Landwirt Michael Keidel gräbt eine Zuckerrübe aus.
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Landwirt Michael Keidel gräbt eine Zuckerrübe aus.

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Regensommer: Positive Folgen für späte Kulturen auf Äckern

Viele im Freistaat hatten sich den Ferienbeginn wohl anders vorgestellt: Seit über zwei Wochen regnet es immer wieder. Bayerns Landwirte bewerten die Lage jedoch positiver - ihren Kulturen auf den Äckern kommt die Wetterlage meist zugute.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Mit den Gummistiefeln sinkt Landwirt Michael Keidel mehrere Zentimeter tief ein, als er über seinen Acker geht, um die Zuckerrüben zu begutachten. Es nieselt, der Wind weht, das Thermometer zeigt 17 Grad Celsius - Anfang August im Hochsommer. "Das Wetter und der Regen sind sehr gut für uns", sagt Keidel. Nur zum Säen bräuchte der 26-Jährige etwas längere Trockenperioden.

Zu dem Hof in Rimpar im Landkreis Würzburg, den Keidel in neunter Generation führt, gehören 300 Hektar Land. Neben Weizen, Dinkel und Raps baut er hier auch späte Kulturen an, die noch nicht geerntet wurden. Zum Beispiel Mais oder eben Zuckerrüben. Ihnen hilft der Regen der vergangenen Wochen besonders.

Mehr Volumen bei Zuckerrübe und Mais

"Mengenmäßig wirkt sich der Regen positiv auf Mais und Zuckerrüben aus", sagt Markus Drexler, Pressesprecher des Bayerischen Bauernverbands, gegenüber BR24. Zuckerrüben könnten aber auch mit Trockenperioden recht gut umgehen: Eine Strategie der Pflanze sei es zum Beispiel, die Blätter flach auf den Boden zu legen. "Wenn jetzt durch den Regen die Masse zunimmt, fällt gleichzeitig erstmal der Zuckergehalt. Da kommt es darauf an, wie es mit der Witterung weitergeht", sagt Drexler.

Was die Wetteraussichten betrifft, ist Landwirt Michael Keidel positiv gestimmt. Für die Zuckerrüben sei der Regen zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Bis sie im Oktober und November geerntet werden, vergrößern sie nun ihr Volumen. Maispflanzen seien durch Trockenperioden im Mai und Juni tendenziell kürzer, die Kolben seien aber gut ausgereift und voll. "Beim Mais wird es so sein, dass der Regen jetzt noch einiges an Masse bringt, weil der Kolben nun ausgebildet wird. Wenn wir eine Trockenheit gehabt hätten wie letztes Jahr noch im August, die jetzt Gott sei Dank ausfällt, dann wäre der Kolben auch sehr klein gewesen. Da fehlt dann die Masse", erklärt der Landwirt.

Rübenacker in Rimpar bei Würzburg
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Rübenacker in Rimpar bei Würzburg

Bayernweit deutlich mehr Regen als im Juli 2022

Im Juli hat es in Würzburg knapp 60 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gegeben, im Sommer 2022 waren es nur 13 Liter - was einem Fünftel des durchschnittlichen Niederschlags des Zeitraums von 1981 bis 2010 entsprach. Gemessen daran, sind mit dem Juli-Niederschlag 2023 in Würzburg 90 Prozent des durchschnittlichen Niederschlags erreicht worden.

Auch in München hat es mit über 95 Litern pro Quadratmeter im Juli 40 Liter mehr geregnet als im Juli 2022. Damals erreichte der Niederschlag lediglich 45 Prozent des Durchschnittswerts, in diesem Juli waren es 78 Prozent. Auch in Kempten fiel im vergangenen Jahr mit 64 Litern unterdurchschnittlich wenig Regen, im Juli 2023 sind es mit über 115 Litern pro Quadratmeter vier Fünftel des Durchschnittsniederschlags gewesen.

Niederschlag entscheidend für Wein

Dieser Niederschlag komme auch den Winzerinnen und Winzern in Bayern zugute, sagt Beate Leopold, selbst Winzerin und Beraterin beim Weinbauring Franken. Sie berät Winzerinnen und Winzer in ganz Franken. Das dominierende Thema ist meistens die Trockenheit. Doch in diesem Jahr ist das anders.

"Der Regen ist genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen", erklärt die 43-Jährige. "Der Beginn von der Reife ist ganz wichtig, da braucht die Rebe nochmal einen Nährstoff-Schub. Den hat sie nun über den Niederschlag auch erhalten." Außerdem sei in der jetzigen Reifephase - zur Einlagerung von Inhaltsstoffen - eine gute Wasserversorgung entscheidend. Die aktuelle Niederschlagsmenge stimme die meisten Winzerinnen und Winzer sehr zuversichtlich für den Reifeverlauf.

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Winzerin Beate Leopold vom Weinbauring Franken teilt die Trauben, damit sie nicht faulen und besser wachsen können.

Niederschlag kommt nicht überall an

In den Steillagen und bei den Jungreben helfe der Regen laut Leopold jedoch weniger. Wurzeln von Jungreben reichen nur etwa 30 bis 35 Zentimeter in den Boden. Erst ab einer Wurzellänge von einem Meter würden Reben nach etwa zehn Jahren ihre volle Wasserversorgung erlangen. Deshalb dürfen junge Anlagen, abhängig von ihrem Standort, meist bewässert werden.

Schaut man von oben auf die Weinberge, sind viele neue hellgrüne Triebe zu erkennen. "Die sind durch den Regen der vergangenen Wochen entstanden und helfen enorm bei der Photosynthese", erklärt Leopold.

Allgemein sei die Stimmung jetzt nach den Niederschlägen wieder ziemlich gut," so die Winzerin. Um den elften September beginnt die Weinlese in Unterfranken, die Zuckerrüben-Ernte folgt im Oktober oder November. Beide Kulturen können sich durch den Niederschlag nun noch einmal erholen. Doch langfristig wird man sich laut Keidel und Leopold auf immer längere Hitzeperioden einstellen müssen.

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