Es ist Erntezeit. Doch bei dem vielen Regen mussten viele Landwirte eine "Zwangspause" einlegen.
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Es ist Erntezeit. Doch bei dem vielen Regen mussten viele Landwirte eine "Zwangspause" einlegen.

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Zu viel Regen: Weizen droht auf Feldern zu verderben

Im Juli war es erst heiß und trocken, dann herrschte gefühlt Dauerregen. Nun ist es relativ kalt. Das stellt die Landwirte bei der Getreideernte vor Herausforderungen. Andere Kulturen profitieren dagegen von der Nässe.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Mit herabhängenden Ähren und grau-schwarz verfärbt statt aufrecht und goldgelb: So sehen viele Weizenfelder in Bayern gerade aus. Nämlich die, die noch nicht abgeerntet wurden, bevor es vor rund zwei Wochen anfing zu regnen. Rund 20 Prozent der Weizenfelder in Bayern stehen noch – auch jenes von Landwirt Andreas Deuringer aus Bobingen bei Augsburg. Sein Weizen wäre jetzt bereit zur Ernte, doch aufgrund der Nässe sind die Felder unbefahrbar und das Getreide ist zu nass.

Getreide keimt: Laut Landwirt "hinüber"

An einigen Stellen hat sich das Getreide sogar platt auf die Erde geschmiegt. Hier offenbart sich das ganze Ausmaß des Schadens: Aus den Ähren einiger Pflanzen sprießen grüne Triebe. Die bilden sich, wenn Enzyme im Korn aufgrund der Nässe aktiv werden. "Dann ist es kein Mahlweizen oder Brauweizen mehr, dann ist das hinüber", sagt Landwirt Deuringer. Und auch dort, wo die Körner noch nicht keimen, haben Schwärzepilze die Ähren dunkel verfärbt.

Wie Deuringer geht es vielen Landwirten in Bayern. Der Getreidereferent des Bauernverbandes, Anton Huber, meldet, dass vor allem Gebiete in Schwaben betroffen sind. Und auch User der Facebook-Seite von "Unser Land" berichteten von sprießenden Weizenähren.

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Eine sprießende Ähre - eine Katastrophe für Weizenbauern.

Habe das Getreide keine Backqualität mehr und könne es nur noch als Futtergetreide vermarktet werden, führe dies zu großen Einbußen für die Landwirte, sagt Huber weiter. Auswirkungen auf die Verbraucher und damit auf die Versorgung mit Mehl und Backwaren werde das jedoch nicht haben. "Getreidehandel ist global", betont Huber.

Mais und Kartoffeln profitieren vom Regen

Erfreulich sei der Regen allerdings für Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben oder auch für das Grünland, so Huber. Mais und Kartoffeln werden später geerntet und profitierten deshalb von der Feuchtigkeit.

Bei Wintergerste und Winterweizen, also bei längst abgeernteten Sorten, seien die Erträge höher ausgefallen als erwartet, teilt Peter Doleschel, Leiter des Instituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), mit. Für Getreide, das nun unter der feuchten Witterung gelitten hat und erst noch geerntet wird, rechnet er mit unterdurchschnittlichen Erträgen.

Für die Futtergewinnung in der Landwirtschaft sei der Regen gut gewesen. Kleegras etwa oder Luzerne profitierten davon, so Doleschel.

Keine Prognose für Braugerste

Speziell beim Thema Braugerste sieht Markus Herz von der LfL große Schwankungen hinsichtlich Qualität und Ertrag: "Das fällt lokal extrem unterschiedlich aus." Es sei noch nicht absehbar, welche Ernte man einfahre. Die Anbaufläche für Sommergerste ist in Bayern nach LfL-Angaben wieder zurückgegangen – von rund 98.600 Hektar im Vorjahr auf knapp 87.000 Hektar in diesem Jahr.

Wichtigstes Getreide auf den bayerischen Feldern ist und bleibt der Weizen mit einer Anbaufläche von 498.160 Hektar. Jedoch waren es 2022 noch mehr als 510.000 Hektar. Gewachsen ist dagegen die Anbaufläche für Winterraps, und zwar um neun Prozent auf etwa 112.500 Hektar.

Laut LfL hatte sich das Wetter in diesem Jahr bislang als schwierig für die Landwirtschaft gezeigt: Die Aussaat im Frühling wurde erschwert durch Kälte und Regen, dann folgte ab Mitte Mai eine lange Phase der Trockenheit und Hitze, ehe es gegen Ende Juli vielerorts zu regnen begann und deutlich kühler wurde.

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