik durch Limmersdorf. Dabei werden die Damen von den Herren abgeholt und müssen dabei jeweils einen Tanz absolvieren. Mit dabei ist auch ein Hammel, der als Maskottchen durch den Ort geführt wird.

Tanzlinde in Limmersdorf ist 300 Jahre alt

Die Umzüge enden an der 300 Jahre alten Tanzlinde, in deren Krone, auf etwa vier Metern Höhe, ein Tanzboden mit Platz für eine kleine Musikkapelle eingebaut ist. Am Kirchweihsonntag wird von den vier Platzpaaren nach dem Festumzug dort der Kirchweihtanz eröffnet, berichtet Simon Tauer. Die vier Platzpaare haben dafür bereits seit einem halben Jahr den traditionellen Dreher, Walzer und einen Hochzeitsmarsch eingeübt. Nach den Eröffnungstänzen der Platzpaare ist die Tanzlinde für das Publikum geöffnet. Eine weitere Besonderheit ist die Sandkegelbahn. Die viertägige Limmersdorfer Lindenkirchweih gibt es nachweislich seit 1729. Sie zählt seit 2015 zum immateriellen Kulturerbe.

Tanzlinde: Eine Seltenheit in Deutschland

Neben Limmersdorf gibt es im Landkreis Kulmbach noch zwei weitere Tanzlinden in Langenstadt (Gemeinde Neudrossenfeld) und Peesten (ein Gemeindeteil des Marktes Kasendorf), auf denen ebenfalls zur Kirchweih getanzt wird. Und auch in Thüringen gibt es in Effelder, Sachsenbrunn und Oberstadt noch Tanzlinden. Sie zählen zu den letzten verbliebenen Tanzlinden im "engeren Sinne", denn Tanzlinden werden in verschiedene Kategorien eingeteilt, die das Deutsche Tanzlindenmuseum Limmersdorf erklärt. Insgesamt gibt es im Bundesgebiet noch mehrere Tanzlinden, die aber zum Teil nicht mehr genutzt werden oder gar keine Gerüste mehr besitzen. Auch gibt es Neu-, bzw. Nachpflanzungen, die jedoch rund 50 Jahre alt werden müssen, um als Tanzlinde genutzt werden zu können. Auch in Limmersdorf ist aus der alten Tanzlinde schon vor Jahrzehnten ein Sämling gezogen worden, der irgendwann Mittelpunkt der Lindenkirchweih sein wird.

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Von Außen kaum zu erkennen: In dem dichten Blätterdach der Limmersdorfer Linde befindet sich der Tanzboden, der auch heute noch "betanzt" wird.

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